Freie Wähler in Grafing:Der Staffelstab wandert weiter

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Mit einer Flasche Whisky bedankt sich der neue FW-Ortsvorsitzende Jupp Klinger (links) bei seinem Vorgänger Christian Einhellig. (Foto: privat)

Nach mehr als zwei Jahrzehnten als Vorsitzender der Grafinger Freien Wähler zieht sich Christian Einhellig in die zweite Reihe zurück. Nachfolger wird Stadtrat Jupp Klinger

Von Thorsten Rienth, Grafing

Bei den Grafinger Freien Wählern (FW) deutet sich ein politischer Generationenwechsel an: Bei der Jahreshauptversammlung in der vergangenen Woche ist mit Christian Einhellig der jahrzehntelange Ortsvorsitzende nicht erneut zur Wahl angetreten. Zum neuen Chef wählten die FW-Mitglieder im Hotel "Hasi" einstimmig den Stadtrat Jupp Klinger. Einhellig wechselt, ebenfalls einstimmig, in die zweite Reihe.

"Ähnlich wie ein Whisky dieses Alters ist auch deine 22-jährige Tätigkeit schlichtweg unbezahlbar", zollte mit Jupp Klinger der neue Grafinger FW-Vorsitzende dem alten, Einhellig, Respekt - und überreichte ihm als Anerkennung eine Flasche des schottischen Nationalgetränks.

Mit dieser Lockerheit ging es allerdings nicht durch die gesamte Jahreshauptversammlung. Denn einberufen ein halbes nach den Kommunalwahlen gehört natürlich immer auch eine Analyse derselben dazu. Und die fiel, da die Freie Wähler-Fraktion von fünf auf nurmehr drei Mitglieder gestutzt worden war, durchaus selbstkritisch aus. "Ein eigener Bürgermeisterkandidat hat uns sicherlich gefehlt", befand Klinger, der auch als Jugendbeauftragter der Grafinger FW-Fraktion tätig ist. "Dadurch waren wir im Zweikampf zwischen Schwarz und Grüne nicht entsprechend präsent genug."

Die guten persönlichen Ergebnisse der FW-Stadträte deuteten aber auf ein hohes Ansehen in der Wählerschaft hin. "Für die Zukunft gilt es, nun die eigenen Anliegen vehementer zu vertreten und die gute Stimmung aus dem Kandidatenteam in die weitere kommunalpolitische Arbeit miteinzubringen."

Einhellig bewertete den Wahlkampf ähnlich. Die augenscheinlich nur leise Wahrnehmung der Freien Wähler habe auch, aber nicht nur an einem fehlenden Bürgermeisterkandidaten gelegen. "Vielleicht hat uns auch einfach etwas die - ich nenne es jetzt mal salopp so - Kaltschnäuzigkeit gefehlt." Andererseits: "Wir sind von den Typen her keine Leute, die gerne offensiv auf den anderen losgehen."

Wie so oft gelte es, einen gesunden Mittelweg zu finden. "In der Vergangenheit waren wir vielleicht etwas zu leise. Das heißt nicht, dass wir jetzt unbedingt zu laut werden müssen." Aber zumindest ein bisschen lauter, das sei wohl nötig. Dass Klinger und Einhellig dabei und nach wie vor eng zusammenarbeiten wollen, bekräftigten beide als Selbstverständlichkeit.

Die Jahreshauptversammlung des mehr als 60 Mitglieder zählenden Ortsvereins diente auch als Verabschiedungsfeier für Josef Wieser senior. Er war nach 42 Jahren im Stadtrat zur Wahl nicht mehr angetreten und hatte sich in den kommunalpolitischen Ruhestand verabschiedet. Gerade die vergangenen Jahre habe er sehr genossen. Die sachliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Kreis der Freien Wähler und das Amt des Dritten Bürgermeisters seien stimmungsvoller Abschluss eines langjährigen Wirkens gewesen.

Der neue Vorstand der Grafinger Freien Wähler wird komplettiert durch den ehemaligen Stadtrat Peter Rothmoser als Schriftführer und Schatzmeisterin Iris Götz-Einhellig. Kassenprüfer sind weiterhin Peter Schölzel und Andi Säger.

© SZ vom 06.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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