Gegenseitige Vorwürfe:Wer ist schuld am Stau?

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Vaterstetten fordert weitere Verkehrsgutachten von Nachbarn

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Erneut gibt es Unstimmigkeiten zwischen der Großgemeinde und ihren Nachbarn wegen geplanter Bauprojekte. In der jüngsten Sitzung des Vaterstettener Bauausschusses forderte dieser Poing und Feldkirchen einstimmig auf, mittels Verkehrsgutachten zu belegen, dass deren Vorhaben auf den Straßen der Umgebung keine Probleme verursachen.

In einem Fall geht es um Pläne der Gemeinde Poing, auf einer Fläche an der Siemensallee im Gewerbegebiet ein Bürogebäude und ein Boardinghaus zu genehmigen. Das rund 12 000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen der Bahn und der Gruber Straße würde dabei ziemlich dicht bebaut: 20 Meter und fünf Stockwerke sollen die Gebäude hoch werden, mehr als 21 000 Quadratmeter Nutzfläche würden so entstehen. Im Vaterstettener Rathaus argumentiert man nun, dass die Nachbarn "keine Aussage zu den zu erwartenden Verkehrsmengen, Zusammensetzung und Verkehrsführung" treffen. Darum fordert man ein Verkehrsgutachten, welches untersucht, wie sich die neue Bebauung und deren Nutzung auf die Kreuzung Gruber Straße und Kreisstraße 17 sowie die Autobahn-Anschluss-Stelle zur A94 auswirkt - und zwar inklusive Prognose bis 2030.

Dass genau diese beiden Verkehrswege in der Stellungnahme der Vaterstettener zur Sprache kommen, ist natürlich kein Zufall. Die Autobahnzufahrt und die EBE17, die als Münchner und als Gruber Straße zwischen Poing und Parsdorf verläuft, sind auch bei zwei anderen Bauvorhaben Streitpunkt der beiden Gemeinden. So stemmen sich die Poinger gegen ein von Vaterstetten geplantes Industriegebiet nördlich der Autobahn, mit dem Argument, dies würde die Straßen in der Umgebung überlasten. Eine Meinung, die übrigens auch die Autobahndirektion teilt. Die Vaterstettener indes machen den Bevölkerungszuwachs in Poing für die zunehmende Verkehrsbelastung verantwortlich und kritisieren ihrerseits Pläne der Nachbarn, ihre beiden neuen Wohngebiete 7 und 8 deutlich dichter zu bebauen, als ursprünglich angenommen. Inzwischen gibt es zwar eine vage Zusage der Poinger, sich an einem eventuellen Ausbau der Anschluss-Stelle Parsdorf zu beteiligen - aber höchstens zu einem Drittel, und das auch nur, wenn sich bis 2025 nachweisen lässt, dass Poing für einen nennenswerten Teil des zusätzlichen Verkehrs verantwortlich ist. Was wiederum ein Gutachten nötig macht.

Auch im zweiten Fall geht es um einen schon länger schwelenden Nachbarschaftsstreit, diesmal mit der Gemeinde Feldkirchen. Dort ist auf einem rund 11 000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet südlich der Autobahn 94 die Ansiedelung einer Werkstatt für Bauhof- und Landmaschinen geplant. Welche Auswirkungen dies auf die umliegenden Straßen haben wird, hätten die Feldkirchener aber nicht dargestellt, kritisiert man im Vaterstettener Bauausschuss und fordert, wie auch von Poing, ein entsprechendes Verkehrsgutachten. Besonders untersucht werden sollen darin die Bundesstraße 471, die Ottendichler Straße, die Kreisstraße EBE 4 beziehungsweise M 18 sowie die M 1. Wegen deren Überbelastung hatte übrigens im Sommer die Gemeinde Feldkirchen eine kritische Stellungnahme zum Vaterstettener Industriegebiet in Parsdorf abgegeben.

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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