Glonn:Haslacher warnen vor Sündenfall

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Westlich der Glonntaler Straße soll das Baugebiet entstehen. Die fünf neuen Einfamilienhäuser nehmen dann den Nachbarn die Sicht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine Bürgerinitiative setzt sich gegen ein neues Baugebiet in Glonn ein, doch das Gros im Gemeinderat stimmt dafür

Von Anja Blum, Glonn

Fünf neue Einfamilienhäuser sind nicht gerade viel. Selbst für eine vergleichsweise kleine Gemeinde wie Glonn. Immer wieder werden dort solche Minibaugebiete ausgewiesen. Und doch scheiden sich an den fünf Parzellen, die nun in Haslach entstehen sollen, die Geister: Der Gemeinderat ist gespalten, und unter den Bürgern hat sich eine Initiative gegen die Baupläne formiert, die bereits mehr als 60 Unterschriften gesammelt haben will. Unter dem Motto "Rettet das Glonntal" plant die Initiative, die Baulandausweisung zu verhindern - notfalls mit juristischen Mitteln, wie in der Gemeinderatssitzung am Dienstag angedeutet wurde. An diesem Abend nutzten gleich zwei Haslacher die neue Möglichkeit der Bürgerfragezeit, um ihr Missfallen deutlich kund zu tun. Danach lieferten sich die Gemeinderäte unter den Augen von etwa 30 Zuschauern ein langes, teils hitziges Wortgefecht. SPD und Grüne sind - bis auf Kathi Singer - gegen das Haslacher Baugebiet, CSU und GFG dafür. Macht ein Abstimmungsergebnis von zehn zu sechs für die Neubauten.

Entstehen sollen die fünf Häuser in einer Zeile entlang der Glonntalstraße, und zwar westlich davon - also auf der Seite, die bislang unverbaut ist und somit den Blick freigibt ins Glonntal. Und bei den fünf Parzellen wird es vermutlich nicht bleiben: Ein Blick auf den neuen Flächennutzungsplan verrät, dass sich die Länge der Häuserzeile demnächst wohl verdoppeln wird. "Wir sprechen hier von zehn Häusern, die Bebauung wird bis zum Ortsschild reichen", sagte Grünen-Sprecher Joachim Hellriegel - und niemand widersprach. Aus Sicht der Gegner ist der Bauplatz im Glonntal ein "Sündenfall im Paradies". Hier würde ein landschaftliches Kleinod, das vielen Erholungssuchenden aus Nah und Fern ans Herz gewachsen sei, unwiederbringlich zerstört, sagte der Haslacher Karl Reheis und fragte: "Wollen Sie noch ein Straßendorf?" Viel sinnvoller als weitere Zersiedelung im Außenbereich sei es doch, das Glonner Zentrum durch Verdichtung zu beleben. "Dort gibt es alles, was man braucht - und zwar fußläufig." Schützenhilfe bekam Reheis von seinem Nachbarn Thomas Koller, der vor einer "beliebigen Bebauung" in Haslach warnte: "Dann geht's dort nämlich immer weiter."

Die gleichen Argumente brachten SPD und Grüne vor. Außerdem wiesen sie darauf hin, dass dieses Baugebiet nicht einer "bewussten Entscheidung" des Gemeinderats entspringe, sondern man hier lediglich einem individuellen Bauwunsch aus der Bevölkerung nachgebe. "Wir sind aber der Meinung, dass die Ortsentwicklung durch den Gemeinderat geplant werden sollte", sagte Hellriegel - zum Beispiel, um mehr bezahlbaren Wohnraum für junge Familien oder Senioren zu schaffen, anstatt weitere sehr großzügig geplante Einfamilienhäuser. Generell müsse der Gemeinderat diesem Thema, also der Frage, wo was gebaut werden soll, angesichts des steigenden Siedlungsdrucks mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen, argumentierten Grüne und SPD. "Wir haben jetzt schon die 5000-Marke geknackt - wo soll es denn noch hingehen?", fragte Renate Glaser (SPD). Der Antrag, die Entscheidung bis Oktober zu verschieben, scheiterte jedoch an der Mehrheit von CSU und GFG.

Bürgermeister Josef Oswald (CSU) stellte die Vorzüge des Haslacher Bauprojekts heraus: Die Erschließung der Parzellen sei über die Glonntalstraße möglich, also müssten keine weiteren Flächen versiegelt werden. Zudem seien Passivhäuser geplant. Dass Haslach dann mehr als geschlossener Ort wahrgenommen würde, könne sich ebenfalls positiv auswirken: "Laut Polizei wird dann nicht mehr so schnell gefahren", erklärte der Bürgermeister. Überhaupt teilten CSU und GFG die Bedenken ihrer Kollegen nicht: "Das ist für mich kein hochsensibler Bereich", sagte Peter Gröbmayr (CSU), "und auch keine Zersiedelung des Glonntals." Vielmehr werde hier eine bestehende Ortschaft "behutsam erweitert". Dass die Anwohner dabei die ein oder andere freie Blickachse verlören, sei freilich bedauerlich. "Aber das Problem haben wir in Glonn überall".

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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