Gemeinderat:1:0 zur Halbzeit

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Die geplante Verkleinerung des Pöringer Bolzplatzes zugunsten von Wohnbebauung geht in die nächste Runde. Die Gegner wollen ihren Protest aber nicht aufgeben

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

"Wir werden weiter kämpfen", kündigte der Pöringer André Mol nach der Zornedinger Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend an - und tauschte vor dem Rathaus Kontaktdaten mit Christian Baretti aus, ebenfalls erklärter Gegner eines ungeliebten Projekts im Ort. Zuvor hatte der Gemeinderat den Gegnern der geplanten Verkleinerung des Pöringer Bolzplatzes einen Strich durch die Rechnung gemacht. 17 von 19 Gemeinderäten sprachen sich schlussendlich dafür aus, den Bolzplatz zugunsten einer Überbauung des Grundstückes, auf dem noch ein Acht-Familienhaus steht, um zehn Meter zu verkleinern.

Ein Plan, der schon seit seiner Bekanntmachung im Juli vorigen Jahres für reichlich Wirbel gesorgt hat. In einer Online-Petition forderten Hunderte Pöringer den Erhalt des Platzes - und drohen nach wie vor mit einem Bürgerbegehren. Unter diesem Damoklesschwert bemühte sich der Gemeinderat bei der Beratung über eines der größten Streitthemen im Ort sichtlich um Entgegenkommen und Transparenz: Diesmal war neben dem großen auch der kleine Sitzungssaal geöffnet, wo Stühle für die bereits erwarteten Kritiker aus Pöring bereitstanden. Und man hatte sich offenbar abgesprochen: Eine Viertelstunde lang äußerten sich alle Fraktionsvorsitzenden ausführlich zur Vorgeschichte des "Bebauungsplans Tannenstraße".

So erläuterte Helmut Obermaier (Grüne), dass ein Erhalt des maroden Acht-Familienhauses für die Gemeinde nicht mehr tragbar gewesen sei. Auch habe man als Neubau zunächst sozialen Wohnungsbau erwogen. Allerdings habe man erkennen müssen, dass die etwas abgelegene Lage dafür "suboptimal" sei. Um andere Projekte im Ort zu verwirklichen, habe man sich für einen Verkauf des Grundstücks entschieden. Dort plant der Käufer jetzt vier Häuser in zwei Reihen. "Mit der jetzigen Planung können wir doppelt so viele Leute auf dem Grundstück unterbringen", betonte Obermaier; Werner Hintze (SPD) umschrieb dies als "das Optimum, das wir herausholen konnten."

Wie zuvor Bürgermeister Piet Mayr (CSU) äußerte auch Stefanie Berndlmeier (CSU) ein wiederkehrendes Argument aus dem Rathaus: Dass der Erhalt des Bolzplatzes nur mit einer Bauleitplanung gesichert werden kann. Peter Pernsteiner (FDP) begründete das so: "Wenn es keinen Bebauungsplan gäbe, könnte der nächste, der einzieht, gleich wegen Lärms klagen." Zudem lobte er, dass die ursprünglich geplanten acht Stellplätze, die oberhalb der zusätzlichen Häuserzeile noch weiter in die Grünfläche des Bolzplatzes hineingeragt hätten, im neuen Entwurf wegfallen.

Wilhelm Ficker (Freie Wähler) war das nicht genug. Die Veräußerung des bebauten Grundstücks vor einigen Jahren skizzierte er zwar als "Vernunftentscheidung". Er monierte aber, dass die Bebauung in den Planungen "immer weiter rausgerückt" sei. Zudem sei die Gemeinde daran gescheitert, als Ausgleich ein Stück des anliegenden Feldes zu pachten. "Dies ist die falsche Zeit, Sport- und Freizeitflächen zu verkleinern", sagte er und erntete dafür Zuruf ("sehr gut") und Klatschen eines Pöringer Besuchers.

Etwas außer Atem geriet Bürgermeister Mayr entsprechend der vielen Einwände, die Bürger und Behörden in den letzten Monaten geäußert hatten. Vier Seiten an Stellungnahmen hatte er zu verlesen, die das Vorhaben der Gemeinde verteidigten. Immer wieder fiel dabei ein Satz: "Der Bolzplatz wird erst durch die Bauleitplanung öffentlich gesichert." Auch wiederholte er, dass mit dem Wegfall des Parkplatzes nicht mehr von einer erheblichen Flächenreduktion auszugehen sei.

Eine Behauptung, die Harald Kummerer, der Urheber der Online-Petition, nicht teilt. "Das ist definitiv falsch," sagte er am Freitag nach der Sitzung. Vielmehr hätten seine Nachmessungen mit Googlemaps und einem Lasermessgerät ergeben, dass sich der Bolzplatz mit der laufenden Planung um ein Drittel verkleinern würde. Dass die Gemeinde dennoch weiterhin von einer "minimalen Verringerung" spricht, das störe ihn am meisten. Trotzdem betont er: "Natürlich muss Nachverdichtung sein". Mit der zusätzlichen zweiten Häuserreihe, die den Bolzplatz verkleinern würde, baue man aber "eine Warze" an den Ortsrand - für ihn "untragbar".

Mit dem Billigungs- und Auslegungsbeschluss vom Donnerstag ist noch kein Baurecht geschaffen. Zunächst wird die aktuelle Planfassung überarbeitet; dann wird der Bebauungsplan nochmals vier Wochen öffentlich ausliegen. In dieser Zeit soll laut Rathaus auch die Informationsveranstaltung mit dem Planungsverband stattfinden, die Mayr den Pöringern in der Bürgerversammlung zugesagt hatte. Kummerer sieht das als "witzlos": "Wozu braucht es einen öffentlichen Termin, wenn schon alles entschieden ist?"

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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