Forstinning:Jungstörche sind gestorben

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Erst vor einem Monat war der Nachwuchs im Horst auf dem Dach des Huber-Wirts in Forstinning geschlüpft. Aufgrund des nasskalten Mais hatten die Kleinen aber kaum Überlebenschancen.

Von Mariel Müller, Forstinning

Die Storchenjungen im Forstinninger Horst auf dem Dach des Huber-Wirts sind gestorben. Wahrscheinlich erfroren, vermutet Richard Straub, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) im Landkreis Ebersberg. Schuld sei das schlechte Wetter im Mai gewesen: "Wenn sich die Elterntiere bei nasskalten und windigen Wetter auf Futtersuche begeben, kommt es schon mal vor, dass die Jungen in der Zwischenzeit auskühlen", erläutert er.

Der Bestand der Tiere sei dadurch aber nicht gefährdet, beruhigt Straub. Der Storch könne bis zu 25 Jahre alt werden, da lasse sich so ein Verlust ausgleichen. Trotzdem sieht der Markt Schwabener Storchenexperte die derzeitige Entwicklung kritisch: Der Forstinninger Horst ist derzeit der einzige besetzte Horst im Landkreis

Seit 1994, als sich der erste Storch im Raum Markt Schwaben ansiedelte, sei es sehr viel schwieriger für die Tiere geworden einen geeigneten Horstplatz zu finden, so Straub. Intensive Landwirtschaft, Flächenverbrauch durch den Bau von Straßen und Wohnhäusern und großer Wiesenverlust - all das trage dazu bei, dass Störche in ihrem natürlichen Lebensraum eingeschränkt werden.

Mehr Rücksicht der Menschen gegenüber der Natur und der in ihr lebenden Tiere wünscht sich der Horstbeauftragte für Markt Schwaben deshalb. Spaziergänger abseits von Waldwegen, zu Pferd oder mit Hund, verhalten sich respektlos, findet er.

Die Markt Schwabener Störche hatten dank Webcam weltweit Fans

Es geht aber auch anders. Dank Webcam hatten die Störche des Markt Schwabener Horsts Fans auf der ganzen Welt: Da kam schon mal Post aus Toronto, Kanada, von wo wegen der Zeitverschiebung auch nachts dank Infrarotkamera das Treiben im Horst beobachtet werden kann. Ein anderes Mal erreichte Straub eine Nachricht aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit dem Hinweis, dass die Kamera defekt sei.

Dank aufmerksamer Beobachter konnte ein Storchenjunges von einer Angelschnur befreit werden. Solche Rettungsaktionen seien in 19 Jahren Horstbetreuung aber nur zwei bis drei Mal vorgekommen, so Straub. Auch hier sei, seiner Meinung nach, die Gewissenlosigkeit vieler Menschen Schuld, die ihren Plastikmüll gedankenlos in der Natur zurücklassen. Störche verbauen diesen dann in ihr Nest.

Manche haben aber auch ein Miezekatzenverhältnis zu Störchen

Die Webcam hat auch ihre Schattenseiten, wenn nützliches Interesse in "übertriebene Tierliebe" umschlägt, wie der Vogelkenner es formuliert. Er habe schon Drohbriefe bekommen, in denen Leute forderten, aktiv einzugreifen, wenn es zu Kämpfen zwischen Störchen kam.

"Diese Leute haben ein Miezekatzenverhältnis zu Tieren, denken, das ist ein Streichelzoo. Sie vergessen, dass es nun mal Wildtiere sind, die man respektieren und in Ruhe lassen muss." Andere Horste hätten keine Kamera und dort passiere das Gleiche. Man müsse Natur Natur sein lassen.

Und die hat eben ihre eigenen Regeln. So werden auch die Kadaver der toten Jungen effektiv "verbraucht": Nach zwei bis drei Tagen fressen die Elterntiere, die nun mal Aasfresser sind, die Brut oder verfüttern sie an die stärkeren Jungen und verwenden die unverdaulichen Teile, Kopf und Füße, bei Storchen Ständer genannt, als Horstmaterial.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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