Forstinning:Sehenswerte Experimente

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Bei der Vernissage im Forstinninger Rathaus stellt Eugenie Meyden (4. von links) ihre Werke des vergangenen Jahres vor. (Foto: Christian Endt)

Eugenie Meyden probiert bei der Aquarellmalerei gerne etwas aus. Das ist sind nun im Forstinninger Rathaus zu sehen

Von Isabel Meixner, Forstinning

Wenn Eugenie Meyden in ihrem Atelier in Forstinning arbeitet, kann es mitunter recht wild zugehen. Da schüttet sie schon einmal einen Eimer Wasser über einem Werk aus, an dem sie Minuten zuvor noch vorsichtig gemalt hat. Eine Form des Dadaismus? Weit gefehlt. Eugenie Meyden malt Aquarelle, und dabei probiert sie ganz bewusst Neues aus. Bei ihren Bildern liegen mehr als 25 Schichten übereinander, was man den Werken, die nun im Forstinninger Rathaus zu sehen sind, manchmal gar nicht ansieht. "Jahresernte" heißt der Titel der Ausstellung, nicht etwa, weil die Motive Szenen der Heuernte zeigen. Es ist vielmehr Meydens persönliche Ernte des vergangenen Jahres, die sie eingefahren hat.

Die vergangenen zwölf Monate nämlich waren für die Künstlerin ein Jahr des Ausprobierens. "Das Experimentieren ist eines der schönsten Dinge in der Aquarellkunst", schwärmte die Forstinningerin. Es fasziniere sie, dass man dabei nicht Herr über seine Werke ist. Denn Wasser sei nicht berechenbar, und auch der Luftdruck trage dazu bei, dass Bilder, die vormittags entstehen, ganz anders aussehen als die vom Nachmittag. Oft sehen Werke in nassen Zustand anders aus als im trockenen. Auch gibt es unterschiedliche Techniken, die Farbe immer wieder vom Papier abzuwaschen: Mal kommt ein Schwamm zum Einsatz, mal nahm sie eine Sprühflasche zur Hand, mal taucht sie das gesamte Bild in ein Wasserbad. "Es gibt nicht nur eine Technik", sagt Eugenie Meyden.

Ihre Inspiration holt sich die einstige Kindermodendesignerin im Wald. Mit ihren zwei Hunden geht sie dort täglich spazieren, "der Wald bereichert mich". Herausgekommen sind Nahaufnahmen von Disteln, Hortensien, Kakteen und eine Moorlandschaft, die Bürgermeister Rupert Ostermair (CSU) bei der Vernissage gleich vom Murnauer Moos im Werdenfelser Land träumen ließ. "Die Bilder sind Farbtupfer für unser Rathaus", würdigte er die Ausstellung. Er hatte den Kontakt zu der Künstlerin aufgenommen und ihr die Ausstellung vorgeschlagen. Es ist nicht ihre erste im Rathaus: Das letzte Mal kaufte die Gemeinde sogar ein Werk ab, das seither das Trauzimmer schmückt.

Bei der Auswahl den Farben zeigt sich Meyden allerdings nicht ganz so experimentierfreudig wie beim Abwaschen derselben. In ihren Bildern dominieren zwei, drei Töne in verschiedenen Nuancen. "Ich mag es, wenn Bilder harmonisch sind und eine entspannte Wirkung auf den Betrachter haben." In "Kletten und Blätter" zum Beispiel setzt Meyden vor allem auf Rottöne, die Umrisse malt sie unscharf - anders als das Werk "Drei Hortensien" direkt daneben, dessen Stiele scharf gezeichnet sind und sich nur die Blüten im Flächigen verlieren. Besondere Aufmerksamkeit erhält bei der Vernissage das Bild "Distel I", dessen Umrisse teils sehr fein und dicht gemalt sind, dann aber wieder verwaschen ins Unscharfe abgleitet.

Einige Zuschauerinnen nutzen an dem Abend die Möglichkeit, um mit der Künstlerin ins Gespräch zu kommen, sie zu ihrer Technik zu befragen. Das, wozu Eugenie Meyden bei ihrer Einführung auch aufgerufen hat: "Mir liegt am Herzen, dass wir über die Kunst reden." Sie wolle mit ihrer Malerei dazu ermutigen, seiner Kreativität einfach mal freien Raum zu lassen: "Wir müssen nicht auf Anhieb wie Leonardo da Vinci malen, wir dürfen da nicht zu hohe Erwartungen an uns haben." Malerei mache glücklich, so die Forstinningerin: "Wir werden überfüttert mit Informationen und geben diese Eindrücke nicht mehr ab - das frustriert."

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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