Gewerbegebiet:Das Phantom einer Tankstelle

Lesezeit: 2 min

Schon bald wird die Ebersberger Südumgehung eröffnet - mit Folgen für das Ortsbild. Jetzt sorgen Pläne für ein Gewerbegebiet für Diskussionen.

Martin Mühlfenzl

Die bevorstehende Eröffnung der Ebersberger Südumgehung könnte für die Kreisstadt erhebliche Veränderungen des Ortsbildes mit sich bringen. Auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung bestätigte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), dass es in den vergangenen Wochen und Monaten Anfragen mehrerer Interessenten bezüglich der Ansiedlung einer neuen Tankstelle an der Umgehungsstraße gegeben hat.

Schon bald wird die Ebersberger Südumgehung eröffnet - mit Folgen für das Ortsbild von Ebersberg. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die bisher konkretesten Pläne eines Investors sehen die Errichtung einer Tankstelle, eines Fast-Food-Restaurants sowie eines Großhandels für Werkzeuge und Montagetechnik im östlich der Kreisstadt gelegenen Gewerbegebiet Langwied vor. "Entschieden ist aber noch überhaupt nichts", teilt der Rathauschef mit. "Es gab bisher nur Anfragen, die wir uns angehört haben."

Diese hätten sich nicht ausschließlich auf die Freifläche in Langwied zwischen dem ansässigen Hagebaumarkt und dem Zwingler-Anwesen bezogen: "Es haben sich auch Investoren für den Bau einer Tankstelle in Gsprait sowie in Reitgesing Richtung Kirchseeon interessiert." Bisher habe die Stadt allen Anfragen eine Absage erteilt.

Dies ist bei der aktuellen Anfrage für das Projekt in Langwied nicht der Fall. Am vergangenen Freitag informierte der Interessent sowohl die Stadtverwaltung als auch je ein Mitglied der Fraktionen im Ebersberger Stadtrat über seine Pläne.

"Wir haben uns diese Vorstellungen angehört. Jetzt muss erst einmal jede Fraktion darüber informiert und anschließend beraten werden", bestätigt Brilmayer. "Das ist für uns aber keine Entscheidung dafür, dass gebaut wird." Ohnehin sei dies aufgrund der aktuellen Ausschreibung der Fläche derzeit nicht möglich: Das Areal ist als Grünfläche ausgewiesen. "Um dort bauen zu können, müsste zunächst der Flächennutzungsplan geändert und anschließend eine Bebauungsplan gefasst werden", erläuterte der Rathauschef.

Eine persönliche Wertung der Vorschläge wollte Brilmayer nicht abgeben: "Im Augenblick kann ich dazu nichts sagen. Zunächst muss sich der technische Ausschuss damit befassen." Eindeutiger äußert sich SPD-Stadträtin Elisabeth Platzer, die sich gegen die Ansiedlung einer dritten Tankstelle stellt: "Eine weitere Tankstelle wird in Ebersberg nicht benötigt. Wir sind mit zwei ansässigen Unternehmen gut versorgt." Eine neue Tankstelle würde für unnötige Konkurrenz mitten in Ebersberg sorgen und bereits bestehende Unternehmen in ihrer Existenz bedrohen, so Platzer.

Eine der beiden Ebersberger Tankstellen der Kreisstadt betreibt Hermann Schmid als Familienunternehmen an der Wasserburger Landstraße gegenüber der Kreisklinik - die zweite findet sich am nördlichen Ortsausgang im Gewerbegebiet. Unternehmer Schmid wertet die Aussagen von Bürgermeister Brilmayer als "wenig vertrauenserweckend": "Nach dem, was ich gehört habe, ist schon alles entschieden. In Langwied wird wohl erweitert und das schafft allen voran uns zusätzliche Probleme."

Schließlich, so Schmid, müsse sein Unternehmen bereits durch die Eröffnung der Ebersberger Südumfahrung mit Umsatzeinbußen von rund 40 Prozent rechnen: "Die Umgehung ist für uns ein harter Tritt gegen das Bein. Eine dritte Tankstelle wäre eine Katastrophe."

Schließlich müsse das Unternehmen bereits heute um die Sicherung der Existenz kämpfen: "Wir sind eine Tankstelle mit Waschstraße. So ein Unternehmen braucht eine Stadt mit ungefähr 10000Einwohnern zum sicheren Überleben." In Ebersberg aber existierten bereits zwei Tankstellen mit Waschstraßen, die durch zwei weitere so genannte Selbstbedienungs-Waschboxen ergänzt würden. "Es ist also schon eng", betont Tankstelleninhaber Schmid.

Von eben dieser Problematik habe er sowohl Bürgermeister Walter Brilmayer als auch den Ebersberger Stadträten berichtet, so der Tankstellenbesitzer: "Und von beinahe allen habe ich die Botschaft bekommen, dass keine dritte Tankstelle kommt. Jetzt bin ich natürlich sehr gespannt - und skeptisch."

Auf das Wort der Kommunalpolitiker will sich Schmid nur bedingt verlassen - verzichtet aber auf einen weiteren Einspruch: "Ich habe mich persönlich einmal geäußert - das reicht. Optimistisch blicke ich aber nicht in die Zukunft."

Denn fest steht: Die Eröffnung der Südumgehung wird das Gesicht der Kreisstadt langfristig verändern. Und vielleicht auch neues Gewerbe mit sich bringen.

© SZ vom 06.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: