Glonn:Galeria del Schrott

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Stimmungsvoller Flamenco-Abend mit "Locos por la Rumba" in Glonn

Von Anna Weininger, Glonn

Es braucht nicht viel, um einen traditionell anmutenden Stadel in ein andalusisches Tablao zu verwandeln. Das zeigte der Flamenco-Abend mit Locos por la Rumba am Wochenende in der Schrottgalerie in Glonn. Halbdunkel melancholisch der Raum, in Kerzenschimmer getauchte Metallskulpturen von Sven Friedel an der Wand und spanische Gitarrenmusik lassen eine warme Atmosphäre spüren. Immer hitziger wird es, wenn die beiden Gitarristen Ricardo Volkert und Simón "El Quintero" die Flamenco-Tänzerin Olivia Muriel Roche in einem Gitarren-Tremolo auf die Bühne spielen und befeuern. Olivias Blick ist streng, aber zugleich verführerisch, ihre Tanzschritte klacken rhythmisch auf dem Holzboden, jede Vibration ist zu spüren. Als säße man mitten im "Café de Chinitas", einer ehemaligen Flamencobar in Malaga, nach der auch das Lied benannt ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass Locos por la Rumba die Schrottgalerie in Glonn aufmischen. Bereits mehrfach waren kleinere Formationen der neun-köpfigen Musikergruppe in den Stadl geladen. "Für uns ist es jedes Mal ein Vergnügen. Man liest Schrottgalerie und freut sich, hier auftreten zu dürfen, weil hier einfach vieles zusammenkommt: ein wunderbares Publikum, nette Veranstalter und ein herrliches Ambiente", schwärmt Ricardo Volkert. Die Nähe, die am Freitag zu den Zuschauern entsteht, spielt Locos por la Rumba perfekt in die Karten. Bei Publikumsreißern wie dem kolumbianischen Hit "Tengo la camisa negra" von Juanes hält kaum einer die Füße still. Und bei der feurigen "Baila-Me"-Version der Gipsy Kings werden die Zuschauer selbst zu Sängern. Wehmütige kubanische Volksweisen wie "Hasta siempre comandante" runden die hoch emotionale Stimmung ab.

Tänzerin Olivia spielt charmant mit dem Publikum. In eleganten Steppbewegungen bäumt sie sich im "Fandango de Huelva" vor den Zuschauern auf. Die Schultern angespannt, gibt sie mit weit ausgreifenden Armbewegungen ihre Tanzrichtung vor. Die Kastagnetten schnalzen im Rhythmus eines Pferdegalopps - eine Huldigung an den klassischen andalusischen Flamenco. Die beiden Gitarristen feiern ihre Tänzerin, die für die erkrankte "La Picarona" einsprang, mit Gitano-Gesängen. Ihre Schritte werden schneller, das Vibrieren intensiver. Der Puls endet in einem dreifachen Stampfen - und großem Applaus.

Erst am Ende der Veranstaltung wird einem wieder bewusst, dass man sich nicht in Malaga, sondern in den Ausstellungsräumen der Schrottgalerie befindet, umgeben von Hanno Größls Steinskulpturen und verfremdeten Schrottgegenständen von Sven Friedel - wie dem alten Nähmaschinenaufsatz, der mithilfe eines Hackebeils und eines Nagelzwickers die Gestalt eines Pferdes annimmt. Das alles bildet eine eigenartige, aber stimmige Atmosphäre. Mit dem Flamencoabend haben die Gastgeber um Werner Bertolan wieder einmal gezeigt, wie wandlungsfähig der Raum ist. Für Künstler ist die Galerie ein idealer Ort, um unplugged eine publikumsnahe Stimmung zu schaffen. "Vielen Dank für diesen wunderbaren Schrott hier!" Mit diesen Worten verabschieden sich die Locos anerkennend.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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