Finanzspritze:Millionenerbe für die Kreisklinik

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Die Baldhamerin Ehrentraud Jakob hinterlässt eine große Summe für die Verbesserung der Patientenversorgung

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Ebersberger Kreisklinik wird von einem Millionenerbe profitieren: Die Baldhamerin Ehrentraud Jakob, die 2017 im Alter von 67 Jahren nach langer und schwerer Krankheit gestorben ist, hat verfügt, dass ihr Nachlass den Patienten in der Klinik zugute kommen soll. Wie hoch die Summe genau ist, muss erst noch in einem Wertgutachten für die Immobilien ermittelt werden. "Wir sind froh und dankbar, dass es solche Menschen gibt", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU), als er am Montag den Kreistag über das Erbe informierte. Das Gremium wird sich im März 2019 mit der weiteren Verwendung und Abwicklung des Erbes befassen.

Denn das Geld geht nicht direkt an die Klinik, sondern an den Landkreis, der als Gesellschafter der Klinik Alleinerbe wird. Die großzügige Baldhamerin hatte bereits zu Lebzeiten die Kreisklinik großzügig unterstützt, dank 300 000 Euro aus ihrem Privatvermögen konnten unter anderem in der Geburtshilfeabteilung alle Kreißsäle mit einem CTG-Monitoring ausgestattet werden, mit dem die Herztöne und Bewegungen des ungeborenen Kindes aufgezeichnet werden. Auch Investitionen in den rollstuhlgerechten Ausbau der Patientenzimmer wurden damit finanziert. Zu Lebzeiten wollte Ehrentraud Jakob nicht, dass ihre Großzügigkeit bekannt wurde. Sie hat aber verfügt, dass die Anonymität nach ihrem Tod nicht mehr gewahrt werden müsste. Daher will die Kreisklinik die Spenderin nun auch öffentlich würdigen, das unterstrich Geschäftsführer Stefan Huber. Wie genau das geschehen soll, ist noch nicht entschieden.

Finanzielle Zuschüsse kann die Klinik durchaus gebrauchen, denn auch in diesem Jahr wird es ihr nicht gelingen, schwarze Zahlen zu schreiben. Das machte Huber im Kreistag deutlich. Unter anderem müsse die Kreisklinik derzeit mit einer Krankenkasse über die Abrechnung der Behandlung von 200 Schlaganfallpatienten streiten; weil die Kasse das Geld dafür einbehalte, sinke die Liquidität der Kreisklinik. Doch auch die seit Jahrzehnten dauernden Bau- und Umbauarbeiten am Krankenhaus haben Konsequenzen: Weil deshalb Anfang des Jahres nur 286 von normalerweise 328 Betten zur Verfügung standen, konnte die Kreisklinik drei Monate lang keine Patienten annehmen, die wegen ansteckenden Krankheiten isoliert in einem Zimmer hätten untergebracht werden müssen - es war schlicht kein Platz dafür da. 360 Patienten dieser Kategorie weniger als im Vorjahr konnten daher in diesem Quartal an der Klinik behandelt werden, wie Huber ausführte. Zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro an Einnahmen fehlten aus diesem Grund in der Kasse.

Dafür könnte es für das Defizit in der Geburtshilfe, das jährlich ebenfalls bei etwa 1,3 Millionen Euro liegt, einen Ausgleich vom Freistaat geben. Bedingung ist, dass die Kreisklinik 2018 mindestens 50 Prozent der Geburten erreicht, die im Landkreis registriert werden. Derzeit stehen die Chancen gut: Mindestens 700 Geburten werden für 2018 in der Kreisklinik prognostiziert; sollte die Zahl der Geburten im Landkreis nicht gravierend über die Vorjahreszahl von 1315 wachsen, würden die 50 Prozent also problemlos erreicht. Man rechne bereits relativ fest mit den Zuschüssen von einer Million Euro, sagte Huber.

Auch andere gute Nachrichten brachte er von der Kreisklinik mit, etwa das Ergebnis einer Patientenbefragung: 95,9 Prozent der befragten 1500 Kranken würden die Klinik weiterempfehlen. "Das ist äußerst positiv und zeigt und, dass wir pflegerisch und medizinisch auf dem richtigen Zug sind", sagte Huber. Von den 265 Beschwerden, die 2018 registriert wurden, hatten 61 das Verhalten des Pflegepersonals zum Inhalt, 37 das des ärztlichen Personals und 26 die Tatsache, dass der Patient oder die Patientin auf einem Bett auf dem Flur untergebracht werden musste.

Ein großes Problem ist und bleibt für die Kreisklinik die Personalsuche. Man bemühe sich zwar, Personal im Ausland zu gewinnen, doch die Hürden seien groß, sagte Huber. Teilweise müssten die Pflegekräfte allein ein Dreivierteljahr auf einen Termin für die Antragstellung in den deutschen Botschaften ihrer Heimatländer warten, berichtete er. Daher bewertete er auch die neue gesetzliche Untergrenze für Pflegepersonal differenziert, die 2020 in allen Bereichen der Klinik gelten. "Die Untergrenzen sind grundsätzlich zu begrüßen, weil sie die Pflege entlasten - aber es gibt einfach nicht genügend Pflegekräfte auf dem Markt", so Huber.

© SZ vom 20.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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