Grafing:Divertimento im Schlosshof

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Sommerserenade auf Schloss Elkofen: Das Orchester des Kulturvereins Zorneding-Baldham bringt das historische Gemäuer zum Klingen. (Foto: Christian Endt)

Das Symphonieorchester Zorneding-Baldham spielt stimmungsvolle Serenade in Elkofen

Von Rita Baedeker, Grafing

Für eine sommerliche Serenade gibt es im Landkreis wohl keinen bezaubernderen Ort als Schloss Elkofen. Dass die im Zuge des 30-jährigen Krieges brandschatzenden Schweden das verwunschen im Grün liegende Gemäuer nicht gefunden haben und die kleine, gut tausend Jahre alte Burg daher verschont blieb, ist eine Legende, aber glaubhaft. Auch heute erobern höchstens Insider, etwa die Besucher der Sommer-Serenaden, das stolze Anwesen.

Der kleine Hof mit Burgtor und hölzerner Brüstung ist atmosphärisch wie geschaffen für die Musik, die das Orchester des Kulturvereins Zorneding-Baldham am Samstag den Besuchern darbietet. Über den Hof hinweg ziehen kleine weiße Wolken, Vögel suchen unter Dachsparren ihr Nachtquartier auf. Als Auftakt erklingt die Ouvertüre zur Oper "Der Schauspieldirektor" von Mozart, eine für Schloss Schönbrunn geschriebene Komödie, die zu Schloss Elkofen aber ebenso gut passt. Die Zuhörer schauen auf das Wandgemälde eines prachtvollen Ebers, der, wie die Inschrift verrät, 1670 erlegt wurde. Daneben eine Darstellung der Jagdgöttin Diana. Fehlt nur noch Hörnerschall. Und der kommt auch - geblasen von Jakob Huterer, der mit Priti Schublach, Oboe, Hannes Hackl, Klarinette, und Elfi Hitzsche, Fagott, die Soli in der "Sinfonia concertante" von Mozart spielen wird.

Die vier sind Bläsersolisten des Orchesters. In Mozarts Sinfonia concertante in Es-Dur geben sie eine überzeugende Interpretation dieses Auftragswerks, das, zum Ärger des Komponisten, nie aufgeführt wurde. Das Manuskript blieb verschlossen. Erst im 19. Jahrhundert tauchte eine Version auf, die man Mozart zuschreibt. Vor allem im dritten Satz, dem Andantino mit zehn Variationen, haben die vier Bläser wechselnde Soli und rhythmisch verzwickte Motive, die sie mit Bravour bewältigen, allen voran Oboistin Priti Schlubach mit schmelzendem sicheren Klang, während einzelne Orchestermusiker, die den Refrain spielen, stellenweise mit der Intonation zu kämpfen haben. Der Satz beginnt sprühend und keck. Fagott und Klarinette, die sanften, beweglichen unter den Holzblasinstrumenten, glänzen mit schönem Legato, leuchtend und warm die Klangfarbe des Waldhorns.

Nach dem Signal der Trompete, die zur Lokalität passend vom Burgtor aus das Ende der Pause ankündigt, steht Musik auf dem Programm, wie geschaffen für den Schlosshof: die "Antiche Danze ed Arie", eine Suite, die Ottorino Respighi nach Lautenstücken des 16. Jahrhunderts komponiert hat. Respighi wollte die zu seinen Lebzeiten im 19. Jahrhundert kaum mehr beachtete italienische Instrumentalmusik neu beleben und bearbeitete Lautenmusik des 16. und 17. Jahrhunderts für großes Orchester. Ihren einfachen Tanzcharakter haben die Stücke gleichwohl behalten. Vor allem die "Danza rustica" enthält hüpfende Rhythmen, aber auch Figuren für "gesittete" Schrittfolgen. Die Streicher geben sodann der "Siciliana" wiegenden Charme. Und die abschließende synkopen- und motivreiche"Bergamasca" hat wieder einen ausgelassenen Charakter, der dem Orchester rhythmische Schwerarbeit abverlangt.

Danach klingen die drei Ungarischen Tänze von Johannes Brahms wie entspanntes Ausatmen. Ursprünglich für Klavier zu vier Händen komponiert, schrieb Brahms für einige Stücke auch Orchester-Arrangements. Im ersten Tanz bilden die Streicher zu Beginn einen Klangteppich, der das Blut in Wallung bringt. Im zweiten bewähren sich die Bläser, im dritten entfacht das Orchester wahre Glut. Weil es so schön war, wird der Tanz als heftig erklatschte Zugabe noch mal gespielt - die Zuschauer, so die Anregung von Dirigent Andreas Pascal Heinzmann, begleiten das Stück perkussiv klatschend. Mittanzen wäre zwar auch eine schöne Idee gewesen, im Schlosshof aber nicht machbar.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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