Grafing:Belästigung am Spielplatz

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Ein Mann mit geistiger Behinderung fasst sich in die Hose. Die Polizei ermittelt, sieht aber keine Gefahr

Von Christian Endt, Grafing

Ein Mann hat Kinder auf dem Spielplatz in der Bahnhofsstraße sexuell belästigt. Der Mann sei zu den Kindern aufs Klettergerüst gestiegen und habe sich an die eigenen Genitalien gefasst, berichten Zeugen. Die Polizei hat den Täter identifiziert, es handelt sich um einen 31-jährigen Mann mit geistiger Behinderung. Man ermittle nun wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Von einer Gefährdung der Allgemeinheit geht die Polizei indes nicht aus.

Der Vorfall ereignete sich am Montagnachmittag. "Es war ja total schönes Wetter", erinnert sich die Mutter eines dreijährigen Buben. "Wir sind am späten Nachmittag auf den Spielplatz. Es war total viel los, alles wie immer eigentlich." Nach einer Weile sei sie allerdings von einer anderen Frau auf einen Mann aufmerksam gemacht worden: "Der wirkte an sich ganz normal - hätte er nicht zwei Knöpfe seiner Hose offen gehabt und die rechte Hand hinein gesteckt." Sie habe das dann noch ein paar Minuten beobachtet, "doch als er auf dem Klettergerüst eineinhalb Meter vor meinem Sohn stand und ihn mit der Hand in der Hose angegafft hat, habe ich ihn angesprochen." Der Mann habe sofort sehr beschämt gewirkt und gesagt: "Ich komm ja schon runter." Er habe dann seinen Rucksack genommen und sei gegangen, so die Zeugin.

Da eine andere anwesende Mutter ein Foto des Mannes aufgenommen hatte, konnte die Polizei dessen Identität schon am darauffolgenden Tag feststellen. "Der Mann hat die Tat eingeräumt", sagt Polizeioberkommissar Josef Christiandl. Er lebe im Landkreis Ebersberg und sei geistig behindert. Nun soll er zusammen mit seinem Betreuer vernommen werden. Auch die Zeugen des Vorfalls möchte die Polizei einladen, um ihre Aussage aufzunehmen. Wenn der Tathergang geklärt sei, entscheide die Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben wird. Als Straftatbestand käme Erregung öffentlichen Ärgernisses in Betracht.

In den vergangenen Wochen kursierten in Grafing Gerüchte, wonach Kinder aus einem Auto heraus angesprochen worden seien. Blau sei das Fahrzeug gewesen, heißt es. "Ein Vater hat uns einen entsprechenden Vorgang gemeldet, seine Tochter sei angesprochen worden", sagt Renate Schwarz-Reis, Leiterin der Grundschule Grafing. Am Hort hätten die Kinder ähnliches berichtet. Daraufhin hätten sie in den Klassen das richtige Verhalten in solchen Situationen besprochen und den Kindern gesagt, dass sie bei niemandem einsteigen sollen. "Wir behandeln das Thema immer wieder und haben es aus aktuellem Anlass wiederholt". Daraufhin hätten sich weitere Kinder gemeldet und von ähnlichen Ereignissen berichtet. Auf Nachfrage habe sich das aber häufig als haltlos erwiesen. Auch die Polizei sei der Sache nachgegangen. Der Verdacht habe sich jedoch nicht bestätigt. In Absprache mit der Polizei gab die Schulleiterin daher kurz vor den Herbstferien in einem Elternbrief Entwarnung. "Es ist ganz schwierig, da die Balance zu halten", sagt Schwarz-Reis, "man muss die Kinder warnen, darf aber keine unnötige Panik verbreiten."

Grund zur Panik gibt es, nach allem was bekannt ist, tatsächlich nicht. Trotzdem bringen viele Eltern in Grafing jetzt den Vorfall am Spielplatz in Verbindung mit dem angeblichen Ansprechen von Kindern einige Wochen vorher. Gibt es einen Zusammenhang? "Das kann ich zwar nicht ganz ausschließen", sagt Josef Christiandl, "ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich." Der Polizist verweist auf die Behinderung des Mannes. Es sei nicht davon auszugehen, dass er jemandem gefährlich werde.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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