Erweiterung mit zwei Vollgeschossen:Hoch hinaus

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Per Teamwork zur Schulerweiterung: Angelika Obermayr, Alexander Müller, Christiane Goldschmitt-Behmer und Yvonne Magdon (von links). (Foto: Christian Endt)

Grafing feiert das Baustellenfest für den zwölf Millionen Euro teuren Ausbau der Grundschule. Im Sommer 2020 soll alles fertig sein

Von Thorsten Rienth, Grafing

"So gilt mein Dank den Architekten, die diesen Bau zum Leben weckten", rief Josef Fritz vom Gerüst herunter. "Denn ohne guten Plan, fängt keiner so ein Bauwerk an." Drei Seiten dichtete der Zimmerermeister beim Baustellenfest auf die Grafinger Grundschule, dann gab's die obligatorische Brotzeit. Die Allgäuer Architekten wiederum nutzten die Gelegenheit, einer Grafinger Rathausmitarbeiterin vor versammelter Mannschaft ein Jobangebot zu unterbreiten.

Zuvor hatte aber erst einmal die Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) in der Grundschul-Mensa Sinn und Zweck der Aus- und Umbauinvestition in Höhe von zwölf Millionen Euro umrissen. Drei Punkte stünden dabei im Mittelpunkt: erstens, um Platz zu schaffen für steigende Schülerzahlen. Zweitens, um zusätzliche Fach- und Sozialräume unterzubringen. Drittens, um in diesem Abwasch gleich auch die überfällige Generalsanierung des Bestandsgebäudes anzugehen. Mittlerweile hat es über 60 Jahre auf den Mauern. Im Sommer 2020 soll alles fertig sein.

Zwei Vollgeschosse erweitern die Schule in Richtung Norden. Umgesetzt ist die Erweiterung in aufgestockter Weise. So verkleinert sich der Pausenhof nicht. "Der neue Teil ist aber nicht einfach nur angedockt", erklärte der Marktoberdorfer Architekt Alexander Müller. "Zwischen dem neuen Teil der Schule und dem alten haben wir Verbindungsinseln eingebaut, die wiederum als Lern- und Aktionsflächen für echtes inspirierendes Lernen dienen."

Über die beiden Etagen verteilt sind acht neue und unterschiedlich große Klassenzimmer entstanden. Sie lassen sich außerdem flexibel zu sogenannten Lernlandschaften zusammenfassen. Weil die neuen Räume die bisherige Raumnot mindern, lassen sich die ebenfalls nötigen neuen Fachräume im bisherigen Teil der Schule unterbringen.

Neue Sozial- und Differenzierungsräume bekommt die Schule ebenfalls. "So kann zum Beispiel der eine Teil einer Klasse in die Mathe-Plus-Förderung gehen, während andere Schüler die Deutsch-für-Ausländer-Stunde besuchen", erklärte die Rektorin der Schule, Christiane Goldschmitt-Behmer.

Basis von alldem ist Müller zufolge eine Planung mit klar energiesparender Ausführung. "Im Neubau sind sogar Passivhauskomponenten mit untergebracht", so der Architekt. "Umgerechnet sind wir hier etwa bei einem Zweieinhalbliter-Auto."

Jetzt, da der Rohbau steht, ist auch die große Dachterrasse auf dem Altbau nicht mehr zu übersehen. Eine besonders luxuriösen Bauausführung ist freilich nicht der Grund für dieses ungewöhnliche Detail. Die Terrasse übernimmt auch die Rolle eines zweiten Fluchtwegs, an deren Stelle sonst ein zusätzliches Treppenhaus hätte gebaut werden müssen.

Ohne das Flachdach wäre außerdem das bislang leer stehende Dachgeschoss des Altbaus nicht nutzbar gewesen. Hinzukommt, dass ein Drittel der Flachdachfläche extensiv begrünt werden können. "Die Kinder gehen hier wirklich anders nach Hause, als ich damals aus meiner Sichtbetonschule", sagte Architekt Müller.

Sodann verwies er auf die geschlossene Mannschaftsleistung, die für das Gelingen eines 30 000-Kubikmeter-Projekts, wie der Grundschulausbau einer ist, entscheidend sei. Zwei Teammitglieder scheinen sich dabei ganz besonders hervorgetan zu haben. "Ohne den Georg Schlechte als Hausmeister und Bindeglied zwischen Baustelle und Planern hätte das hier nie im Leben so reibungslos funktioniert." Und was die zuständige Projektleiterin aus dem Grafinger Bauamt, Yvonne Magdon, angeht: "Persönliches Engagement, fachliches Niveau und ein ganz und gar menschlicher Touch - die Stadt darf sich glücklich schätzen, eine solche Technikerin auf dieser Position zu haben", schwärmte der Architekt.

Sollte ihr einmal nach einer beruflichen Weiterentwicklung der Sinn sein - "Sie haben ja unsere Nummer!" Müllers Tonalität ließ wenig Zweifel: Allein ein Kompliment war der Satz nicht.

© SZ vom 14.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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