Glonn:Ein Meister am Akkordeon

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Das Trio "Tango Transit" um Martin Wagner begeistert auf Gut Sonnenhausen

Von Claus Regnault, Glonn

Das Akkordeon ist wie sein Vorläufer, die gute alte Ziehharmonika, eigentlich ein Instrument der Volksmusik, aber es hat sich durch die Berührung mit dem argentinischen Tango und später auch mit dem Jazz dank seiner reichen technischen Ausstattung zu einem Konzertinstrument entwickelt, welches eine ungeheure Klangvielfalt und geradezu orchestrale Wucht entfaltet. Schuld daran ist die Vaterfigur des argentinischen Meisters Astor Piazolla, der in seinem Studienjahren in Frankreich auch in Berührung mit der Musik der französischen Avantgarde der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts (Debussy, Ravel) kam und von ihr inspiriert wurde. Inzwischen hat dieses Instrument eine Reihe von bedeutenden Solisten gefunden, so auf dem Gebiet des Jazz Art van Damme, den der Musettemusik Frankreichs nahe stehenden Richard Galiano und den Argentinier Dino Saluzzi.

Das Konzert des Trios Tango Transit auf Gut Sonnenhausen nun brachte in der Gestalt seines Leaders und Akkordeonisten Martin Wagner dieses Instrument zu wahrhaft überwältigender Wirkung. Sein Spiel überzeugte nicht nur durch fulminante Virtuosität, sondern auch durch den Reichtum an Klangfarben und rhythmische Power. Man kann ihn, der auch die Mehrzahl der Kompositionen beisteuert, zu den wahrhaft bedeutenden Meistern dieses Instruments zählen, ein wahrer Nachfolger der vorgenannten Größen.

Aber Wagner hat auch großartige Mitspieler in diesem seit mehr als zehn Jahren existierenden Trio. So spielt der Bassist Hanns Höhn wunderbar beredte Soli, wenn er nicht gerade in seinem Stück "Schlaf" allmählich an seinem großen Instrument entlang und zunehmend sparsamer zupfend abwärts in den Schlaf sinkt. Der Dritte im Bunde, Andreas Neubauer am Schlagzeug, entfaltet hierzu einen ungemein rhythmisch vielfältigen Schlagteppich. Insgesamt hört man diesem Trio die langjährige Vertrautheit und gemeinsame Freude am musikalischen Tun an, sie sind eine Einheit geworden.

Das Programm enthielt eine einzige "Fremdkomposition", den "Liebertango" von Astor Piazolla, freilich in einer stark ins Idiom des Trios verfremdeten Fassung. Auch ansonsten war es "Tango nuevo" im Sinne von Piazollas Stilbezeichnung, ein Tango, der weit in die dissonante Welt der neuen Musik entwickelt ist, erfrischend gegenwärtig und lebendig. Das leider etwas unterbesetzte Publikum geriet von der ersten Nummer an in helle Begeisterung und entlohnte das dennoch mit sichtbarer Lust am eigenen Spiel wirkende Trio mit stürmischem Beifall. Wir hoffen auf baldige Wiederbegegnung.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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