Grafinger Volksfest:Ja wenn das so ist, dann Prost!

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"Bier her, Bier her, oder ich fall um" - diesen Trinkspruch brauchen manche Volksfestbesucher nicht mehr: Sie kommen schon betrunken nach Grafing. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Jugendliche Schnapsleichen und auswärtige Kampftrinker bringen das Grafinger Volksfest auch in diesem Jahr in die Schlagzeilen. Dennoch loben Jugendschützer sich und den Sicherheitsdienst.

Von Konstantin Schätz, Grafing

Eingeschmissene Fensterscheiben, Prügeleien zwischen Jugendlichen, stark alkoholisierte Minderjährige: Was klingt wie Szenen aus dem Hollywood-Streifen "Project X", wo eine Party massiv aus dem Ruder läuft, ist ein Auszug der Vorkommnisse, die auf dem Volksfest in Grafing passiert sind.

Ein großes Thema, welches das Grandauer Volksfest dominiert, sind die vielen betrunkenen Minderjährigen dort. Allein am vergangenen Wochenende gab es drei Vorfälle, in die 15-Jährige involviert waren: Am Samstag wurde einer der Jugendlichen so betrunken von der Polizei aufgegriffen, dass ihn die Beamten nach Hause fahren mussten. Ein Mädchen war so stark alkoholisiert, dass es vom Rettungsdienst versorgt werden musste. Ein ebenfalls 15-Jähriger verletzte sich nach Angaben der Polizei, als er vor lauter Liebesfrust die Fensterscheiben einer Grafinger Firma einschlug.

An diesem Dienstag endet das Grafinger Volksfest mit der 60-Jahr-Feier des Eishockeyklubs EHC-Klostersee. Noch vor dem Ende blickte Sven Kautz vom Kreisjugendamt Ebersberg aufs kommende Jahr. "Wir werden wie jedes Jahr auf den Festwirt zugehen und überlegen, wie die Kontrollen zukünftig besser funktionieren könnten", erklärte Kautz am Montag auf Nachfrage. Zusammen mit Ibrahim Al-Kass und zwei weiteren Jugendpflegern aus Grafing kamen sie zweimal zur Kontrolle aufs Festgelände. "Wir waren am ersten Freitag da und letzte Woche am Mittwoch. An diesen Tagen ist erfahrungsgemäß immer sehr viel los", so Kautz. Sieben Stunden waren sie an diesen Tagen jeweils unterwegs und versuchten, Jugendliche daran zu hindern, sich vorab zu betrinken.

Betrunkene Minderjährige auf ihrem Volksfest beschäftigen die Stadt Grafing seit Jahren. 2009 war die Ebersberger Polizei mit dem Vorschlag gescheitert, das Jugendschutzgesetz zu verschärfen. Der Vorschlag, "dem Alkoholmissbrauch von Jugendlichen entgegen zu treten", indem Bier nur noch an Erwachsene ausgeschenkt werden sollte, scheiterte damals an vielen Stadtratsmitgliedern, die das Problem nicht in dem im Festzelt verkauften Getränken sahen, sondern im sogenannten "Vorglühen". Die jungen Leute würden demnach schon vor dem Besuch im Festzelt Alkohol konsumieren.

Das Volksfest der Kampftrinker und Vorglüher

Auch Jugendpfleger Ibrahim Al-Kass geht davon aus, dass die meisten schon stark alkoholisiert zum Volksfest in Grafing kommen: "Wenn sich die Jugendlichen betrinken wollen, betrinken sie sich. Das können sie auch daheim machen." Letztlich, so Al-Kass, sei es schwer nachzuweisen, was ausschlaggebend dafür ist, wenn ein Gast irgendwann zu betrunken ist, ob das Vorglühen oder die Getränke im Zelt. Anton Kainz, Festwirt des Grandauer Volksfests, sieht das Problem nicht am Bierverkauf im Zelt an 16-Jährige: "Am Freitag lag der erste schon beim Roten Kreuz, da hatten wir noch nicht einmal Anstich", sagt er. Seiner Meinung nach versorgen sich die jungen Leute bereits im Supermarkt mit Alkohol.

In Bezug auf die zahlreichen Ausschreitungen nimmt Al-Kass die Grafinger Jugend in Schutz: "Das sind eigentlich immer Erwachsene, und die meisten kommen nicht aus Grafing, sondern reisen zum Beispiel aus München an." Einer der Vorfälle ereignete sich in der Nacht zum Vatertag, als es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Fangruppen rivalisierender Fußballmannschaften kam. Dabei wurde auch ein Masskrug als Waffe missbraucht. Bei der Festnahme mehrerer Männer wurden zwei Polizeibeamte leicht verletzt.

Insgesamt sei eine "leicht steigende Tendenz der Vorfälle im Vergleich zum Vorjahr zu erkennen", erklärt Polizeichef Dieter Lerchl. Die endgültigen Zahlen können aber erst präsentiert werden, wenn das Grandauer Volksfest vorbei ist. Lobende Worte hat Ibrahim Al-Kass für die Security übrig, die seiner Meinung nach sehr gute Arbeit geleistet habe: "Sie hat viel und gründlich kontrolliert und vor allem hat sie absolut ruhig und deeskalierend gearbeitet." Außerdem betont er, dass es immer nur ein Bruchteil sei, der sich daneben benehme. Eine Einschätzung, die Anton Kainz teilt: "Es ist eine Minderheit."

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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