Glonn:Kunst statt Medaillen

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Grafing: Für Sebastian Kugler, Chef der Glonner Fotofreunde, ist es eine der schönsten Städte der Umgebung, die er in einer Serie verewigt. (Foto: Kugler/oh)

Die Glonner Fotofreunde legen seit 30 Jahren großen Wert auf Kreativität - was auch die aktuelle Schau beweist

Von Anja Blum, Glonn

Angefangen hat es mit Würsteln und, zum Nachtisch, jeder Menge Dias. Sebastian Kugler und Josef Schmitt hatten sich bei einem Wettbewerb kennengelernt und frönten fortan ihrer Leidenschaft, der Fotografie, immer öfter gemeinsam. Und es dauerte nicht lange, da wurde aus dem Duo ein kleiner Kreis, "denn irgendwie kannte jeder jemanden, der sich fürs Fotografieren begeisterte", erzählt Kugler. Die treibende Kraft sei aber Schmitt gewesen: "Der hatte wirklich Visionen - und hat einfach alle mitgerissen." Sein Verdienst sei es gewesen, dass aus der lockeren Gruppe ein lebendiger, respektabler Verein wurde: die Fotofreunde Glonn, die nun zu ihrer 30. Jahresausstellung einladen.

Die Mitglieder stammten von Beginn an aus unterschiedlichen Orten - Schmitt aus Glonn, Kugler aus Bruck, der Rest von irgendwo zwischen Zorneding und Rosenheim. Dass die Gruppe schließlich in Glonn landete, war laut Kugler Zufall. "Wir haben einfach eine Bleibe gesucht und sind hier sehr wohlwollend aufgenommen worden." Bürgermeister Martin Sigl verschaffte den Fotofreunden für ihre Club-Abende einen Raum in der Klosterschule, den sie bis heute nutzen. Noch gut erinnert Kugler sich an die erste Schau, die im Rahmen einer Ausstellung des Glonner Kulturvereins im Heimatmuseum stattfand. "Damals hatten wir noch überhaupt keine Ahnung, wie man Fotos präsentiert, wir haben einfach hundert Bilder in zwei Räumen aufgehängt", erzählt der Vorsitzende und lacht. Sein großes Vorbild sei damals der Camera-Club Markt Schwaben gewesen. "Von denen hatten wir uns zumindest abgeschaut, dass Fotos einen Rand haben sollten." Viele Jahre später gewann die Klosterschule noch die heutige Galerie hinzu - "ein Juwel, um das uns viele beneiden."

Seit 15 Jahren lenkt Kugler mit viel Elan und Freude die Geschicke der Fotofreunde, mittlerweile ist er 60 Jahre alt. Nachwuchssorgen plagen ihn dennoch nicht: "Wir konnten zur bewährten, alten Garde immer wieder neue, tolle Leute dazugewinnen", sagt er, "da haben wir echt Glück gehabt." Oder auch einfach das richtige Konzept, denn: "Wir sind schon anders", sagt Kugler. Bei den Fotofreunden nämlich stünde nicht der Wettbewerb im Zentrum, sondern die Kreativität. "Wir haben im Laufe der Zeit einfach gemerkt, dass man die individuellen Talente besser fördert, wenn man ihnen viele Freiheiten lässt." Die einzige Vorgabe bei der Jahresausstellung laute daher, dass keine Einzelbilder abgegeben werden dürften, sondern nur Serien. "Jeder soll sich intensiv mit einem frei gewählten Thema beschäftigen - dann wird man nämlich immer besser." Außerdem hätten die Serien Einfluss auf den Charakter der Schau: "Sie wirkt dadurch irgendwie geschlossen, ruhig und edel."

Zum Erfolg der Fotofreunde, der sich auch in zunehmenden Besucherzahlen widerspiegelt, hat wohl auch die Umstellung von der analogen auf die digitale Fotografie beigetragen. "So geht das Experimentieren und Lernen immer weiter - das hält fit und bei der Stange", sagt Kugler. Die Ergebnisse der persönlichen Fortschritte kann man bestaunen bei der 30. Jahresausstellung der Fotofreunde in der Glonner Klosterschule, die am Freitag 30. Oktober, um 19.30 Uhr eröffnet wird. Die acht Autoren ziehen hier wieder sämtliche fotografischen Register: Zu sehen sind elegante Architekturansichten, spritzige Szenen aus der Stadt, Tier und Mensch im Porträt, abstrahierte Landschaften aus Sand oder Stein, glänzende Oldtimer und vieles mehr. Neben den Motiven spielen die Fotofreunde auch mit der Technik, zeigen aufwendige Bearbeitungen, Experimente mit Langzeitbelichtung, bewegter Kamera oder dem Farbkasten des Computers. "Das Streben, sich weiterzuentwickeln, das bleibt", sagt Kugler.

Jahresausstellung Fotofreunde Glonn in der Klosterschule, Vernissage am Freitag, 30 Oktober, um 19.30 Uhr, zu sehen bis 8. November, geöffnet jeweils samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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