Glonn:Laster, Kreisel und Zebrastreifen

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Der Verkehr durch Glonn ist bei der Bürgerversammlung das Thema

Von Anja Blum, Glonn

Wacker geschlagen hat sich Josef Oswald (CSU) bei der Glonner Bürgerversammlung am Dienstagabend. In deren Diskussionsrunde nämlich herrschte ein für den Bürgermeister vergleichsweise undankbares Thema vor: der zunehmende Verkehr mitten durch den Ort. "Das sind die Regeln, aber die haben nicht wir in Glonn gemacht", setzte sich Oswald zur Wehr, als sich die Debatte - mit der Frage "Und wo bleibt der Mensch?!" - emotional zuspitzte. Außerdem erinnerte er die Glonner mahnend daran, "dass wir das Problem alle zusammen verursachen".

Dass der Verkehr die Glonner wie kaum etwas anderes bewegt, ist nicht neu. Wie der Bürgermeister selbst an diesem Abend berichtete, hatte sich das Thema bereits 2015 beim Pilotprojekt "Teilhabekreis" des Kreisbildungswerkes als besonders dringlich herauskristallisiert. In der Folge gründeten mehrere Bürger einen Verein, der mittlerweile mehr als 120 Mitglieder hat: Die "Interessengemeinschaft zur Reduzierung der Verkehrsbelastung in Glonn" (IG RVG) will sich dieser Problematik langfristig widmen. Doch die Spielräume sind, wie Oswald auch am Dienstag erklärte, äußerst begrenzt, da es sich bei den Hauptverkehrsadern durch den Ort um Staatsstraßen handelt.

Insofern konnte der Bürgermeister den verschiedenen Klagen nur wenig Hoffnung entgegensetzen. Der einzige Silberstreif am Horizont sei ein vom Bundesverkehrsministerium geplantes Gesetz, das ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde vor besonderen Gefahrenstellen wie Schulen, Kindertagesstätten oder Altenheimen ermöglichen solle. "Ich hoffe, dass das bis zum Sommer verabschiedet ist, dann haben wir eine Chance, den Verkehr auf der Rotter Straße zumindest vor dem Marienheim zu verlangsamen", so Oswald. Doch momentan seien ihm die Hände gebunden.

"Ich habe manchmal das Gefühl, ich wohne direkt an der Autobahn", schimpfte zum Beispiel ein Anwohner der Münchener Straße, "vor allem der Schwerlastverkehr ist einfach Wahnsinn. Die fahren sogar über Rot, einfach, weil sie nicht mehr bremsen können." Doch dem Ansinnen, für Laster Tempo 30 einzuführen, und sei es nur nachts, musste Oswald eine Absage erteilen: "Dafür gab es schon mal 200 Unterschriften und einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderats - aber das hat alles nichts geholfen. Das Straßenbauamt hat's abgelehnt." Besonders schlimm sei der Verkehr zu Ferienzeiten, klagten andere, da viele Urlauber bei Stau auf den Autobahnen über das Umland auswichen. Auch diese Beobachtung bestätigte der Bürgermeister - allerdings könne niemand etwas dafür, oder gar dagegen tun, dass die Navigationssysteme die Autofahrer in vielen Fällen durch Glonn lotsten.

Auch auf die Frage nach dem früher einmal geplanten Kreisverkehr am Supermarkt zwischen Rotter und Zinneberger Straße hatte Oswald keine guten Nachrichten: Das Projekt sei, da man das Geld für andere Investitionen wie die Sanierung des Hallenbads verwendet habe, auf unbestimmte Zeit verschoben worden. "Wir sprechen hier von 500 000 Euro", betonte der Bürgermeister. Deswegen stehe der Kreisel zwar noch auf der Liste, habe aber momentan keine Priorität. Eine Anwohnerin der Rotter Straße berichtete, dass sie von ihrem Fenster aus genau auf einen dort aufgestellten Fingerzeig sehen könne: "Etwa fünf Prozent bremsen ab, aber der Rest fährt weiter 70 oder sogar schneller." Außerdem befürchtet sie, dass die Autofahrer nach dem Bau der geplanten Lärmschutzwand am Baugebiet nördlich der Rotter Straße noch schneller unterwegs sein werden. "Diese Gefahr sehe ich auch, aber um diese Wand kommen wir nicht herum", erwiderte Oswald. Einem lärmgeplagten Anwohner musste er daraufhin erklären, dass ältere Häuser Bestandsschutz hätten, hier also keine Lärmschutzwände gebaut werden müssten. Außerdem sei "innerorts meist kein Platz" für derlei Bauten, obendrein müssten die Bewohner des Neubaugebiets diese selbst bezahlen.

Mit Blick auf zusätzliche Spiegel und Fahrradwege sowie Mängel beim Straßenbelag versprach der Bürgermeister, alles ihm Mögliche zu unternehmen. Auch die Umsetzung des geplanten und bereits genehmigten Zebrastreifens über die Ortsdurchfahrt auf Höhe der ehemaligen Bäckerei Winhart wolle er zügig vorantreiben. "Ich bleibe da dran."

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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