Grafing:2,3 Millionen Euro für das Gymnasium

Lesezeit: 2 min

Landrat Robert Niedergesäß vor dem Periodensystem in einem der Fachräume des Gymnasiums. (Foto: Wieland Bögel)

Der Landkreis will die Fachräume für Chemie und Physik in Grafing sanieren

Von Wieland Bögel, Grafing

Die Möglichkeit von Zeitreisen wird von den meisten Physikern zwar verneint, doch wer am Grafinger Gymnasium Physikunterricht genießt, ist mit Ausflügen in die Vergangenheit durchaus vertraut. Und zwar in die frühen 1970er Jahre, aus dieser Zeit stammen nämlich die Fachräume für Physik und Chemie, und sie haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht zum Besseren verändert, wie nun die Mitglieder des zuständigen Ausschusses des Kreistags auf einem Rundgang feststellten. Im kommenden Jahr sollen die Chemie- und Physiksäle für insgesamt 2,3 Millionen Euro saniert und auf den neuesten Stand gebracht werden. Im Ausschuss gab es dafür keine Gegenstimmen; wenn der Kreistag im Oktober ebenfalls zustimmt, kann in den Sommerferien 2016 mit dem Umbau begonnen werden.

"Ich habe hier vor 40 Jahren Abitur gemacht - und es sieht noch genauso aus wie damals", sagte SPD-Kreisrätin Elisabeth Platzer. An den Wänden blicken berühmte Naturwissenschaftler aus ihren schon etwas vergilbten Porträts auf die Holzbänke, in denen sich Schülersprüche aus vier Jahrzehnten erhalten haben. Abstehende Bretter der Deckenverkleidung und die Risse in Wandfarbe und Linoleum sind noch die kleinsten Probleme, erläuterte Architekt Klaus Beslmüller. Viel schwerwiegender sei, dass in den meisten Sälen kein normaler Fachunterricht mehr stattfinden könne. Denn bei einer Begehung vor etwa einem Jahr waren erhebliche Sicherheitsmängel festgestellt worden. So fehlen bei den Strom- und Gasanschlüssen teilweise die inzwischen vorgeschriebenen Notfall-Aus-Schalter, auch ein Notruf-System oder Augen-Duschen gibt es nicht. Zudem entsprechen auch die alten Luft-Abzüge nicht mehr den Vorschriften. Ebenfalls schon bessere Zeiten gesehen haben die Vorbereitungsräume und die Sammlungen, wo etwa die Chemikalien gelagert werden. Hier gebe es Probleme mit den Fluchtwegen und mit der Lüftung. Eine solche ist in der Chemiesammlung Vorschrift und im Grunde funktioniert die Lüftung auch noch ganz gut - allerdings fast zu gut. Denn im Winter wird zwar die Abluft problemlos abgesaugt, durch die undichten Fenster strömt aber mehr kalte Luft nach, als die in die Jahre gekommene Heizung erwärmen könnte. Mit der Folge, dass sich an kalten Tagen die Innen- sehr schnell der Außentemperatur annähere.

Instand setzen könne man die alte Anlagen und Installationen kaum noch, sagte Beslmüller. Die Notfall-Schalter an den Gasleitungen ließen sich nicht nachrüsten, "die 35 Jahre alten Rohre langt keiner mehr an". Zudem biete eine große Sanierung die Möglichkeit, andere Probleme zu beheben, etwa einige Wände zu versetzen, um die Raumgrößen dem Bedarf anzupassen. Auch die Decken und Böden sowie die "demnächst abgängige Verdunklungsanlage" könnten wieder hergestellt werden.

Billig wird die Sanierung nicht. Laut erster Schätzung wird sie rund 1,9 Millionen Euro kosten, die größten Posten sind 610 000 Euro für die Umbauten am Gebäude, 450 000 für die Elektro- und 115 000 für die Gas- und Wasserinstallation. Die neue Lüftung wird 250 000 Euro kosten. Für ungeplante Mehrkosten ist ein Puffer von 400 000 Euro eingestellt, sodass die Gesamtausgaben bei 2,3 Millionen Euro liegen. Noch in den Pfingstferien könnte sich zeigen, wie viel man davon benötigen wird: Dann wollen die Planer damit beginnen, die Bausubstanz zu untersuchen. Vorausgesetzt, der Kreistag stimmt dem Vorhaben zu, soll Anfang des kommenden Jahres die Ausschreibung beginnen, die Arbeiten sollen dann vom Beginn der Sommerferien 2016 bis zum Ende der Weihnachtsferien im Jahr 2017 dauern.

"Da ist dringender Handlungsbedarf gegeben", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Bernhard Wieser (CSU) stellte aber die Frage, ob die Schule fast ein halbes Jahr lang auf die Fachräume verzichten könne. Ein vergleichsweise schneller Umbau sei allemal die bessere Lösung als eine Sanierung Raum für Raum, sagten Beslmüller und Direktor Paul Schötz. Außerdem müsse man jetzt schon auf einen Großteil der Versuche verzichten, so Schötz: "Wir müssen uns eben noch etwas weiter einschränken."

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: