Feier im Seniorenheim:Die Gnade einer Liebe

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Charlotte und Johann Sichler feiern ihr Jubiläum mit Josef Riedl und Toni Ried (von links). (Foto: Christian Endt)

Johann und Charlotte Sichler feiern ihren 70. Hochzeitstag

Von Franziska Spiecker, Ebersberg

25 Jahre Silber-, 50 Jahre Goldene, 60 Jahre Diamantene Hochzeit. Diese Jubiläen kennt man im Volksmund meistens noch. Solange verheiratet zu sein wie Johann und Charlotte Sichler kommt hingegen nur selten vor. Ihr 70. Hochzeitstag wird als Gnadenhochzeit bezeichnet, abgeleitet von "Gottes Gnade".

Zu diesem Anlass haben sich außergewöhnlich viele Gratulanten im Seniorenheim Pichlmayr in Ebersberg gemeldet: Der Dritte Bürgermeister Josef Riedl (CSU) und der stellvertretende Landrat Toni Ried (FW) sind persönlich da, um das Ehepaar mit Wein, Blumen und einem Korb voller Köstlichkeiten inklusive Landkreiswappen aus Schokolade zu beglückwünschen. Im Auftrag von Ministerpräsident Markus Söder überreichen sie Silberbesteck, und auch der Bundespräsident hat seine Glückwünsche geschrieben. "Einen 70. Hochzeitstag - das hatten wir noch nie", sagt der Heimleiter Eric Lehmann.

Charlotte und Johann Sichler leben seit zwei Jahren bei ihm im Seniorenheim. Sie sind 89 Jahre. Charlotte Sichler sitzt im Rollstuhl, und wenn sie nach draußen möchte, schiebt ihr Mann sie. Bevor die beiden hier hingezogen sind, verbrachten sie die längste Zeit ihres Lebens in Kirchseeon. Kennengelernt, so berichtet Johann Sichler, haben sie sich, während sie vier Jahre gemeinsam zur Schule gingen. Danach habe seine Frau aufs Lyzeum gewechselt, eine höhere Töchterschule. Er selbst sei weiter zur Schule gegangen und habe später im Verwaltungsdienst der Deutschen Bundespost gearbeitet.

Die Frage, ob er Tipps habe, wie man so lange zusammenbleibt, verneint er: "Es gibt kein Rezept. Wir haben uns einfach gut verstanden." Sein Sohn, Manfred Sichler, der zur Feier des Tages auch gekommen ist, ergänzt: "Man muss ab und zu nachgeben, sonst wird das nichts." Sicher sei es auch hilfreich, wenn man Eltern habe, die dies vorleben.

Außer dem Sohn kommen zur Feier des Tages noch weitere Familienmitglieder zu Kaffee und Kuchen. Das Ehepaar Sichler hat nicht nur zwei Enkel, sondern auch zwei Urenkel. So wird auch die Tür ihres Doppelzimmers von einem selbstgemalten Bild geziert, auf dem zwei Delfine, "Oma" und "Opa", zu sehen sind. Typisch ist das Feiern ihres Hochzeitstages mit der Familie für sie trotzdem nicht. "Wir sind immer alleine irgendwo hingefahren", erzählt Johann Sichler, "ohne Kinder und Verwandte".

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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