Glonn:Angst vor weiterem Schandfleck

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Glonner Gemeinderat debattiert über eine geplante Lärmschutzwand nördlich der Rotter Straße, kann sich aber mangels überzeugender Entwürfe nicht auf eine Gestaltung einigen

Von Anja Blum, Glonn

Die Glonner Gemeinderäte sind in ihrer Sitzung am Dienstag am eigenen Anspruch gescheitert: Eigentlich sollten sie entscheiden, welche Art Wand künftig die Bewohner des Neubaugebiets nördlich der Rotter Straße vor dem Lärm der Straße schützen soll. Doch dazu kam es nicht - und zwar gerade deshalb, weil den Gemeinderäten dieses Thema so wichtig ist. "Das ist hochsensibel", hieß es immer wieder aus den verschiedenen Fraktionen.

Offenbar haben die Volksvertreter aus einem Fehler gelernt: Für die Lärmschutzwand in Wetterling nämlich mussten sie viel Kritik einstecken. "Ford Knox" werde das Baugebiet wegen des dortigen Gabionenzauns von den Glonnern genannt, sagte Georg Empl (CSU). "So etwas will ich nicht noch einmal erleben." Auch Renate Glaser (SPD) beschwor das Gremium, bei dieser Entscheidung vorsichtig zu sein: Das Areal liege wieder einmal sehr prominent an einer Ortseinfahrt - "deswegen müssen wir wirklich aufpassen, dass das nicht wieder ein Schandfleck wird". Zumal dies ein recht beachtlicher Fleck wäre: Die Wand entlang der Rotter Straße muss laut Schallschutzgutachten etwa hundert Meter lang und drei Meter hoch sein.

Viel Schelte kassiert hat der Glonner Gemeinderat für diese Lärmschutzwand aus Gabionen in Wetterling. (Foto: Christian Endt)

Nicht gerade erleichtert wurde den Gemeinderäten die Ideenfindung vom planenden Ingenieur. Ganz im Gegenteil: Manfred Schulz lieferte im Vergleich zur vorhergehenden Besprechung, die im Februar 2014 stattgefunden hatte, keine weiteren Informationen oder Vorschläge. Damals hatte der Gemeinderat lediglich beschlossen, dass die Wand aus einem Betonsockel von 70 bis 80 Zentimetern Höhe und Elementen aus unbehandelter Lärche sowie Glas bestehen soll. Am Dienstag nun sollte es um die genauere Ausführung gehen. Doch ohne Entwürfe fiel es den Gemeinderäten schwer, dazu konkrete Aussagen zu treffen. "Mehr Fantasie, Leben, Rhythmisierung wäre schön", hieß es.

Schön unauffällig: So eine Lärmschutzwand wie in Nettelkofen würde den Glonner Gemeinderäten gefallen. Doch der Planer winkt ab - zu teuer. (Foto: Endt)

Zudem bremste der Ingenieur die Kreativität der Gemeinderäte gehörig ein: Ein Sockel aus gemauertem Stein oder wellenförmige Holzelemente - all diese Ideen seien zwar schön, aber viel zu aufwendig, sprich: zu teuer. Auch dem Wunsch nach einer üppigen Begrünung erteilte Schulz eine Absage: "Dafür wurde vor der Wand viel zu wenig Platz eingeplant." Außerdem verringerten Pflanzen immer die Lebensdauer einer Holzkonstruktion. Hier hat offenbar der Ingenieur aus Fehlern gelernt: In der Glonner Ortsmitte musste schon einmal eine Lärmschutzwand nach wenigen Jahren abgerissen und von Grund auf erneuert werden, weil sie aufgrund von viel Schatten und Bewuchs komplett vergammelt war. Erschwert wird die Bestellung einer Lärmschutzwand laut Schulz zudem dadurch, dass jeder Hersteller seine Produkte nach einem anderen System baut. "Deswegen kann man da nicht so viele Vorgaben machen."

Vom Gegenteil überzeugt zeigten sich die Gemeinderäte: "Man kriegt nur das, was man auch ausschreibt", sagte Glaser. Letztlich einigte das Gremium sich darauf, einen Landschaftsplaner ein paar Entwürfe zeichnen zu lassen und diese von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern aller Fraktionen vorab beurteilen zu lassen. Erst danach wird sich der Glonner Gemeinderat wieder mit dem Thema befassen. Dann hoffentlich erfolgreich.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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