Glonn:Sternstunde zum Jahreswechsel

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Konzert in der Schlosskirche: Martina Hussmann am Klavier, Thomas Pfeiffer (Mitte) an der Orgel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Pianistin Martina Hussmann und der Organist Thomas Pfeiffer bestreiten auf Schloss Zinneberg ein außergewöhnliches Silvesterkonzert

Von Peter Kees, Glonn

Mit einer musikalischen Sternstunde ist das Jahr 2015 auf Schloss Zinneberg zu Ende gegangen. Dort hatte der Kirchenmusiker und Organist Thomas Pfeiffer gemeinsam mit der Pianistin Martina Hussmann zu einem außergewöhnlichen Duoabend geladen: Orgel trifft Piano. Dabei ging es nicht um die Gegenüberstellung der beiden Instrumente, sondern um ihr Miteinander. Eine äußerst ausgefallene Besetzung, werden doch sowohl die Orgel als auch das Klavier in der Regel eher solistisch oder zur Begleitung eingesetzt. Sie nun miteinander zu kombinieren, kann ungewöhnlicher und aufregender nicht sein.

Schon die Frage nach entsprechender Literatur ist nicht ohne Weiteres zu beantworten. In Zinneberg standen Komponistennamen auf dem Programm, die man noch nie gehört hatte: Clifford Demarest - ein Amerikaner, 1874 in New Jersey geboren, 1946 gestorben -, Pietro Yon - ein 1886 in Italien geborener Organist und Komponist, der zunächst als Organist im Vatikan tätig war, ehe er nach Amerika auswanderte - oder der 1960 gestorbene Amerikaner William C. Steere. Die Klosterkirche jedenfalls war bis auf den letzten Platz besetzt. Schließlich mussten sogar zusätzliche Stühle gestellt werden, um dem zahlreich erschienen Publikum Platz zu bieten.

Die Orgel, zu Beginn eher schrill registriert, tönte von der Empore, obwohl ihr Spieltisch in der Kirchenmitte stand, am Klavier klangen dazu fulminante Arpeggien. Ein Klanggemisch, wenn auch räumlich getrennt, das aufhorchen lies. Klavier und Orgel warfen sich Fragen und Antworten zu, dort war das Thema der "Fantasie für Orgel und Klavier" von Clifford Demarest in einem Instrument zu hören, während das andere begleitete und schon drehte sich alles um - auf einmal war man beinahe unisono. Bald klang die Orgel gedeckter, übernahm für einen Moment eine solistische Rolle, dann war es wieder das Klavier. Wer begleitet wen? Es war ein zauberhaftes Spiel der beiden, klanglich an sich weit voneinander entfernten Instrumente miteinander, das ihre beiden Interpreten ganz wunderbar beherrschten. Freilich klangen in dieser hochromantischen Musik amerikanisch anmutende Farben an. Man wähnte sich beinahe schon im Genre der Filmmusik.

Anders geht der Komponist Pietro Yon mit dieser Besetzung um. In seinem "Concerto Gregoriano für Orgel und Klavier" setzt er die Instrumente mehr nebeneinander ein, lässt sie abwechselnd solistisch erklingen und diese Teile ineinander übergehen. Orgel und Klavier kommentieren sich quasi gegenseitig. Aber auch das gipfelt im Verschmelzen der beiden hochromantischen Klangwelten. Kompositorisch gesehen war dieses Werk sicher der musikalische Höhepunkt des Konzerts.

Es waren aber nicht nur die Werke, sondern auch ihre Interpreten, die den Abend so besonders werden ließen. Spieltechnisch höchstes Niveau war hier gepaart mit grandioser Musikalität und beeindruckendem Miteinander. Beide Musiker durften sich auch solistisch beweisen: Martina Hussmann zeigte ihr großes pianistisches Können in Franz Liszt' Konzertetüde "Un Sospiro", Thomas Pfeiffer beeindruckte solistisch mit César Franks Choral Nr. III, a-moll für Orgel solo.

Zum Abschluss gab es nochmals Musik von Clifford Demarests. "Rhapsody für Orgel und Klavier" - man wähnte sich wirklich im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts. Beeindruckend auch die Zugaben: zwei Sätze aus einem Werk des kanadischen Zeitgenossen Denis Bédard. Witziger und zugleich beeindruckender kann Musik nicht sein.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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