Verzicht:Was das Fasten in den Religionen bedeutet

Lesezeit: 2 min

Ein Ramadan-Kalender für die 30-tägige Fastenzeit im Islam. (Foto: Robert Haas)

Nicht für alle ist die Zeit des Verzichts jetzt vorbei. Der Fastenmonat Ramadan dauert noch bis zum 9. April, in der rumänisch-orthodoxen Kirche wird sogar noch bis Anfang Mai gefastet.

Von Antonia Aţurcăniţei, Ebersberg

Ramadan ist der Fastenmonat im Islam. Dieser hat dieses Jahr am 11. März angefangen, der letzte Fastentag ist der 9. April. Dabei wird 30 Tage lang gefastet. Dass der Monat Ramadan jedes Jahr an einem anderen Datum anfängt, liege am Mondkalender. So erklärt es Marwan Al-Moneyyer, ehrenamtlicher Imam der deutschsprachigen Gemeinschaft im Islamischen Zentrum München (IZM). "Der islamische Kalender geht nach dem Mondkalender. Dadurch ist das Mondjahr elf Tage kürzer als das Sonnenjahr. Der islamische Kalender wandert jedes Jahr um circa zehn, elf Tage nach vorne. Somit ist Ramadan immer zu einer anderen Zeit", sagt Al-Moneyyer. Zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang wird gefastet.

Woraus besteht das Fasten? Es wird auf Essen und Trinken verzichtet. Dies wird zum einen durch den Koran begründet, außerdem sei das Fasten "ein Instrument zur Gottesfurcht", so Al-Moneyyer. Denn durch den Verzicht würden die menschlichen Triebe geschwächt, "die seelischen Anteile, die den Hauch Gottes darstellen, können stärker herauskommen", wie der Imam des IZM erklärt. Ramadan sei eine von den fünf Säulen des Islams. Diese würden dazu dienen, "an die Wahrheit zu kommen", so Al-Moneyyer.

Neben dem Verzicht auf Essen und Trinken gehöre aber auch das Gebet zum Ramadan dazu. Fünfmal am Tag wird im Islam gebetet, das Tarawih-Gebet findet nur während des Fastenmonats statt. Tarawih besteht aus acht Gebeten. "Es stärkt direkt die Seele, weil man sich mit Gott verbindet", sagt Al-Moneyyer. Im Anschluss an den Fastenmonat findet das dreitägige Fastenbrechen statt. "Es hat sich als Zuckerfest popularisiert", sagt der Imam dazu. Dieses Jahr am 10. April werde nach Sonnenaufgang ein gemeinsames Festgebet gesprochen. "Damit ist Ramadan beendet", sagt Al-Moneyyer. Das Zuckerfest wird in jeder muslimisch geprägten Kultur unterschiedlich gefeiert.

"Durch das Fasten stärken wir unseren Willen"

"Fasten ist eine Waffe, mit der wir unsere Triebe überwinden können, und ein Mittel, um die Gnade Gottes zu erlangen. Dadurch stärken wir unseren Willen und unterwerfen unseren Körper unserer Seele", sagt Dragoș-Gheorghe Voinea, Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde "Allerheiligen" Erding-Ebersberg. Die Fastenzeit vor Ostern ist in der rumänisch-orthodoxen Religion eine von vier Fastenzeiten im Jahr. Mit sieben Wochen ist sie die längste Fastenzeit und fängt jedes Jahr an einem anderen Datum an. Dieses Jahr war es der 18. März - am Ostersonntag, 5. Mai, endet die Fastenzeit. "Neben den großen Fastenzeiten wird jeden Mittwoch und Freitag gefastet. In den Klöstern auch montags", erzählt Voinea.

Worauf wird verzichtet? "Die orthodoxe Fastenzeit bedeutet, dass man kein Fleisch, keinen Käse, keine Milch und keine Eier essen darf. Nur pflanzliche Lebensmittel", wie Voinea erklärt. Im Grunde eine vegane Ernährung - es wird jedoch auch auf Öl verzichtet. Nur wenn es ausdrücklich im orthodoxen Kalender steht, darf man an manchen Tagen Öl konsumieren. An anderen wenigen Tagen dürfe man auch Fisch zu sich nehmen, alles dazu stehe im Kalender. "Am Palmsonntag darf man zum Beispiel Fisch essen", sagt Voinea. Eine extremere Form des Fastens sei das "Schwarze Fasten" - bei dem nichts gegessen oder getrunken wird. "Im orthodoxen Glauben ist es Tradition, das Schwarze Fasten in der ersten Woche der Fastenzeit zu halten", so Voinea. Es sei aber nicht zu empfehlen. Die Christen müssten diese Form des Fastens bewusst einhalten. "Wenn normale Leute dieses Fasten einhalten und damit prahlen, hilft ihnen das nicht", sagt Voinea.

Schon die Propheten des Alten Testaments haben gefastet, wie der Pfarrer der orthodoxen Kirche Erding-Ebersberg erklärt. "Durch das Fasten zeigen wir unsere Liebe zu Gott, denn das Fasten war das erste Gebot, das Gott dem Menschen durch Adam gab."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPagode in Kirchseeon
:Buddha heißt alle Willkommen

Was viele nicht wissen: In Kirchseeon steht eine Pagode. Dort darf sich jede und jeder zum Meditieren einfinden oder den vietnamesischen Abt Trung Luu Nguyen darum bitten, für einen kranken Angehörigen zu beten.

Von Michaela Pelz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: