Grafing:Altersfreundliches Umfeld

Lesezeit: 2 min

Am Eingang der Grafinger Stadthalle ist wenig Platz für einen Behindertenparkplatz, weil hier auch die Anfahrtszone für die Feuerwehr ist. (Foto: Christian Endt)

Der Grafinger Seniorenbeirat beschäftigt sich mit Barrierefreiheit und generationenübergreifendem Wohnen und stellt fest: Bei allen Themen ist noch deutlich Luft nach oben

Von Alina Schimansky, Grafing

"Der Denkmalschutz steht uns im Weg", sagte Klemens Siebert, der zweite Vorsitzende des Grafinger Seniorenbeirates. Auf der jüngsten Sitzung des Gremiums sprach er damit ein Problem an, das in erster Linie nicht mehr so mobile Kirchgänger betrifft. Zwar lobte Siebert den Einbau eines Aufzuges in der Pfarrkirche St. Ägidius. Allerdings wüssten davon nur wenige Grafinger. Der Grund dafür sei eben der Denkmalschutz, denn an der Kirchenmauer dürften keine Hinweisschilder angebracht werden. "Jetzt haben wir zwar einen Fahrstuhl, doch er wird so gut wie nie benutzt, weil kaum jemand davon weiß", kritisierte auch Winfried Decker. Nun müsse man sich kreativ Gedanken darüber machen, wie mach auf Hilfe angewiesene Kirchgänger auf diese Möglichkeit hinweisen kann.

Aber auch andere Orte in der Stadt hat das Gremium hinsichtlich der Barrierefreiheit überprüft. Lob gab es etwa für die Umsetzung von zwei Schwerbehindertenparkplätzen am Grafinger Marktplatz. "Schön, dass wir diese durchsetzten konnten", freute sich Siebert - auch wenn er gelegentlich feststellen müsse, dass Nichtbehinderte die Parkplätze belegten. Weitere Behindertenparkplätze seien darüber hinaus in Planung, etwa an der Grafinger Stadthalle. So leicht sei das allerdings nicht, wie Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) den Senioren berichtete, weil die Fläche direkt an der Halle entweder als Feuerwehrzufahrt oder als Eingang für das Gymnasium benötigt werde.

"Ich bin selbst gehbehindert, daher wäre es schon mal ein Anfang, weitere zentrale Parkplätze zu schaffen", sagte Ricardo Biermaier. Eine Möglichkeit würde sich bei der Grafinger Tafel an der Griesstraße anbieten, doch auch dort ist man sich nicht ganz einig, ob ausreichend Platz vorhanden sei.

Doch nicht nur die Barrierefreiheit im Ort beschäftigte den Seniorenbeirat. Auch ganz menschliche Bedürfnisse wurden besprochen. Lob gab es für kleinere Läden und den Rewe- und Edeka-Supermarkt, die älteren Menschen ihre Toilette zur Verfügung stellen würden.

Auch die Gestaltung der Freizeit und die Möglichkeit für alte Menschen, unter Leute zu kommen, war Thema der Sitzung. Zwar sei hier auch Eigeninitiative vonnöten, gleichwohl könne die Stadt mit einem seniorenfreundlichem Umfeld dazu beitragen - zum Beispiel mit der Einrichtung eines Bewegungsparcours. Diesen stellte der Seniorenbeirat ganz oben auf ihre Prioritätenliste. Als Anschauungsobjekt wurde Zorneding genannt, wo in einem Park bereits ein Gerät für die Balance und eines zum Klettern errichtet worden ist, sagte Siebert. Auch in Grafing soll ein solches Projekt umgesetzt werden, sobald die Finanzierung geklärt ist. Siebert lobte einen Bewegungsparcours als Möglichkeit, dass Jung und Alt in Grafing zusammenkommen können.

Diskussionsbedarf gab es bei der Frage nach ambulanten Wohngemeinschaften in der Stadt, die Senioren die Möglichkeit geben könnten, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu verbringen. In Grafing ist bereits ein solches Projekt in Planung. Es nennt sich "Wings" (Wohnen in Nachbarschaft - Grafing Stadt) und hat die Ebersberger Hausgemeinschaft "Salwe" (Sozial und alternativ leben und wohnen in Ebersberg) zum Vorbild. In einem Mehrfamilienhaus, das von der Wohnungsbaugenossenschaft Wasserburg errichtet wurde, haben sich drei Ehepaare und drei alleinstehende Frauen eingemietet, um zwar alleine zu wohnen, aber viel Zeit miteinander zu verbringen und sich in der Not zu unterstützen. Aber auch generationenübergreifende Wohnprojekte würde sich der Seniorenbeirat wünschen. Allerdings, so schränkte Bürgermeisterin Obermayr ein, sei es kaum möglich, ein zentral gelegenes Grundstück zu finden, auf dem ein Mehrgenerationenhaus mit 25 bis 30 Wohnungen gebaut werden könnte. Dennoch: Die Vorteile sieht auch Obermayr. Jüngere könnten für die Älteren einkaufen und diese bei der Betreuung der Kinder aushelfen. Der Seniorenbeirat verständigte sich darauf, dieses Thema auch in den nächsten Sitzungen weiter zu verfolgen.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: