Festival:Musikalisches Ausrufezeichen

Lesezeit: 3 min

Die Liebe zur Musik als Triebfeder: Die "Interessengemeinschaft EBE-JAZZ" aus Markus Bachmeier, Joachim Jann, Frank Haschler, Michael Liese, Josef Ametsbichler und Peter Pfaff (v. li.). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Initiatoren des "EBE-JAZZ" präsentieren das Programm - eine hörens- und sehenswerte Mischung aus internationalen Stars, regionaler Szene und Nachwuchsförderung. Der Vorverkauf für Oktober hat nun begonnen

Von Anja Blum, Ebersberg

Eines ist jetzt schon klar: Der Landkreis wird im Herbst wieder swingen, grooven und vibrieren, denn dann wird die zweite Auflage von EBE-JAZZ über die Bühne gehen. Seit Monaten arbeiten die Initiatoren daran, nun haben sie - zurecht voller Stolz - das Programm vorgestellt und den Vorverkauf eröffnet. Insgesamt finden an acht Tagen 27 Events in neun Ebersberger und Grafinger Locations statt, und damit sind nicht nur Konzerte gemeint. Das sind ein Tag und gleich ein paar Veranstaltungen mehr als 2015.

Das Konzept aber ist das gleiche geblieben, schließlich war es vor zwei Jahren wunderbar aufgegangen - und mit einem Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung belohnt worden. EBE-JAZZ soll wieder ein mehrtägiges Festival von überregionaler Bedeutung sein, das internationale Stars mit der regionalen Szene verbindet und darüber hinaus den Nachwuchs fördert, unter anderem in Workshops. "Wir wollen einfach Raum schaffen für Kreativität und musikalischen Dialog", fasst es der Sprecher der Initiative, Frank Haschler, zusammen. Als Indiz für die Qualität des Festivals gilt auch, dass der Bayerische Rundfunk 2017 erneut bei mindestens zwei Konzerten mit einem Ü-Wagen präsent sein wird.

Von 15 bis 22. Oktober werden sich also Jazzer unterschiedlichster Couleur die Türklinke in die Hand geben. Allen voran "der Rising Star" am Jazzhimmel, der erst 23-jährige Sänger und Multiinstrumentalist Jacob Collier - mit millionenfach geklickten Videos und jüngst mit zwei Grammys geadelt. Die Ein-Mann-Performance des Londoners war im November erstmals in Deutschland zu sehen, nun spielt Collier exklusiv in Ebersberg. Unter dem Titel "Fresh Jazz" wird er in einem Doppelkonzert zu erleben sein: Als Opening Act darf die Preisträgerband des diesjährigen Wettbewerbs der "Landesarbeitsgemeinschaft Jazz in Bayern" auftreten. Wer das sein wird, steht erst im Mai fest.

Alles andere als zu verachten sind aber auch die Künstler, die sich unter dem Motto "Living Legends" die Ehre geben: Enrico Rava aus Italien, einer der größten Jazztrompeter überhaupt, kommt mit jungen Kollegen in den Alten Speicher, und als Hauptact Al Forster. Der US-Amerikaner war zehn Jahre lang Drummer der legendären Miles Davis Electric Band. In Ebersberg zollt er der Legende Charlie Parker seinen Tribut. Im Quintett an Al Forsters Seite: Posaunist Freddie Hendrix, Saxofonist Mike DiRubbo, Pianist Adam Birnbaum und Bassist Doug Weiss.

Der Höhepunkt des Festivals könnte aber auch die "Vocal-Jazz-Gala" werden, ebenfalls ein Doppelkonzert. Den ersten Teil bestreitet Kenny Washington mit seinem Quartett. Der Vocal-Virtuose begann als Gospelsänger in seiner Heimat New Orleans, heute begeistert er mit gefühlvollen Interpretationen, aber auch mit schnellem Scatting, bei dem die Stimme wie ein Instrument eingesetzt wird. Und danach darf man sich auf Roberta Gambarini freuen: Die in den USA lebende italienische Sängerin zeigt, begleitet von einer hochkarätigen Rhythmus-Section, die gesamte Bandbreite des Swing. Ihr Album "Easy to love" erreichte sofort eine Grammy-Nominierung. "Gambarini ist eine wahre Nachfolgerin von Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Carmen McRae", urteilte der Boston Globe.

Eröffnet wird das Festival vom Landesjugend-Jazzorchester Bayern, zu Ende geht es ganz feierlich in einer Kirche mit dem Projekt "Kyrie", das Jazz und Gregorianik verbindet. Diese zwei Eckpfeiler alleine verdeutlichen schon die Bandbreite, die bei EBE-JAZZ geboten sein wird. Dazwischen gibt es Jam-Sessions, eine Filmvorführung, einen Vortrag, eine Kunstausstellung "Jazz meets Art", einen Frühschoppen und ein Late-Night- sowie ein Konzert für Kinder. "Schließlich soll - neben den Fans - auch ein Publikum angesprochen werden, das bisher nur wenig Zugang zum Jazz gefunden hat", sagt Haschler.

Das Team der Veranstalter, die "Interessengemeinschaft EBE-JAZZ", hat sich nicht wesentlich verändert. Es besteht wieder aus den Initiatoren der privaten Musikerinitiative "Jazz Grafing", dem Verein Altes Kino Ebersberg, der Musikschule Ebersberg/Grafing sowie zwei Bassisten: Martin Zenker liefert als künstlerischer Leiter vor allem internationale Kontakte, und Josef Ametsbichler steht als lokale Größe für die Förderung des Nachwuchses. "Auch wenn sie ehrenamtlich passiert: Die Organisation ist top-professionell", lobt Musikschulleiter Peter Pfaff seine Mitstreiter.

Mehr Veranstaltungen, neue Locations

Da die Zahl der Veranstaltungen im Vergleich zu 2015 heuer gestiegen ist, haben sich laut Finanzchef Michael Liese auch die Kosten um etwa 20 Prozent erhöht. Gedeckt werden sollen sie durch drei Einnahmequellen: Ticketverkauf, Fördergelder und Sponsoring. "Wir sind da auf einem guten Weg - aber Luft nach oben gibt es immer", sagt Haschler und grinst, Sponsoren seien also jederzeit willkommen. Auf Gewinn sind die Initiatoren dabei jedoch nicht aus. "Wir hoffen einfach auf eine schwarze Null." Und die Zeichen stehen gut: Bereits die Premiere des Festivals 2015 zählte mehr als 3500 Besucher - und dieses Mal werden es sicher noch einige mehr. Ganz sicher. Laut Liese haben die Musiker das Ebersberger Publikum ohnehin schon oft gelobt: Es sei sehr lebendig und sachkundig.

Das detaillierte Programm steht online unter kultur-ebersberg.de oder ebe-jazz.de, Karten gibt es aber auch telefonisch unter (08092) 255 92 05 oder persönlich im Foyer des Alten Speichers. Ein Festivalpass für alle Termine kostet hundert Euro.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: