Gegen die Stimmen der SPD:Es darf ein bisserl mehr sein

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Der alte (hintere) Teil des alten Schulhaus bleibt erhalten und steht künftig zwei Vereinen zur Verfügung, der vordere, neuere Teil und der kleine Anbau werden durch ein neues Gebäude ersetzt. (Foto: Christian Endt)

Die Kosten für die Renovierung der alten Schule und eine neue Wohnanlage sind höher als erwartet. Dennoch hält der Plieninger Gemeinderat an dem Projekt fest

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Der Umbau der alten Geltinger Schule wird die Gemeinde mindestens 700 000 Euro mehr kosten als ursprünglich veranschlagt. Die Berechnungen, die das Architekturbüro "Keune Hübschmann Architekten" nun vorgelegt hat, gehen von 2,2 Millionen Euro für den Neubau von sieben geförderten Wohnungen und zwei Wohnungen für Obdachlose aus. Renovierung und Umbau des alten und ortshistorisch wertvollen Gebäudeteils werden dagegen fast im veranschlagten Rahmen bleiben. Mit 879 000 statt der angesetzten 836 000 Euro habe man ja "fast eine Punktlandung" hinbekommen, erklärte Bürgermeister Roland Frick (CSU) im Gemeinderat. Die Mehrung dort ergibt sich, wie er erläuterte, aus der Berücksichtigung einiger Anregungen der beiden dort untergebrachten Vereine, des Heimatvereins und der Theaterbagasch. So soll der Ausstellungsraum des Heimatvereins, um eine gleichmäßige Temperatur zu gewährleisten, eine Fußbodenheizung bekommen.

Dass sich die Zahlen für den Wohnungsbau anders darstellen als in der Vorentwurfsplanung liege dagegen daran, dass ihnen nun die Fachplanungen zugrunde gelegt werden könnten, erläuterten Frick und Architekt Udo Hübschmann. Die erste Berechnung, auf deren Grundlage das Gremium für die Zweiteilung des Gebäudes gestimmt hatte, sei aufgrund des bayernweit gültigen Baupreis-Index erfolgt; der Index vom März 2017 sei aber so nicht mehr zu halten. Aufgrund der Abstimmung mit den Fachplanern habe man nun belastbare Zahlen. Im Hinblick darauf habe sich aber auch der staatliche Zuschuss für günstigen Wohnraum verdoppelt. Aufgrund der aktuellen Berechnung werde der Neubau nun mit 800 000 statt 400 000 Euro gefördert. Die Zusage habe er kurz vor der Sitzung erhalten, berichtete Frick. "Das heißt aber, "dass wir uns in einem realistischen Rahmen bewegen".

Das aber sah die Fraktion SPD/Unabhängige im Gemeinderat ganz anders. Eine solche Kostensteigerung gebe doch zu denken, ob da nicht noch viel mehr Kosten nachkommen könnten, erklärte Kurt Strehlow. Als "jenseits von schlecht und ganz böse" bezeichnete Roland Ernst die Kostenmehrung, die er mit 54 Prozent bezifferte, "dass das knapp eine Million teurer wird, dafür kann ich nicht stimmen". Jeder Bauherr würde da laut protestieren, erklärte seine Fraktionskollegin Eva Strauß, und Bettina Marquis fügte an, sie komme "da schon ein bisschen ins Nachdenken", ob die Zahlen nicht zu niedrig geschätzt worden seien, damit der Gemeinderat das Projekt überhaupt genehmige.

Frick wies den Vorwurf zurück, das sei eine Unterstellung, "die hierher nicht passt". Architekt Hübschmann habe ebenso wie er selbst und Geschäftsleiterin Gabriele Jung bei der Beschlussfassung klar gemacht, dass es sich um eine sehr grobe Kostenschätzung handle. Angesichts der emotionalen Debatte um Abriss oder Erhalt des alten Gebäudes sei man damals froh gewesen, schnell Zahlen als Grundlage für die Entscheidung zu haben. "Und wir haben ja auch eine Hausnummer gebraucht, die wir in den Haushalt einstellen konnten." Die Gemeinderatsmehrheit folgte seiner Argumentation und billigte die Kostenentwicklung für den Um- und Neubau, die fünf Mitglieder der SPD-Fraktion stimmten dagegen.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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