Glonn:Vom betonierten Platz zum Erlebnisparcours

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In Glonn bauen Eltern, Großeltern und ältere Schüler zusammen mit dem Schreiner Robert Schmidt-Ruiu ein individuelles Klettergerüst auf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor mehr als einem Jahr gründete sich eine Elterninitiative mit dem Ziel, den Pausenhof der Glonner Grund- und Mittelschule umzugestalten. Eltern, Großeltern und Schüler haben gemeinsam mit einem Schreiner schon einmal ein Klettergerüst aufgestellt. Viele Geräte sollen noch folgen

Von Johanna Feckl, Glonn

Ein rot-weißes Absperrband umrahmt den Kiesbereich zwischen Schulgebäude und dem kleinen Sportplatz. In der Mitte ragt ein Baum empor, ringsherum sind Stämme senkrecht in den Boden betoniert und aneinander befestigt, daneben ist ein Bagger abgestellt. Dort liegen weitere Stämme aufgereiht, mal dickere, mal etwas schmalere. Schräg davor wartet eine Tischsäge auf ihren Einsatz und überall hat sich verschiedenes Werkzeug versammelt. Zwischen all diesem Sammelsurium wuseln geschäftig Menschen hin und her.

Etwa 20 Helfer bauen an diesem sonnigen Freitagmittag Ende April zusammen mit dem Schreiner Robert Schmidt-Ruiu ein Klettergerüst aus Holz auf. Einige haben sich dafür sogar einen Tag von ihrer Arbeit freigenommen. Damit nimmt die Aktion einer Elterninitiative erste sichtbare Formen an: Der Pausenhof der Glonner Grund- und Mittelschule soll saniert und verschönert werden.

Neben Eltern und Großeltern helfen auch einige ältere Schüler im Rahmen ihres Werkunterrichts mit. Im Moment packen sechs Neuntklässler mit an. "Das wird super für die Kleinen, da war ja vorher nichts", ist sich einer von ihnen sicher. In den Unterrichtspausen versammeln sich vor dem Absperrband die jüngeren Schüler und beobachten das Prozedere mit neugierigen Blicken.

"Jedes Bauvorhaben wird ein bisschen anders", sagt Schmidt-Ruiu über seine Projekte von Spiel- und Freizeitplätzen für Kinder. Im Voraus macht er sich lediglich einen groben Plan und nimmt so viel Materialien mit, wie es das zuvor vereinbarte Budget erlaubt. Den Rest erledigen seine Kreativität und langjährige Erfahrung dann vor Ort. Während er das erzählt, überprüft Schmidt-Ruiu immer wieder die Arbeiten seiner vielen Helfer und erklärt ihnen das weitere Vorgehen in kleinen Schritten. Seine Augen scheinen überall zu sein.

Bislang formen die bereits aufgebauten Stämme aus Robinienholz zwei gegenüberliegende Tipizelte. Unter dem einen haben die Helfer eine Plattform befestigt, unter dem anderen bringen sie unter Schmidt-Ruius Anweisungen gerade querhängende Seile an. Hinter den zwei zeltförmigen Konstrukten stehen noch weitere Stämme, an denen die Schüler später hochklettern können. Und inmitten dieses Gebildes aus Holzstämmen und dicken Seilen ragt dieser eine hohe Baum empor.

"Ein fertiges Klettergerüst wäre deswegen schwierig gewesen", erklärt Martina Sykora, die Sprecherin der Elterninitiative. Ein fertiges Gerüst, das den Baum in der Mitte integriert, gibt es nicht. Man hätte sich für ein kleineres Modell entscheiden müssen. "Mit der individuellen Variante können wir nun aber den kompletten Platz super nutzen", freut sich Sykora.

Mittlerweile ist es knapp über ein Jahr her, dass sich Sykora dem Umbauprojekt angenommen hat. "Meine Kinder erzählten oft, dass ihnen in den Pausen so langweilig gewesen sei", erinnert sie sich an ihre Motivation, etwas ändern zu wollen. Um die Schüler in die Umgestaltungspläne zu integrieren, entwarf Sykora zusammen mit Katrin Wäsler, Monika Wilken, Meike Ehlers und Christina Zeller-Böck zunächst einen Fragebogen, auf dem alle Buben und Mädchen ihre Vorstellungen für ihren künftigen Pausenhof angeben konnten.

"Auf ein paar extravagante Wünsche konnten wir keine Rücksicht nehmen", sagt Sykora und lacht dabei. Die Klettervariante in Form eines Spinnennetzes über einem Teich, die ein Schüler vorschlug, wird es leider nicht geben. Bestimmt ist der Bub nicht der einzige, der dieser Entscheidung nur mit Wehmut begegnen kann. Dennoch ergaben die Antworten der meisten seiner Mitschüler, dass es nicht nur an Möglichkeiten zum Spielen und Toben mangelt, sondern auch an ruhigen Sitzmöglichkeiten und einer rundum schönen Pausenhof-Atmosphäre.

Deshalb wird es nicht allein bei dem neuen Klettergerüst bleiben: Geplant sind weiterhin neue Blumenbepflanzungen über den gesamten Hof verteilt, ein Sonnensegel und Sitzmöglichkeiten am Bereich vor dem Klettergerüst, die Holzbänke um die zwei Bäume auf dem Hof werden erneuert und dazwischen soll ein Balancierparcours die Geschicklichkeit der Schüler herausfordern. Zu guter Letzt werden die bisherigen Büsche auf dem hinteren Teil des Pausenhofes entfernt und wahrscheinlich durch Johannisbeerensträucher ersetzt.

Für das gesamte Projekt hat der Gemeinderat einen Zuschuss von 30 000 Euro bewilligt. Weiterhin haben Sykora und ihre Initiative bereits Spendenzusagen in Höhe von mehreren tausend Euro. Und nach den Pfingstferien möchten die Schüler ein Spendenschwimmen organisieren. "Da kommen erfahrungsgemäß auch etwa 3000 Euro zusammen", schätzt Sykora. Die Kosten für das Klettergerüst belaufen sich auf 33 500 Euro. Vielleicht muss die Elterninitiative also gar nicht auf den gesamten Gemeindezuschuss zurückgreifen.

Inzwischen hat die Schule im Rahmen ihres Sommerfestes das Klettergerüst bereits offiziell eröffnet. Wenn die übrigen Erneuerungen genauso begeistert von den Kindern und Jugendlichen aufgenommen werden, wie die Kletterkonstruktion, dann hat die Glonner Elterninitiative einiges erreicht: Keiner der Schüler wird sich wohl mehr über einen langweiligen und tristen Pausenhof beklagen.

© SZ vom 08.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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