Forschungsprojekt in Zorneding:Blaue Schweden und Mayan Twilight

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Pauline Sonntag baute für ihre Meisterarbeit ungewöhnliche Kartoffeln auf dem Biohof Lenz an. Sie will erproben, welche sich für die biologische Landwirtschaft eignen

Von Elisabeth Urban, Zorneding

Eigentlich ist Pauline Sonntag eher durch Zufall in die Ausbildung zur Landwirtin gerutscht: Ihre Mutter hatte ihr 2014 den Beruf vorgeschlagen, als die Frage aufkam, wie es nach der Schule weitergehen soll. Mittlerweile sagt die 22-Jährige über ihren Job: "Ich bin froh, dass ich's gelernt hab und ich könnt mir jetzt auch nichts anderes vorstellen." Für Pauline Sonntag entpuppte sich die Landwirtschaft als ihr Traumberuf.

Auf dem Biohof Lenz in Zorneding, wo sie schon ihr drittes Lehrjahr - das Praxisjahr, das Voraussetzung für die Meisterschule ist - absolviert hatte, baute sie im vergangenen Sommer dann verschiedene Kartoffelsorten für ihr Meisterarbeitsprojekt an. Ziel war es herauszufinden, welche sich für die biologische Landwirtschaft eignen könnten. Zwischen Projekten im tierischen und pflanzlichen Bereich können sich die Meisterschüler entscheiden, und weil die Kartoffeln in das Konzept des Zornedinger Hofs passten, baute Sonntag zusätzlich zu den beiden bereits im Betrieb etablierten Kartoffelsorten sechs weitere an. Zum einen arbeitete sie mit farblich ausgefallenen Sorten, zum anderen mit Züchtungen, die eine erhöhte Ertragsstärke versprechen. Während des Projektes galt es dann, Fort- und Rückschritte genau zu dokumentieren, Krankheiten, Erträge, all das muss Sonntag in einem Projektbericht vorlegen. Tatsächlich sei gerade bei den bunten Sorten die Bilanz eher schlecht ausgefallen, erklärt die Zornedingerin, da diese sehr empfindlich sind.

Die Sorte "Mayan Twilight" ist rot-gelb gefleckt, Sonntag erntete 23 Kilogramm, das sei ungefähr ein Drittel des erwarteten Ertrags. Die "Blauen Schweden", deren Farbgebung schon im Namen verraten wird, brachten immerhin 40 Kilo ein, doch auch das war eben nur halb so viel wie geplant. Ein Großteil der Ausfälle passierte dabei schon auf dem Feld, durch die sogenannte Kraut- und Knollenfäule, die durch die feuchte Witterung noch unterstützt wurde und gegen die man in der biologischen Landwirtschaft nur bedingt präventiv vorgehen könne, wie Sonntag erklärt. "Cheyenne", mit gelben Fruchtfleisch und roter Schale und "Heiderot" komplett in Rot brachten mit 90 und 96 Kilogramm aber in etwa den erwarteten Ertrag, die "Otolia" war eine der beiden ertragsstärkeren Sorten, hier konnten 120 Kilo geerntet werden.

Doch auch wenn der Ertrag teilweise gering ausfiel, das Interesse der Kunden auf dem Markt und im Hofladen sei groß, erzählt die junge Frau. Zur Auswertung des Projektes gehört auch der Geschmacks- und Konsistenztest durch den Verbraucher. Deswegen hat Sonntag aktuell auf dem Zornedinger Bauernmarkt einen eigenen Stand, dort kann probiert und mittels Fragebogen bewertet werden. Beim ersten Mal habe sie noch gedämpfte Kartoffeln und Chips angeboten; weil man bei den Chips aber die Unterschiede nicht wirklich gut feststellen konnte und sie in der Herstellung sehr aufwendig waren, gibt es jetzt nur noch gedämpfte Kartoffeln. Sonntag schätzt, noch an ein bis zwei Terminen Kartoffeln verkaufen zu können, dann sei der Bestand aufgebraucht.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der "Blaue Schwede" ist zwar optisch eine Wucht, im Ertrag aber enttäuschend.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch Drillinge ...

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

... und die Sorte "Agria" hat Sonntag im Anbau erprobt.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zubereiten lassen sich die Kartoffelsorten auf vielfältige Weise, wie hier beispielsweise als knusprige Chips.

Wenn Pauline Sonntag ihr Kartoffel-Projekt abgeschlossen hat und im nächsten Jahr mit der Meisterschule fertig wird, möchte sie mit ihrem Freund, der ebenfalls gelernter Landwirt ist, einen eigenen Hof bewirtschaften. Die Suche läuft, aktuell seien sie mit einem Hof im Chiemgau im Gespräch, erzählt die junge Frau. Eigentlich sei es dort eher etwas zu feucht für den Kartoffelanbau, "aber probieren würd ich das schon gern".

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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