Glonn:Fleisch auf Adams Rippen

Lesezeit: 2 min

"Die drei Haxn" mit Michael Well sind zum ersten Mal in der Schrottgalerie Friedel. Ihr Repertoire ist bayerisch-deftig und ein bisserl international. (Foto: Chrisitan Endt)

Die neu gegründete Band "die drei Haxn" mit Michael Well von der ehemaligen Biermösl-Blosn ist erstmals in der Glonner Schrottgalerie zu sehen. Das Programm ist unterhaltsam, aber harmlos

Von Peter Kees, Glonn

Claudia Pichler promoviert gerade in neuerer deutscher Literatur über Gerhard Polt, einem Freund und Wegbegleiter der Biermösl-Blosn. Mit dem ehemaligen Biermösl-Musiker Michael Well verbindet sie also mehr als nur die kabarettistische Wellenlänge. Zum Trio der "drei Haxn", einer Band, die am Faschingssonntag erstmals in der Glonner Schrottgalerie gastiert hat, gehört noch Anni Preuß, im echten Leben Lehrerin. Für ihr erstes Kabarett-Programm "Mehr Fleisch" bekamen die Drei tosenden Applaus.

Ihr Glonner Auftritt war erst die zweite Vorstellung. Der Saal war ausverkauft. Die Ankündigung Kabarett trifft allerdings nicht so ganz das, was geboten wurde. Das Trio trägt zwar auch gereimte Gedichte vor, ganz nach Biermösl-Art; doch in erster Linie singen und spielt es Lieder und Instrumentalstücke, und zwar ganz im bayrisch-volksmusikalischen Sinn. Die Lieder haben Ironie, besitzen aber auch eine gute Portion Bodenhaftung. Man hört nichts völlig Unbekanntes. Die Stubenmusi lässt ein wenig grüßen.

Zu Beginn - Claudia Pichler spielt Akkordeon und Anni Preuß schlägt eine Triangel dazu - stellen sich die beiden Frauen singend vor: Anni stammt aus Passau, Claudia ist ein echtes Münchner Kindl. Da trifft das Bild einer derben ländlichen Lebensweise auf die Vorstellung eines "feineren" Lebens in der Stadt. Und nicht nur die Sprache ist tief bairisch, auch die Musik. Da hört man Gstanzl oder Landler, viel Musik im Volkston. Reichlich Stoff für die Lachmuskeln gab es für einen Song, in dem so richtig derb auf bairisch geschimpft wurde. Dafür natürlich eine Extraportion Applaus.

Die Grenzen werden aber auch mal verlassen: Eine Bauchtanz-Nummer entführt in die arabische Welt, ein steppender Michael Well in das Schottland seiner Vorfahren. Auch das Banjo bringt unbayrische Farben mit, beispielsweise in einem umgetexteten Schlager aus den 60er Jahren.

Mitunter könnte man die Drei auch auf einem Jahrmarkt wiederfinden. Spätestens als die Drehleier ausgepackt wird, wird man an einen mittelalterlichen Schauplatz erinnert. Dass die "drei Haxn" dabei mit ihrem charmanten Dilettantismus spielen, gehört aber wohl zum Konzept.

Hübsch ist auch ein kleines Dramolett in vier Akten, in dem "aus der Zeit, als es noch Ehen gab" gesungen wird: "Da ist man zusammengeblieben und die Stimmung war dementsprechend". Natürlich wird auch der Titel des Programms aufgegriffen: In der Schöpfungsgeschichte, wie die Drei sie erzählen, will Adam, nachdem Gott ihm aus seiner Rippe eine Partnerin gegeben hat und er das hübsche Wesen sieht, gleich alle Rippen verwandelt haben, doch nach einem Jahr sind ihm die Rippen dann doch lieber als die Frauen. Aber es geht noch derber: In der Geschichte vom fetten Metzger Xari, der immer mehr Fleisch haben will, erscheint derselbe sogar posthum. Auf seiner Beerdigung springt der Sargdeckel auf, und der Metzger schreit: "Ich will mehr Fleisch." Eine hübsche Moritat.

Dass das Trio immer wieder die Instrumente wechselt, macht den Abend unterhaltsam. Da sitzt beispielsweise die zierliche Claudia an einer riesengroßen Tuba und übt fleißig auf dem Ungetüm. Auch wenn ihr nicht immer alle Töne gelingen, allein das Bild der Frau mit Tuba ist großartig. Michael Well holt schließlich sogar ein Alphorn hervor, dessen Ende er auf die Schulter eines Zuschauers legt. Jetzt wird's uralpenländisch. Eine Kuhglocke untermalt das Alphornsolo.

Nett und durchaus unterhaltsam sind sie, die Haxn, aber irgendwie auch ungefährlich harmlos. Lediglich am Schluss wagen sie einen kleinen Ausflug in die politische Gegenwart. Ob AfD oder Markus Söder - da wird so manches aufs Korn genommen. So wie es eben im Fasching üblich ist.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: