An zwei Wänden hängen Schals und Tücher, alle aus gutem Stoff. In dem renovierten Kellerraum kann man durch gut erhaltene Herrenhemden, Damenblusen, und alle möglichen anderen Kleidungsstücke stöbern: Das Angebot reicht von Socken bis hin zu Trachtenjacken und Dessous. Auch Regale mit Schuhen, Schulranzen und einigen Büchern sind im Untergeschoss des Marienheims in Glonn aufgereiht; sogar eine spezielle Ecke mit Kinderkleidung ist dort eingerichtet. Denn an diesem Mittwoch eröffnet die neue Kleiderkammer der Gemeinde. Auf insgesamt etwa 30 Quadratmetern sollen dort von nun an die Menschen aus Glonn und Umgebung auf der Suche nach günstigen und gebrauchten Stücken fündig werden.
In die Hand genommen und initiiert hat dieses Projekt Annegret Biehn. Die 66-Jährige lebt in Thal und hat bereits seit Jahren Erfahrung mit ähnlichen Unternehmungen: Seit mehr als 15 Jahren hilft sie bei der Kleiderkammer in Kolbermoor mit. Außerdem ist sie seit vier Jahren beim Glonner Tisch dabei, einer Einrichtung, die Hilfsbedürftige mit Essen versorgt. "Noch einmal richtig durchstarten" wolle sie, "solange es noch geht." Die Kleiderkammer bietet ihr dazu eine Chance.
Mit Leidenschaft trieb sie die Umsetzung ihrer Idee voran. Doch es gestaltete sich schwierig, einen Platz für das Projekt zu finden, denn geeignete Lokalitäten seien im Landkreis rar. "Wenn wir einen Raum finden, dann übernehme ich das", war sich Biehn von Anfang an sicher. Die Initiatoren des Glonner Tisches setzten einen Artikel in den Glonner Marktschreiber, um auf ihre Suche aufmerksam zu machen. Im Frühjahr ist sie dann endlich fündig geworden: im Marienheim in Glonn. Der Heimleiter, Hubert Radan, fand die Idee toll und konnte das Kellerabteil entbehren. "Wir hatten dort erst eine Personalumkleide für Männer geplant", erklärt Radan. Trotzdem entschloss er sich, den Platz für die Kleiderkammer zur Verfügung zu stellen. Einen "richtigen Verbündeten" habe sie in Radan gefunden, betont Biehn. Man merkt, wie erleichtert sie über das Bereitstellen der Kellerzimmer ist - auch wenn die Räume vor den Umgestaltungen "wie Sau ausgeschaut" hätten. Biehns Dankbarkeit schmälert das nicht.
Nun ist alles frisch gestrichen, Teppichboden ziert den Boden und zahlreiche Regale stehen an den Wänden für die angebotene Ware bereit. Viel Arbeit übernahm dabei Biehns Mann Günther. Er half und hilft seiner Frau wo er kann. Die beiden wurden außerdem von ehrenamtlichen Helfern und von Freunden unterstützt. Überhaupt läuft die Kleiderkammer ganz auf ehrenamtlicher Basis - niemand wird für eine der Arbeiten bezahlt.
Auch die Marktgemeinde Glonn unterstützt die Kleiderkammer. Sie übernimmt die Kosten für die Miete und das Material. Der gesamte Erlös der verkauften Ware jedoch kommt dem Glonner Tisch zugute. Die Preisspanne der Stücke variiert von 50 Cent bis zu zehn Euro. Mehr würde sie aber nie verlangen, erklärt Annegret Biehn deutlich. Manchmal verschenke sie sogar etwas.
Das Angebot der Kleiderkammer richtet sich an alle Menschen: Jeder kann ausrangierte Kleidung vorbeibringen und darf sich mit neuen Stücken eindecken. Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Sachen in einwandfreiem Zustand sein sollten. Obwohl die Helfer erst einmal alles annehmen, behalte sich Biehn vor, auch einmal Dinge auszusortieren: "Ich denke, ich habe da schon einen Blick dafür." Dass ihre Idee in Glonn ankommt, zeigen die ersten Reaktionen aus der Gemeinde. Viele begeisterte Bürger hätten schon angerufen und angekündigt, Kleidung vorbeibringen zu wollen, sagt die 66-Jährige. Insgesamt habe Biehn schon sehr viel positive Rückmeldungen erhalten.
Die Eröffnungsfeier der Kleiderkammer findet am Mittwoch, 18. Mai, um 14 Uhr statt. Die Kleiderkammer wird von da an immer mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet sein. Außerdem ist geplant, sie auch zu besonderen Anlässen, wie dem Nachtflohmarkt zu öffnen. Das Marienheim befindet sich in der Rotter Straße 10 in Glonn.