Gemeinde hofft auf Geld vom Bezirk:Ganz schön sportlich

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Die Sanierung der Turnhalle in der Wendelsteinstraße könnte in absehbarer Zeit losgehen - eine Planung gibt es immerhin schon einmal. (Foto: Christian Endt)

Um Fördermittel zu bekommen, erstellt Vaterstetten in nur sechs Wochen Pläne für eine neue Turnhalle an der Wendesteinschule

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Armut, so die Redensart, ist keine Schande - manchmal ist sie sogar eine Chance. Etwa für die Großgemeinde. Weil Vaterstetten offiziell als "finanzschwache Gemeinde" gilt, könnte sie bald in den Genuss einer neuen Turnhalle für die Wendelsteinschule kommen, die sie nur zu einem Zehntel selbst bezahlen müsste.

Dass eine solche Halle dringend nötig wäre, zeigte sich im Jahr 2013. Damals wurden am Dach der Halle gefährliche Mängel festgestellt. Die sogenannten Binder, verleimte Holzträger, waren quasi nicht mehr vorhanden. Ein ähnlicher Mangel war auch die Ursache gewesen für den Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall, bei dem mehrere Menschen starben. Auch vor diesem Hintergrund wurde die Vaterstettener Turnhalle zunächst erst einmal gesperrt, jedenfalls im Winter bei starkem Schneefall, wegen Einsturzgefahr. 2015 wurden die Schäden dann zumindest so weit behoben, dass ein Betrieb der Halle weiter möglich war - was insgesamt rund 100 000 Euro kostete und ausdrücklich ein auf wenige Jahre angelegtes Provisorium ist. Der beauftragte Architekt empfahl damals, in spätestens zwei Jahren eine dauerhafte Lösung für das Problem zu finden.

Nun, drei Jahre später, zeichnet sich tatsächlich eine solche ab, wie Ralf Schloemilch vom Bauamt im Gemeinderat verkünden konnte. Die Lösung trägt den klangvollen Namen "Kommunalinvestitionsprogramm zur Verbesserung der Schulinfrastruktur finanzschwacher Gemeinden in Bayern" - kurz: KIPS. Dabei vergibt die Regierung von Oberbayern Fördergeld und zwar nicht zu knapp. Bis zu 90 Prozent der Kosten für eine neue Turnhalle könnten die Vaterstettener demnach aus München bekommen - wenn sie schnell genug sind. Denn, so Schloemilch weiter, die Mitteilung über das Programm sei erst Anfang März gewesen und am 27. April sei schon Abgabeschluss für eine Bewerbung.

Daher habe man sich mit Architekt Franz Balda, der auch die neue Grund- und Mittelschule in der Gemeinde geplant hat, zusammengesetzt, um möglichst schnell einen Entwurf für die neue Turnhalle einreichen zu können. Diese, so Balda im Gemeinderat, fände problemlos auf dem Schulgelände Platz. Sobald sie fertig ist, soll dann die alte Halle abgerissen werden. Eventuell sei in der Folge sogar eine Gegenfinanzierung möglich, indem der Teil des Schulgrundstücks, wo jetzt noch die alte Halle steht, verkauft würde. Nicht zuletzt könnte der Neubau auch die Platzprobleme der Mittagsbetreuung zumindest abmildern, wenn man diesen zweistöckig errichtet und so zusätzliche Räume erhält.

Nicht alle Gemeinderäte wollten diesem Tempo ohne weiteres folgen. Es sei ja bedenkenswert, eine neue Turnhalle zu bauen, so Axel Weingärtner (Grüne) "aber wir wissen nicht, was mit der Schule passiert, da dürfen wir uns nichts verbauen". Noch deutlicher wurde Sepp Mittermeier (SPD). Er sei "irritiert", dass ein solches Projekt zur Abstimmung gestellt werde, ohne dass klar sei, ob die Schule abgerissen oder generalsaniert werden soll: "Diese Entscheidung schieben wir seit Jahren vor uns her."

Und könnte es nach Meinung der Planer auch weiterhin tun, denn die neue Turnhalle bedeute weder eine Festlegung auf eine Sanierung, noch einen Neubau. Der Standort - mehrere Optionen stehen hier zur Auswahl - könne entsprechend ausgewählt werden. Was in aller Ruhe gemacht werden könne, wenn der Förderantrag erst einmal abgeschickt sei. Zumal das Städtebauliche in der Bewerbung ohnehin keine Rolle spiele, so Schloemilch. "Wir bewerben uns also erst einmal und stellen das Ding dann hin, wo wir wollen?", fragte Weingärtner - was Bauamtsleiterin Brigitte Littke bejahte. Außerdem sei ja längst nicht entschieden, dass Vaterstetten wirklich Fördergeld bekomme, ergänzte Kämmerer Markus Porombka.

Doch auch, wenn dies nicht der Fall ist, wird in der Wendelsteinschule demnächst gebaut - wenn auch in kleinerem Umfang. Der Gemeinderat beschloss, neben einer Bewerbung für KIPS, auch die Planung zur Erneuerung der Fenster und der Sanitäranlagen.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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