Gemeinderat Pliening:Aufgeschoben, nicht aufgehoben

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Im Plieninger Ortsteil Moos wird wohl bald schon wieder schweres Gerät anrücken. Die Anwohner befürchten eine deutliche Lärmbelastung. (Foto: Christian Endt)

Das Gremium schließt sich dem Forderungskatalog des Bauausschusses in seiner Stellungnahme zum Kiesabbau nördlich des Abfanggrabens an. Verhindern wird man das Vorhaben vermutlich nicht

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Für die Landshamer ist es ein leidiges Thema, eines, dem sie auch auf absehbare Zeit nicht auskommen werden: Der Kiesabbau an der Westflanke des Ortsteils Moos, der sich entlang der Speicherseestraße schnurgerade nach Norden zieht. Eben gehen die Aushubarbeiten auf der letzten Fläche südlich des Abfanggrabens ihrem Ende zu - drei bis vier Monate sollen die Bagger hier noch zu tun haben, verkündete Bürgermeister Roland Frick (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Nun streckt die Firma Ebenhöh ihre Fühler weiter nach Norden aus, will eine 16,7 Hektar große Fläche nördlich des Grabens, die bisher landwirtschaftlich genutzt wird, in drei Teilabschnitten bearbeiten.

Der Bauausschuss hatte den Plan vor zwei Wochen in seiner Vorberatung abgelehnt. Zu viel hatten Verwaltung und Gemeinderäte noch als ungeklärt moniert. Laut Baugesetzbuch werden Vorhaben, die im Außenbereich liegen wie dieses, nur im Einvernehmen mit der Gemeinde erteilt. Die Gemeinde darf aber auch nur dann dieses Einvernehmen verweigern, wenn konkrete öffentliche Belange entgegenstehen und die Erschließung nicht geklärt ist. Genehmigungsbehörde ist dann allerdings das Landratsamt. Weil die von der Firma Ebenhöh anvisierten Felder zwar im Außenbereich liegen, der Regionale Planungsverband aber ein insgesamt 65 Hektar großes Gebiet zwischen Landsham und dem Speichersee schon vor Jahren als Vorrangfläche für Kiesabbau festgelegt hat, das auch die fragliche Fläche umschließt, wird die Genehmigung wohl früher oder später gegeben werden. Auch das ergibt sich aus dem Baugesetzbuch.

Für die vielen Besucher, die am Donnerstagabend den Weg in den Sitzungssaal des Rathauses gefunden hatten - es mussten sogar Stühle aus Nebenräumen geholt werden - wird das wohl die größte Enttäuschung sein. Wenn es der Firma Ebenhöh gelingt, alle Forderungen des Gemeinderats zu erfüllen, werden in den kommenden 15 Jahren nördlich des Abfanggrabens die Schwimmbagger arbeiten. Auf den verbleibenden Rest des Vorranggebiets von etwa 48 Hektar anspielend erklärte SPD-Gemeinderat Roland Ernst: "Damit ist es aber nicht zu Ende." Wobei der Transport des Kieses, den die schweren Schaufeln aus dem Boden holen, für die Anwohner noch das geringste Problem ist. Er wird mittels Förderbändern bis zum eigentlichen Firmengelände an der Straße zwischen Kirchheim und Landsham gebracht. Was man hört - je nach Windrichtung mehr oder weniger - sind die Schwimmbagger. Sie sollen, so ein Anliegen aus Landsham-Moos, das der Gemeinderat in seinen Forderungskatalog übernommen hat, künftig nur noch an Werktagen außer Samstag und nur bis 18 Uhr arbeiten dürfen.

Rechtlich abgesichert werden soll aber, das hat auch der Bauausschuss vor zwei Wochen einstimmig gefordert, die Querung des Abfanggrabens, einer Mineralölfernleitung zum Flughafen und die Nutzung der am Graben entlang führenden Wege. Das muss durch eine so genannte dingliche, im Grundbuchamt eingetragene Sicherung erfolgen. Mehrere Grundstückseigentümer, darunter das österreichische Öl- und Gasunternehmen OMV, Eon sowie einige Landwirte, muss Ebenhöh da ins Boot holen.

Für den Unternehmer noch problematischer allerdings dürfte der Transport von Verfüllmaterial zur Rekultivierung der Uferbereiche und der Aufschüttung einer Halbinsel werden, die im Nordosten des Geländes geplant ist. Allein 100 Lastwagen pro Tag sollen in den drei Jahren der Renaturierung nötig sein, welche auf die zwölf Jahre Abbau folgen, um die Halbinsel entstehen zu lassen. Weitere Transportfahrzeuge braucht es für die Uferbefestigungen. Nach den bisher vorgelegten Plänen sollen die Lkw - die nicht durch Landsham-Moos rollen dürfen - im östlichen Bereich des renaturierten Geländes auf bestehenden Wegen bis zum Graben, dort dann ein ganzes Stück wieder nach Westen fahren, den Graben im Gebiet des Landkreises München überqueren um dann nördlich des Grabens wieder zurück in den Osten und zur Kiesgrube zu gelangen. Genau dort, wo ständig Fußgänger, Radfahrer oder Jogger unterwegs sind.

Mit einer Breite von vier Metern "gibt das die Straße im Moment nicht her", stellte Josef Bauer-Eberhart (CSU) fest. Kurt Strehlow (SPD/Parteifreie) wollte wissen, ob die Halbinsel nicht verzichtbar sei. Ohne sie würden doch schon viele Fahrten wegfallen. Er regte außerdem an, die Zuwegung vom Kieswerk zur neuen Abbaufläche ganz im Westen der bisherigen Kiesseen entlang zu führen, um wenigstens den Zickzackkurs und die Fahrten an der Südseite des Grabens zu vermeiden.

Die Insel sei eine Forderung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt, erläuterte Bürgermeister Frick, aus Naturschutzgründen solle sie bodenbrütenden Vögeln Raum geben, "somit ist das öffentliches Interesse". Gegen einen Transportweg im Westen wehre sich bisher der dortige Grundbesitzer, erläuterte Frick, außerdem müsste dafür viel Wald gerodet werden. Als eine mögliche Option, auf die er als Moderator hinwirken könne, wollte er eine solche Lösung aber nicht ausschließen. Wenn die vorgesehenen Lkw-Wege allerdings so bleiben wie geplant, verbaue das Erholungssuchenden auf Jahre hinaus auch den Zugang zu den Landschaftsseen, erklärte Roland Ernst. "Wenn da 40-Tonner fahren, kann man nicht mehr spazieren gehen.

© SZ vom 24.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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