Feier im Vaterstettener Seniorenheim:Schweigsam, aber fröhlich

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Zwei, die um die Wette strahlen: Geburtstagskind Ursula Hussong freut sich über den Besuch von Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger. (Foto: Christian Endt)

Ursula Hussong feiert in Vaterstetten mit fünf Generationen ihren 101. Geburtstag

Von Elisabeth Urban, Vaterstetten

Ursula Hussong stützt mit der linken Hand leicht den rechten Arm, als sie sich aus einem kleinen Porzellankännchen Kaffee nachgießt. "Mum", wie der Rest der Familie sie nennt, sitzt umgeben von Gratulanten am Donnerstagnachmittag in der Cafeteria des Seniorenwohnheims Vaterstetten, es ist ihr 101. Geburtstag. Wo der Spitzname "Mum" herkommt weiß keiner mehr so genau, das sei schon immer so gewesen, sagt die Familie. Und Hussongs bereits verstorbener Mann Jürg-Peter wurde "Pu" genannt.

Die Jubilarin selbst spricht nicht viel, aber ihre Augen huschen aufmerksam über die Gästeschar, und besonders wenn ihr Blick an den beiden Ururenkelinnen Ronja und Hannah hängen bleibt, breitet sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus. Ronja wird am Wochenende fünf, zusammen mit Hussongs Tochter Ute Maurer bastelt sie gerade einen Frosch aus Papier, malt ihm Augen "mit der linken Hand", wie der Ururoma sofort auffällt. Ronjas kleine Schwester Hannah ist erst zehn Monate alt und schmiegt sich an den Arm ihrer Mutter Silvia Klauß, der Urenkelin von Ursula Hussong.

1918, am 12. September um genau zu sein, kam Ursula Hussong als älteste von drei Geschwistern in Göttingen zur Welt, an die Geburtsdaten ihrer Schwester Christa und ihres Bruders Edward kann sie sich wie aus der Pistole geschossen erinnern. Bei manch anderen Dingen lasse die Erinnerung zwar mittlerweile etwas nach, sagt ihre Enkelin Barbara Mayer. Trotzdem lese die Oma, die früher eine bibliotheksähnliche Büchersammlung hatte, immer noch liebend gerne und löse Kreuzworträtsel. Auch gesundheitlich sei "alles einwandfrei", bestätigt Urenkelin Silvia Klauß.

Das Geburtstagskind, das bis vor etwa zehn Jahren sogar noch alleine in den Urlaub nach Baltrum fuhr, hat schon an vielen Orten gelebt: Witzenhausen bei Kassel, Berlin, Dortmund, Pfalsau bei Fürstenzell, Grainet im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau, im Münchner Olympiadorf und seit 2002 in Vaterstetten. In den Ersten Weltkrieg wurde sie hineingeboren, über den Zweiten verlor ihr Mann, der in Russland war, nie ein Wort. Und während die Runde über all die technischen Entwicklungen der vergangenen 101 Jahre, wie beispielsweise das elfenbeinfarbene Telefon, das damals im Hause Hussong stand, philosophiert, studiert die Jubilarin eindringlich die Karte zur Geburt der Ururenkelin Hannah.

© SZ vom 13.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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