Forstinning:Duett der Metamorphosen

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Abstraktes Origami und bizarre Fundstücke: Peter Troje und Renate Methner (beide in der Mitte) präsentieren in der Forstinninger Galerie im Tiermuseum Werke, die das ein oder andere Rätsel aufgeben. (Foto: Christian Endt)

Unter dem Titel "Mixed Media" zeigt die Galerie im Tiermuseum in Forstinning Arbeiten von Renate Methner aus Grafing und Peter Troje aus Haar

Von Rita Baedeker, Forstinning

Wer schon mal auf einem Traktor saß, wird das von Rost zerfressene Trumm, das Renate Methner in eines ihrer Bilder eingebaut hat, wiedererkennen, sich erinnern an den von Längsrillen durchzogenen, ergonomisch gewölbten Hochsitz. Entdeckt hat die Grafinger Künstlerin dieses und andere Fundstücke bei einem ihrer Spaziergänge. "Insbesondere das nicht mehr Vollständige, Angerostete, dem Zerfall Preisgegebene übt auf mich einen besonderen ästhetischen Reiz aus", sagt sie. Den Traktorsitz hat sie auf ein Gemälde mit angedeutetem Acker und Feldfrüchten montiert.

Noch bis 16. Juli zeigt die Galerie im Tiermuseum Forstinning die Ausstellung "Mixed Media" mit Arbeiten von Renate Methner und Peter Troje. Bei beiden Künstlern steht der Verwandlungsprozess, dem beide ihr jeweiliges Material mithilfe unterschiedlicher Techniken unterziehen, im Mittelpunkt.

Ein besonders schönes Beispiel für die Metamorphose von rostigem Metall sind bei Methner die Bilder "Gottheit" und "Elefant". Obwohl mehrfach fragmentiert, formen sich die bizarren, wie angenagt aussehenden Teile zum jeweiligen Motiv, darin man die Gestalt eines fernöstlichen Tempelgötzen ebenso erahnen kann wie den massigen Körper eines Dickhäuters.

Als "Fundstück" in anderem Sinne gilt auch die Fotografie, die Methner nach dem Brand eines Bauernhofs in Grafing machte, nachdem die Feuerwehr einen Teil des Gebäudes abgedeckt hatte. Dass hier ein Feuer loderte, sieht man jedoch nur noch an den aufsteigenden Rauchfahnen, das Motiv selbst gleicht einem zerklüfteten Felsen irgendwo an einem Gestade in Skandinavien. "Felsen" hat die Künstlerin das Bild denn auch genannt.

Das Material, mit dem Peter Troje arbeitet, muss man nicht lange suchen, es ist überall und in jeder Menge verfügbar. Die Galeristin, Renate Block, nennt es "Brotzeitpapier", korrigiert sich aber gleich: "Transparentpapier klingt besser." Die Idee zu diesen Bildern, sagt Troje, sei zufällig auf der Suche nach der Vorlage für ein Bild entstanden, das gefaltetes Blech darstellen sollte. Troje, der in Haar wohnt, hat Architektur studiert, was unter anderem die Sicherheit, mit der er das vom Härtegrad her metallähnliche Papier zerknüllt und faltet, erklärt.

Die so entstehenden Objekte, eine Art abstraktes Origami, fotografiert und bearbeitet er am PC und druckt das Ergebnis auf Leichtschaum- oder Alu-Verbundplatten. Mit viel Fantasie und etwas räumlicher Distanz erkennt man in Bildern mit dem Titel "Die Kuh, die träumt" und "Kopf" das genannte Motiv.

Mehr noch faszinieren Trojes mehrteiligen Studien, in denen er Fotos geknüllten Papiers variiert und verschieden beleuchtet, so dass - wie eine der Arbeiten betitelt ist - "Schattenreiche" mit kristallinen Formen, Höhlungen und Tropfsteinen entstehen. Bei einer weiteren Werkgruppe hat er zwischen die vielteiligen Falten, Grate und Gipfel winzig kleine Menschlein geklebt, welche, die Bildränder übergreifend, von Motiv zu Motiv unterwegs sind. Sie definieren den Raum, lassen den Eindruck einer Landschaft entstehen, erzeugen Tiefe und Perspektive.

Die geheimnisvolle Welt der Ozeane spiegelt die ebenfalls mehrteilige Fotocollage "In der Tiefe gibt es ein Leuchten". Durch das Blau und Grün huschen wunderliche Wesen und Würmer, als wären es Spuren einer unbekannten Welt.

Ergänzend zu den Arbeiten beider Künstler bilden die Objekte des Holzbildhauers Wolfgang Fritz, der im vergangenen Jahr als erster in der neu eröffneten Galerie ausstellte, ein in Form und Material oft überraschend harmonisches Gegenüber.

Die Ausstellung "Mixed Media" mit Arbeiten von Peter Troje und Renate Methner in der Galerie im Tiermuseum in Forstinning, Münchener Straße 26, dauert bis 16. Juli, geöffnet Donnerstag, 17 bis 20 Uhr, Freitag, 15 bis 18 Uhr, und Samstag, 10 bis 14 Uhr. Informationen auch unter: www.galerieim tiermuseum.de

© SZ vom 09.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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