Früher war er ein schlechtes Omen, der Waldkauz, der sogenannte Totenvogel. "Kuwitt", der raue Ruf des Weibchens, klang in den Ohren der Ängstlichen und Abergläubischen wie ein schauriges "Komm-mit", ein Lockruf der Toten. Immer noch ertönt der Ruf des Waldkauzes vorwiegend in düsteren Horrorfilmen - sowie hoffentlich bald vermehrt im Landkreis Ebersberg.
"Wir wollen Eulen neu ansiedeln", erklärt der Pöringer Eulenliebhaber Rainer Förderreuther am Dienstag bei der Übergabe zwölf neuer Eulenkästen bei den Herrmannsdorfer Landwerkstätten in Glonn. Die vorhandenen Eulenkästen seien größtenteils marode, so Förderreuther, die Eule auf der Suche nach geeigneten Nistplätzen. Um den Vögeln einen natürlichen Schutzraum zu bieten, hat Förderreuther ein Kooperationsprojekt initiiert und präsentiert nun stolz das Ergebnis: Nistkästen für den Waldkauz und den Raufußkauz.
Landrat Robert Niedergesäß lobte das Projekt und dankte allen Beteiligten für ihr Engagement. So hatte der Eulenspezialist Helmut Meyer beispielsweise die Baupläne für die Kästen geliefert und wird sich um das Aufhängen derselben kümmern. Gebaut wurden die Kästen in den Steinhöringer Werkstätten. Auch bei den Finanzen wurde kooperiert, schließlich kostet ein Eulenhaus fast 100 Euro: Drei Waldkauzkästen bezahlte Karl Schweisfurth von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten, drei weitere kommen von den Bayerischen Staatsforsten und sechs Raufußkauzkästen sponsert die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt.
Die Kästen sollen in den kommenden Tagen in den Wäldern des Landkreises aufgehängt werden. Weil der Waldkauz mit knapp einem Meter Flügelspannweite ein natürlicher Feind des nur amselgroßen Raufußkauzes ist, werden die Kästen für den Kleineren im Waldinneren und die für den Waldkauz eher am Waldrand angebracht. Die drei von Schweisfurth finanzierten Kästen kommen direkt nach Herrmannsdorf. Georg Zankl, Ornithologe und verantwortlich unter anderem für die Hühnerzucht in dem Öko-Betrieb, spricht von "idealen Bedingungen für Eulen" in einem kleinen Biotop. In den Hecken nisteten bereits viele Vögel, auch seltene Arten. Die Eulenkästen nun sollen die Vielfalt auf dem Areal weiter fördern.
"Das Ganze braucht Zeit und Geduld", erklärt Zankl, "aber vielleicht haben wir Glück und die Eulen kommen". Auf fünf Metern Höhe nagelt er den ersten Kasten an einen Baum. Vor allem eine freie Einflugschneise sei dabei sehr wichtig, betont er. Die Öffnung in den Kästen ist gerade groß genug für die Eulen. Ein Marderschutzblech soll die potenziellen Nisträume der Eulen vor unliebsamen Angriffen schützen.
Auch wenn die Brutzeit in diesem Jahr schon vorbei ist - Eulen brüten in der Regel im März - können sich die Tiere in den nächsten Wochen schon einmal an die Kästen gewöhnen. Im September dann fängt die Herbstbalz an, etwas später machen sich die Eulen auf Nistplatzsuche
Aus persönlicher Erfahrung weiß Spezialist Meyer, wie faszinierend es ist, wenn eine Eule sich entschließt, sich in dem ihr angebotenen Heim niederzulassen. Vor 30 Jahren bekam Meyer seinen ersten Eulenkasten geschenkt. Er hängte ihn in die Bäume - und vergaß ihn zunächst. Zwei Jahre später erinnerte er sich daran und erlebte eine Überraschung. Während er die Leiter zu dem Eulenkasten hochkletterte, flogen zunächst ein Eulenmännchen, dann ein Weibchen aus dem Haus. Im Kasten selbst entdeckte Meyer fünf Eulenjunge und einen Vorrat toter Mäuse, rechts und links aufgestapelt.
Solche "kleinen Wunder" wünschen Meyer und Förderreuther sich auch für die neuen Kästen. In ein paar Monaten wird man wissen, ob sich der Einsatz gelohnt hat. Rainer Förderreuther geht fest davon aus. Schließlich kümmert er sich beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) ehrenamtlich um rund 1000 Vogelnistkästen, die er regelmäßig kontrolliert und reinigt. Er weiß also, wie begehrt die Unterkünfte bei den Vögeln sind.