Glonn:Wo man Hilfe findet

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Wo man im Notfall Hilfe findet, und wie man gar nicht erst in einen Notfall gerät erfuhren nun die Glonner Grundschüler mit einem Theaterstück. (Foto: Hinz-Rosin)

Das Projekt Notinsel in Glonn wird Grundschülern vorgestellt

Von Sebastian Hartinger, Glonn

"Das Grundprinzip ist das Zeichen im Ort zu setzen: Wir sind für euch da", erklärt Monika Wilken, Vorstand des Fördervereins KiJuFa, der die Trägerschaft für das Projekt Notinsel übernimmt. "Kinder sind in Situationen, in denen es ihnen nicht gut geht, schnell überfordert." Aus diesem Grund haben sich mehr als 30 Läden in Glonn bereit erklärt, sich den Aufkleber der Notinsel ins Schaufenster zu kleben. Wenn die Kinder ein Problem haben, aufs Klo müssen, oder sich bedroht fühlen, können sie jederzeit dort reingehen. Mit diesem Symbol will der Ort nicht nur zeigen, dass er für seine jüngsten Mitbürger da ist, sondern auch potenzielle Täter abschrecken. Gesponsert wird das Ganze unter anderem vom Lions Club Ebersberg und "Grass 21".

Um den Kleinen das Projekt näher zu bringen, veranstaltete die Grundschule Glonn einen "Kick-Off Tag". Die Theatergruppe "Trampelmuse" brachte den Kindern im Rahmen dessen altersgerecht und spielerisch mit ihrem Stück "Wehr dich doch" bei, wie Gewaltprävention funktioniert. Im Schwimmbad, dem Schreibwarengeschäft oder beim Friseur war den Erst- und Zweitklässlern der Aufkleber bereits aufgefallen. Auch den Sinn davon hatten sie schnell durchschaut. "Wenn man sich streitet oder sich nicht wohl fühlt, kann man da rein", meinte eine Schülerin.

Durch einzelne Szenen erläuterte die Theatergruppe den Kleinen, durch welche Verhaltensweisen sie einem Streit oder Problem vorbeugen können. Dafür schlüpften die beiden Hauptdarsteller Christl Feiler und Stefan Stefinsky in die Rolle des Geschwisterpaares Anja und Tomi. Unterstützt wurden sie von Gabi Graf als Tante Alice. Diese zeigten an vier unterschiedlichen Szenen, an welcher Stelle der Konflikt eskaliert, und welche Folgen daraus entstehen. Nach jeder Episode folgte ein Schlag auf eine Glocke. Die Kinder mussten nun überlegen, wie der Konflikt hätte verhindert werden können. Als Tomi mit seinen Freunden zum Fußball fährt, kommt er aufgrund seines alten Fahrrads nicht mehr hinterher. Er bittet sie deshalb, etwas langsamer zu machen, erntet dafür aber nur Spott und Schimpfwörter. Die Konsequenz ist, dass er zurückfällt, und stürzt. Die Grundschüler erfassten die Lage recht schnell. "Sie müssen ja nicht so schnell fahren", meinte einer von ihnen. "Als Tomi hinfiel, hätten sie doch stehen bleiben müssen", fügte ein Mädchen hinzu. Ein weiterer Konfliktpunkt in diesem Fall war der Gebrauch von Schimpfwörtern. Während die meisten Kinder dies verurteilten, fanden einige dies weniger schlimm. "Auch wenn einem etwas nicht passt, soll man keine Schimpfwörter verwenden", wurden die Schüler von den Protagonisten ermahnt.

Die Präventionstheatergruppe "Trampelmuse" gibt es seit mittlerweile 30 Jahren, erzählt Feiler. "Wir haben mit Märchentheater angefangen, und wurden dann gefragt, ob wir ein Stück über sexuellen Missbrauch spielen wollen." Bei dem Präventionsstück gebe es zuerst ein Vorgespräch mit den Lehrern. Nachdem die Schüler das Stück gesehen haben, werde es im Unterricht aufgearbeitet. "Es war uns wichtig aufzuzeigen, wie Gewalt ihren Anfang nimmt und dass Mädchen ebenso Täterinnen sein können, wie Jungen Opfer und umgekehrt", erklärt Feiler die Intention hinter dem Stück zur Gewaltprävention.

"Wehr dich doch" ist eigentlich für die Klassen drei bis sechs konzipiert. Bei den ersten beiden Klassen wurde das aktive Eingreifen der Schüler in das Geschehen weggelassen, und sich auf die Diskussion nach jeder Szene beschränkt. Trotzdem erhielten sie einen guten Einblick in das Thema. "Letztlich müssen wir alle lernen, den Mut zur Zivilcourage zu finden", meint Stefinsky.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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