Festival:Balkan-Sound und Bayern-Rap

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Erfolgreiche Mischung: Fünf Bands bringen in der Ebersberger Volksfesthalle das Publikum zum Tanzen und Mitsingen - auch Newcomer bewähren sich auf der Bühne

Von Sophia Kleiner, Ebersberg

Es ist offiziell noch Spätsommer und erst kurz vor sieben, aber schon kalt und dunkel. Doch von weitem ist ein erleuchtetes Gebäude zu sehen: die Volksfesthalle in Ebersberg - bei diesem unangenehmen Temperaturen ein Lichtblick. Vor dem Eingang tummeln sich schon einige Jugendliche. Sie warten auf den Rapper BBou, der im Verlauf des Abends auftreten soll. In der Halle sieht es gemütlich aus. Einige Jugendliche spielen Tischkicker, andere fläzen sich in den Sofas. Auf einer großen Bühne baut die erste Band bereits ihr Equipment auf.

Nach und nach füllt sich die Volksfesthalle. Giuseppe und Band stimmen das gemischte Publikum in den Abend ein. Ein älterer Mann im Anzug etwas weiter hinten bringt bereits den nötigen Schwung mit: Sichtlich angetan von der Atmosphäre, tanzt er bereits mit. Die Jugend braucht noch ein bisschen: Vorne begrüßt sich eine größere Gruppe von jungen Leuten, ohne das Geschehen auf der Bühne groß zu beachten. Doch Giuseppe hält durch, und seine Lieder sind so mitreißend, dass wenig später die Zuhörer doch noch ihre ganze Aufmerksamkeit der Band schenken.

Beim Auftritt von AlaSka verausgaben sich die Fans bis zur Erschöpfung. (Foto: Christian Endt)

Doch kurze Zeit später heißt es schon: Bühne frei für die nächste Gruppe. Die Balkanauten übernehmen das Ruder - mit Trommeln, Akkordeon, Gitarre und Blasinstrumenten und sehr guten Sängern. Ein bisschen fühlt sich das für den Zuhörer an, als sei er auf einem Jahrmarkt. Still zu stehen, fällt bei dieser explosiven Tanzmusik schwer. Das Publikum wird zum Mitsingen aufgefordert. Das lassen sich die Zuhörer nicht zweimal sagen und stimmen in die eingängigen Texte ein. Wer hier nicht in Stimmung kommt, dem ist auch nicht zu helfen. Immer wieder spielt die Band mit dem Publikum. "Wir müssen auch mal zeigen, dass wir eine Balkan-Band sind und so ganz komplizierten Scheiß können", meint Sängerin und Trommlerin Julia. Begeisterte Pfiffe und gelöstes Lachen seitens der Zuhörer. Das nächste Lied ist in einem 7/8-Takt gesetzt und beweist: Die Balkanauten spielen nicht nur fröhliche Tanzmusik, sondern anspruchsvolle Stücke.

Wem jetzt nach Abkühlung ist, der geht für einige Minuten in der Umbaupause an die frische Luft. Denn das Konzert ist lange noch nicht vorbei und die Stimmung wird von AlaSka nur noch weiter angeheizt.

Die Gruppe ist im Landkreis bekannt und ihre Fans sind weder zu überhören, noch zu übersehen. Die Leute springen und tanzen - und man fragt sich, ob sie das bis zum Ende durchhalten. Auch die Bandmitglieder sind auf der Bühne mit Musik und Unterhaltung voll in Aktion. Auf den eigenen Erfolg angesprochen, winken Bassist Johnannes Rothmoser und Keyboarderin Teresa Brand bescheiden ab. " Wir möchten den ganzen Ehrenamtlichen danken, die das alles hier auf die Beine gestellt haben, ohne die wären wir nicht hier", sagt Johannes Rothmoser.

Dexico singen schließlich vom Leben und der Liebe. "Das Leben ist kein Wunschkonzert" heißt es schließlich in einem Lied; hier beim Konzert werden jedoch alle Wünsche erfüllt. Es geht romantisch mit ruhigeren Tönen weiter, bis die wohl eher rhetorisch gemeinte Frage fällt: "Habt ihr Bock zu tanzen?" Bei diesem begeisterungsfähigen Publikum gibt es dabei keinen Zweifel.

Es ist schon kurz vor zwölf, als weitere Zuhörer in die Volksfesthalle kommen. Für viele der jüngeren Männer steht das Highlight des Abends schließlich erst noch bevor: der bayerische Rapper BBou. Dieser ist nicht nur im Landkreis ein bekannter Musiker. "Das ist das Schöne an den Kulturtagen: Es treten lokale und bekanntere Künstler auf. Dadurch erhalten die weniger bekannten Künstler eine Plattform", erklärt Vincent Kalnin. Der Zornedinger, der selbst Initiator des Vereins "Jüngste Kultur" im Landkreis ist, besucht die Ebersberger Kulturtage immer wieder gerne, wie er sagt. Mit Handys filmen die Zuhörer in den vorderen Reihen den Auftritt und sind so begeistert, dass sie schon nach dem zweiten Lied frenetisch klatschen. "Nicht klatschen bevor die Show vorbei ist; ihr wisst nicht, was alles noch passiert", rügt sie BBou. Doch auch nach dem letzten Lied ist die Begeisterung des Publikums grenzenlos.

Fünf tolle Bands für fünf Euro - da lohnt es sich, an einem kalten, dunklen Spätsommerabend in die Volksfesthalle zu kommen. Für Musikbegeisterte, die sich von verschiedenen Genres überzeugen lassen möchten, sind die Ebersberger Kulturtage ein Geheimtipp.

© SZ vom 15.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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