FDP-Treffen in Kirchseeon:Elf Freunde fürs Maximilianeum

Lesezeit: 2 min

Die FDP sei bislang der 1.FC Nürnberg der Politik gewesen, sagt Martin Hagen am Dienstagabend in Eglharting. "Eine Fahrstuhl-Mannschaft, die mal auf- und dann wieder absteigt". Damit solle nun Schluss sein. (Foto: Christian Endt)

Seit einem Monat ist Martin Hagen aus Baldham Fraktionschef der FDP im bayerischen Landtag. Bei der Kreishauptversammlung spricht er über den Neustart seiner Partei - und was das mit fränkischem Fußball zu tun hat

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Im Fußballjargon würde man sagen, dass die Kreishauptversammlung der FDP für Martin Hagen,37, ein echtes Heimspiel war. Der Fraktionsvorsitzende der Partei im bayerischen Landtag wohnt zusammen mit Frau und Kindern in Baldham - da war die Anreise rüber nach Eglharting nicht sonderlich weit. Und wie das unter guten Nachbarn eben so ist, kam Hagen am Dienstagabend im Gasthof Hamberger dann auch mit seinen Parteifreunden ein bisschen ins Plaudern. So ließ er etwa die Wahlnacht noch einmal Revue passieren, gab einen Einblick hinter die Kulissen des Landtags und erklärte, warum die FDP-Fraktion deutliche Parallelen zu einer Fußballmannschaft aufweist.

"Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke", sagt Hagen. Gemeint ist die Landtagswahl vor einem Monat, bei der die Liberalen den ganzen Abend rund um die Fünf-Prozent-Hürde gependelt sind - also bangen musste, ob die FDP den Einzug ins Münchner Maximilianeum schafft. So eine Hängepartie könne alles bedeuten: vom vollen Erfolg bis zum desaströsen Scheitern. Entsprechend groß sei dann auch die Erleichterung gewesen, als das Ergebnis endlich feststand, sagt er. Diese Wahl habe wieder einmal gezeigt, dass Bayern für die FDP kein Selbstläufer ist. Der Fraktionschef, der als Strategie- und Kommunikationsberater arbeitet, sah vor allem die fehlende kommunale Verwurzelung der Partei als Problem. "Kommt auf die Leute vor Ort zu. Wir müssen da präsenter sein", forderte er deshalb von den Kreismitgliedern. Denn so groß die Freude über die Rückkehr in den Landtag auch sei, "fünf Prozent können auf Dauer nicht unser Anspruch sein", so Hagen.

Nach der holprigen Wahlnacht verläuft auch der Start für die FDP-Fraktion noch etwas schleppend. Anders als im Bundestag müssen sich die neuen Parteien im Landtag um alles selbst kümmern. Die FDP müsse deshalb wieder bei Null anfangen, so Hagen. "Wir sind gerade dabei, Schreibtische und Computer zu bestellen und unsere E-Mail-Konten anlegen zu lassen. Im Moment arbeiten wir hier wie ein liberales Start-up." Dennoch wolle man sich nicht von den anderen Parteien unterkriegen lassen, im Gegenteil. "Wir wollen die liberale Stimme im Landtag wieder zum Erklingen bringen", kündigte Hagen an.

Dabei spiele es keine Rolle, dass die FDP mit elf Abgeordneten die mit Abstand kleinste Fraktion im Landtag stellt. Der Vorsitzende scherzte: "Wir sind wie eine Fußballmannschaft. Bei der sagt man ja auch, elf Freunde müsst ihr sein." So wolle man auch im Landtag auftreten, keinesfalls aber "bequem, brav und angepasst" sein. Das Fußball-Motiv bemühte Hagen noch in einem anderen Zusammenhang. Die FDP sei bislang so etwas wie der 1.FC Nürnberg der Politik gewesen. "Eine Fahrstuhl-Mannschaft, die mal auf- und dann wieder absteigt", so Hagen. Damit soll jetzt Schluss sein, man werde alles dafür tun, um längerfristig im Landtag zu bleiben.

Der Fraktionschef der FDP sprach an diesem Abend aber nicht nur über seine eigene Partei, sondern ließ sich auch eine Spitze gegen den Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern nicht nehmen. Markus Söder könne man dazu nur gratulieren. "Der Vertrag ist nichts anderes, als das CSU-Programm weitergeschrieben", kritisierte er. Besonders in der Wirtschaftspolitik sei von dieser "gestrigen Regierung" kaum etwas zu erwarten. Für die FDP sieht Hagen deshalb viel Potenzial, sich zu entfalten und zu profilieren - und damit den erneuten Abstieg aus Bayerns oberster politischer Liga zu verhindern.

Im Rahmen der FDP-Kreishauptversammlung gab es auch eine Personalentscheidung. Thomas Miller hat das Amt des Beisitzers aus beruflichen Gründen abgegeben. Auf ihn folgt Petra Rawe aus Baldham, die unter anderem für die Mitgliederbetreuung zuständig sein wird.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: