Feuerwehr Ebersberg:Schon als Grundschüler zur Feuerwehr

Lesezeit: 3 min

Führungskräfte der Feuerwehr aus ganz Oberbayern trafen sich im Alten Speicher zum Informationsaustausch. Auch Vertreter von Polizei und Fachbehörden waren mit von der Partie. (Foto: Christian Endt)

Um dem Nachwuchsmangel zu begegnen, sollen neue Strategien erprobt werden. Bei der Frühjahrs-Dienstversammlung im Alten Speicher geht es aber auch um mangelnden Respekt gegenüber Einsatzkräften

Von Victor Sattler, Ebersberg

"Während andere feiern und nicht mehr einsatzfähig sind, rücken Sie aus und retten den Tag", sagte Oberbayerns Regierungspräsidentin Brigitta Brunner im Alten Speicher vor 90 Führungskräften der Feuerwehr aus dem gesamten Regierungsbezirk. Konkret bezog sie sich auf den Großeinsatz am Jochberg in der Silvesternacht - "eine gewaltige Leistung", so Brunner. "Ohne Ihren Einsatz und Ihr Engagement könnten wir eine Vielzahl von Krisen nicht bewältigen."

Um diese Einsatzfähigkeit für die Zukunft erhalten und stärken zu können, adressierte sie bei der Frühjahrs-Dienstversammlung am Freitag aber auch aktuelle Problemstellungen: Mit dem demografischen Wandel werde das Interesse an einem Ehrenamt beim Nachwuchs deutlich nachlassen. Deswegen solle eine groß angelegte Kampagne nun wieder mehr Jugendliche und Kinder für die Feuerwehr gewinnen, schon während der Schulzeit könnten sie in ihrer Gemeinde bald "Kinderfeuerwehren" beitreten. Man wünsche sich Frauen und Männer aller Nationalitäten. "Das geht aber noch nicht von heute auf morgen", betonte Brunner. Vor allem öffentliche Arbeitgeber müssten mehr Verständnis für das zeitaufwendige Ehrenamt aufbringen.

Insgesamt fehle der nötige Respekt, beklagte sie, und das zeige sich nun in den gehäuften Gewaltangriffen auf Rettungskräfte. So waren in Augsburg Feuerwehrmänner gezielt mit Feuerwerksraketen attackiert worden. "Es gibt nicht nur eine Verrohung im Ton, sondern auch im Tun der Jugend", sagte Brunner. Um dem entgegenzuwirken, wurde ein neuer Gesetzentwurf zur Strafverschärfung beschlossen.

Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) konnten die Berichte über die Vorfälle die Freude über seine Gäste aber nicht trüben: "Deppen gibt's halt immer." Trotz oder gerade wegen dieser Fälle, betonte Brilmayer dann, dass er "froh über und dankbar für unsere Feuerwehr" ist. Den Kreisbrandräten und Brandinspektoren aus ganz Oberbayern empfahl er den einmaligen Blick vom Ebersberger Aussichtsturm. Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) war voll des Lobes für den Landkreis. Die wirtschaftsstärkste Region Deutschlands werde innerhalb Bayerns auch am schnellsten wachsen und die jüngste Bevölkerung besitzen, so Niedergesäß. Und ein weiterer Spitzenplatz wird dieser Liste hinzugefügt: Als erster Landkreis Oberbayerns werde bald ein flächendeckender Feuerwehr-Bedarfsplan eingeführt, sagte Niedergesäß.

Herbert Wenzl vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord zog Bilanz und trug Neues von der Polizei vor - angefangen bei der blauen Uniformfarbe bis hin zu einem Social-Media-Team, das Einsätze und Fahndungen auf Twitter und Facebook betreut. "Wir können uns diesem Medium nicht verschließen." Tatsächlich werde so viel neue Schutzausrüstung angeschafft, wie Schulterüberwürfe und Unterleibsschütze, dass sie bald nicht mehr in den Kofferraum der Dienstfahrzeuge passen werde, so Wenzl - das sei ein Problem. Aktuell habe Oberbayern aber einen "hervorragenden Sicherheitszustand", lediglich die Zahl der Verkehrsunfälle habe zugenommen. Ein paar Zahlen nannte der Polizeivizepräsident auch zu den Asylunterkünften: Zwölfmal täglich müsse die oberbayerische Polizei hier zu Einsätzen anrücken; Sammelabschiebungen, wie sie regelmäßig stattfinden, sind in dieser Statistik inklusive. Herbert Wenzl wünschte sich von den Kollegen bei der Feuerwehr, dass es weiterhin eine vertraute Zusammenarbeit gibt: "Es funktioniert, weil man sich kennt."

Mit den neuen Herausforderungen werden sich künftige auch einige neue Kräfte beschäftigen müssen. So wurden bei der Tagung neue Brandräte bestellt, während ihre Vorgänger unter Beifall abdankten. Pförrings Bürgermeister Bernhard Sammiller (CSU) verabschiedet sich nach 45 Jahren aus dem Dienst, 40 davon in der Führungsebene. Er sei auf seinem Weg nach Ebersberg am Altmühltaler Dinosaurier-Park vorbeigefahren und wolle nun sichergehen, dass er nicht selbst als "Feuerwehr-Dinosaurier" ende, so Sammiller. Viel lieber gebe er der Jugend auch eine Chance, sich einzubringen. Bis zur Novellierung des Bayerischen Feuerwehrgesetzes, die am 29. März dem Landtag zur ersten Lesung vorgelegt wird, müssen 63-jährige den Dienst noch quittieren - mit Inkrafttreten würde die Altersgrenze dann auf 65 angehoben. "Sie sehen doch alle noch fit aus", sagte Stadtrat Alois Lachner (CSU) und hatte die Lacher damit auf seiner Seite. "Wenn man einmal dabei ist, will man eben länger dabei sein." Auch, wer in den Monaten bis zur etwaigen Rechtskräftigkeit des neuen Gesetzes noch seinen 63. Geburtstag feiert, müsse zuerst austreten, um danach wieder einsteigen zu können, betonte Lachner. Als kleiner Trost bleibt es für scheidende Feuerwehrmänner aber heiß und schweißtreibend: Das Abschiedsgeschenk war nämlich ein Sauna-Tuch mit dem Schriftzug "A guade Zeit".

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: