Fasching in Ebersberg:Trotzdem lustig

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Auch heuer gibt es in der Kreisstadt eine Faschingszeitung

Den Bewohnern der Kreisstadt und ihren Nachbarn in Grafing wird ja gelegentlich ein etwas angespanntes Verhältnis unterstellt. Gut, dass es die Ebersberger Faschingsgesellschaft gibt, die sich derzeit sehr um das seelische Befinden ihrer Nachbarn bemüht. Darum ist die aktuelle Ausgabe der Faschingszeitung mit speziellen Warnhinweisen versehen: "Kann bei Grafingern Irritationen hervorrufen", steht über so einigen Texten, wer dann trotzdem weiterliest, kann sich dann hinterher wenigstens nicht über Bezeichnungen wie "Lochstadt" ärgern, gewarnt ist schließlich gewarnt. Als besonderen Service für Zartbesaitete gibt es auch noch ein paar Zensurbalken zum Selberausschneiden und an der richtigen Stelle einkleben.

Obwohl Umzug und Feiern wegen Corona heuer ausfallen, bleibt zumindest die Faschingszeitung der narrischen Tradition treu: 56 Seiten blühender Blödsinn trösten zumindest ein wenig über die ewig staade Zeit hinweg. Die natürlich auch im Vorwort von Robert Gockner, Präsident der Faschingsgesellschaft angesprochen wird, der bei allem Bedauern über die aktuelle Saison schon Hoffnung macht auf die nächste. Wie schon im Mittelalter nach dem Ende der Pest stünden ausschweifende Feste bevor - für Orgien sei man leider nicht mehr zuständig. Auch der Terminkalender auf der letzten Seite stimmt schon auf die wilde Zeit nach der Pandemie ein: Da wird nicht nur ein Maibaum aufgestellt, sondern gleich noch der April- und der Junibaum.

Und trotz Corona gibt es in Ebersberg und Umgebung auch Vergnügliches zu berichten, nicht alles - wenn auch vieles - geht auf Kosten der Nachbarn. Aber die Ebersberger haben schon auch ihre Themen zum Kopfschütteln: Sei es die endlose Diskussion um den Umbau der Amtsgerichtskreuzung, in welche die Faschingsgesellschaft nun ebenfalls mit einem sehr kreativen Vorschlag zur Verlangsamung des Verkehrsflusses eingreift. Auch zur Frage, ob und wie man Erholungssuchende an der Weiherkette Erleichterung bei dringenden Bedürfnissen verschaffen kann, gibt es interessante neue Ansätze.

Auch Mysteriösem ist man auf der Spur, so etwa der Frage, wo eigentlich die ganzen Ebersberger Millionäre sind und noch wichtiger: die Millionen. Hatte es doch schließlich im Herbst große Aufregung darüber gegeben, dass Asylbewerber in "eine Villa im Millionärsviertel" ziehen sollten. Seitdem sei bei den Nachbarn regelrechte Goldgräberstimmung ausgebrochen, weiß man bei der Faschingsgesellschaft, auf der Suche nach den Millionen werde bereits in so manchen Garten eifrig geschaufelt. Nur die Bewohner des Doktorbankerls seien "leicht pikiert", hätten sie doch bisher geglaubt, im Millionärsviertel zu wohnen.

Auch für das Rätsel um das Loch im Forst werden zahlreiche sehr nachvollziehbare Lösungen angeboten - von denen so manche, wie könnte es anders sein, mit Grafinger Bären und eben Lochstadt zu tun haben. Wo es vergangenes Jahr ja nicht um Tief-, sondern um Hochbau einigen Ärger gab, die Rede ist natürlich von der berüchtigten Grafinger Mauer. Die auch die Ebersberger völlig unangemessen finden - steht sie doch am völlig falschen Platz und ist noch dazu viel zu niedrig. Man habe sich aber bereits an den neuen amerikanischen Präsidenten gewandt, falls der die Grenzmauer seines Vorgängers nicht mehr haben wolle, könnte man sie übernehmen und an der Südumfahrung aufstellen.

Die Faschingszeitung 2021 gibt es in vielen Geschäften und auf der Website www.faschingsgesellschaft-ebersberg.de.

© SZ vom 13.02.2021 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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