Ergebnisse einer Langzeitstudie:Viel in Bewegung

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Der Landkreis ist nicht nur ein Zuzugs-, sondern auch ein Wegzugsgebiet: In zehn Jahren wechselten 15,2 Prozent der Ebersberger ihren Wohnort

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Landkreisbürger ziehen gerne um, zumindest legt das eine Statistik des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München nahe. Insgesamt 15,2 Prozent der Ebersberger haben im untersuchten Zeitraum zwischen 2007 und 2017 ihren Wohnort gewechselt. Die Zahlen beinhalten sowohl Umzüge innerhalb des Landkreises als auch sämtliche Zu- und Wegzüge.

Dass der Landkreis Ebersberg immer voller wird, ist seit Jahren zu beobachten, auch die aktuelle Statistik geht darauf ein. Von 2007 bis 2017 ist die Zahl der Einwohner um 15 000 auf 141 000 gewachsen, bis 2037 sollen es, setzt sich der Trend fort, 159 000 sein. Dass es nicht noch deutlich mehr sind, liegt daran, dass der Landkreis nicht nur ein Zuzugs- sondern auch ein Wegzugsgebiet ist.

So gab es Ende 2017 bereits 1639 Ebersberger mehr als noch Ende 2016. Interessant ist aber, dass dieser Saldo nur einen kleinen Teil der Wanderungsbewegungen ausmacht: Im untersuchten Zeitraum zogen nämlich insgesamt 11 785 Personen neu in den Landkreis Ebersberg zu, dafür zogen 10 146 weg. Ähnliche Zahlen gibt es für die übrigen Jahre seit 2007, der Netto-Bevölkerungszuwachs beträgt stets etwa zehn bis 20 Prozent des Brutto-Zuzuges.

Auch woher und wohin umgezogen wird, haben die Statistiker untersucht. Den größten Netto-Zuzug gibt es aus der Landeshauptstadt München. Von dort kamen 2017 insgesamt 2543 Neubürger in den Landkreis, umgekehrt verließen nur 1431 Ebersberger ihren alten Wohnort für ein Domizil in München. Ebenfalls viel Zuzug kommt aus den übrigen Landkreisen der Region, in der Studie sind dies Dachau, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg, München und Starnberg. In diese sieben Landkreise zog es 2017 insgesamt 1579 Ebersberger, umgekehrt zogen von dort 1897 Personen zu. Die größten Bevölkerungsbewegung gibt es in und aus Richtung Bayern, Deutschland und der übrigen Welt - aber gleichzeitig den niedrigsten Saldo: 4934 Zu- stehen 4725 Wegzüge gegenüber. Damit die Zahlen stimmen, muss man noch die 2411 Personen addieren, die 2017 innerhalb des Landkreises umgezogen sind.

Besonders oft kommt der Möbelwagen laut Statistik in Kirchseeon. Dort gab es zwischen 2007 und 2017 eine Fluktuation von 20,5 Prozent, was bei damals rund 10 000 Kirchseeonern bedeutet, dass binnen zehn Jahren knapp 2000 Personen zu- oder weggezogen sind. Geringfügig ortsfester sind offenbar die Markt Schwabener, hier betrug die Fluktuation 17,5, in Poing 16,8 und in Vaterstetten 15,5 Prozent, alle anderen Kommunen liegen unter dem Landkreisdurchschnitt.

Dass ausgerechnet in diesen vier Gemeinden so viel umgezogen wird, dürfte daran liegen, dass dort im vergangenen Jahrzehnt auch viel neuer Wohnraum entstanden ist. Denn tatsächlich sind diese vier Gemeinden auch die mit dem stärksten Netto-Zuzug. Poing wuchs zwischen 2007 und 2017 um 2840 Einwohner oder um 18 Prozent, in Markt Schwaben waren es 15 Prozent, was 2140 Personen entspricht. In Kirchseeon betrug der Zuwachs immerhin elf Prozent oder 1151 Personen, in Vaterstetten 1629 oder sieben Prozent.

Allerdings ist der Bevölkerungszuwachs - zumindest prozentual - in den Gemeinden mit geringerem Zuwachs nicht unbedingt geringer. So lag die Fluktuation in Aßling und Emmering zwischen 2007 und 2017 bei 10,2 Prozent. Aßling wuchs in dieser Zeit um sechs Prozent oder 274 Einwohner, Emmering nur um 113, was wegen der geringen Größe aber immerhin 7,5 Prozent entspricht - mehr als in Vaterstetten im gleichen Zeitraum.

Allerdings scheint, wer einmal in eine der kleineren Gemeinden gezogen ist, von dort weniger gerne wieder wegzuziehen. Am unteren Ende der Fluktuationsskala liegen neben Emmering und Aßling noch Bruck mit zwölf, Frauenneuharting mit 12,3 und Egmating mit 12,6 Prozent. Auch in den beiden Städten wird weniger umgezogen als im Landkreisschnitt, Grafing und Ebersberg liegen hier gleichauf bei 13,9 Prozent.

Im Vergleich mit den vom Planungsverband untersuchten Nachbarlandkreisen liegen die Ebersberger beim Wohnungswechsel übrigens eher im Mittelfeld. Am wenigsten umzugsfreudig sind offenbar die Landsberger, hier lag die Fluktuation bei 13,1 Prozent, dicht gefolgt von den Erdingern mit 13,3 Prozent. In Fürstenfeldbruck waren es schon 14,1 und in Dachau 14,6 Prozent der Einwohner, die zwischen 2007 und 2017 den Wohnort wechselten. Öfter als die Ebersberger tun dies die Starnberger mit 15,5 Prozent, die Freisinger mit 17,2 und die Bewohner des Landkreises München mit 17,5 Prozent.

© SZ vom 03.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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