Grafing:Deutliche Worte

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Die Stadt Grafing interveniert bei der Regierung von Oberbayern

Von Thorsten Rienth, Grafing

Christian Bauer (CSU) ist zwar noch nicht lange Grafinger Bürgermeister - aber als Ex-Kämmerer der Stadt lange genug im politischen Geschäft, um Dinge einordnen zu können. Zum Beispiel die Erfolgsaussichten einer neuerlichen Grafinger Bahnlärm-Intervention. Also sagte Bauer in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses: "Wie weit wir mit dem Schreiben kommen, weiß ich nicht." Aber unversucht lassen wolle die Stadt natürlich nichts.

Das Schreiben, das Bürgermeister Bauer nun auch mit der formalen Zustimmung des Bauausschusses an die Adresse der Regierung schickte, fußt auf einer Ausarbeitung des Grafinger Arbeitskreises Bahnlärm. Unterm Strich stellte der "AK" drei Kernforderungen.

Die - zumindest aus politischer Sicht - zentrale Forderung ist die Aufnahme des Teilabschnitts zwischen Grafing Bahnhof und Trudering ins Raumordnungsverfahren (ROV) der Neubaustrecke zwischen Tuntenhausen und Kiefersfelden. In diesem Fall rechnet sich Grafing bestenfalls unmittelbarere Einflussmöglichkeiten aus. Mindestens aber wäre die Stadt näher am Informationsfluss des Geschehens.

"Die Auswirkungen der im ROV geprüften Neubaustrecke Tuntenhausen-Kiefersfelden sind aber keineswegs auf diesen Teilabschnitt beschränkt", hatte der Arbeitskreis die Forderung nach Aufnahme begründet. Auf welche Trasse auch immer die Entscheidung südlich von Grafing fällt: Die Auswirkungen auf die Stadt seien nicht von der Hand zu weisen.

Das Ansinnen findet sich nun in gar verschärfter Form im Schreiben aus dem Grafinger Rathaus wieder. Darin ist die Rede von "einer massiven Betroffenheit raumordnerisch beachtlicher Belange", die Selbstverwaltungsrecht und Planungshoheit der Stadt Grafing beeinträchtigten.

Verschärft hat das Rathaus auch die Formulierung des zweiten wesentlichen "AK"-Anliegens: So verlangt die Stadt die Zusage, dass sich die S-Bahnen zwischen Grafing Bahnhof und Trudering die eigentlich für sie vorgesehenen Gleise mit Güter- und anderen Passagierzügen "teilen" müssen. "Es darf kein Mischverkehr entstehen", lautet die Forderung nun.

Warum die Deutlichkeit ganz bewusst so gewählt worden sei, erklärte Bürgermeister Bauer in der Sitzung so: "Der Mischverkehr würde ganz klar zum Nachteil des S-Bahn-Verkehrs gehen." Der aber wiederum sei essenziell für die Anbindung der entlang der Bahnlinie liegenden Gemeinden an die Landeshauptstadt.

Als dritten Schwerpunkt thematisiert die Stadt schließlich den eigentlichen Auslöser des Protests aus der Bürgerschaft: den Bahnlärm selbst. Er übersteige entlang der Bestandsstrecke bereits heute die zulässigen Grenzwerte aus der Verkehrslärmschutzverordnung.

"Schon bisher sind Beurteilungspegel von über 70 dB(A) in der Nachtzeit in den Wohngebieten ermittelt, die ein gesundes Wohnen nicht mehr möglich machen", steht in dem Schreiben. Deshalb fordere die Stadt, die Ausbaustrecken bei den Lärmschutzmaßnahmen wie Neubaustrecken zu behandeln. Hintergrund ist, dass in diesem Fall strengere Grenzwerte gelten. Wie erfolgreich die Intervention ist, wird sich wohl erst in einigen Monaten zeigen. "Wie gesagt", so Bürgermeister Bauer: "Wir wollen nicht einfach locker lassen.

© SZ vom 03.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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