Erfolgreiche Ausdbildungsstätte:Frischer Wind im Land der Literatur

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Ein junges, schwungvolles Team für die Vaterstettener Bücherei: die neue Leiterin Patrizia Schukowski (links) und die Auszubildende Marisa Lenz. (Foto: Christian Endt)

Die junge Leiterin der Bücherei Vaterstetten Patrizia Schukowski will neue Projekte ins Leben rufen

Von Konstantin Schätz, Vaterstetten

Schwere Holzregale, die unter der Last tausender Bücher zusammenzubrechen drohen. Endlose Gänge, die von spärlichem Licht kaum erhellt werden. Dazwischen eine ergraute Frau, die ihren Zeigefinger auf die Lippen presst. "Sei still", will sei damit sagen. Beim Stichwort Bibliothek dürfte sich bei vielen ein solches oder ähnliches Bild vor dem inneren Auge aufbauen. Das Reich von Patrizia Schukowski hingegen sieht ganz anders aus. Helles Tageslicht fällt in der Vaterstettener Bücherei auf die Regalreihen. Die Bücher sind bunt und sauber ausgerichtet, Rücken an Rücken. Ein jugendlicher Charme flutet die Gänge. Das liegt vor allem an der neuen Leiterin, und an ihrer Auszubildenden.

Seit Kurzem leitet Patrizia Schukowski die Bibliothek in der Gemeinde Vaterstetten. Sie ist 24 Jahre alt und voller Energie, wenn sie über ihre Aufgaben spricht. Sie selbst sieht sich wie gemacht für die Arbeit in der Bücherei: "Das ist eine Charaktersache. Ich bin ein strukturierter Mensch. Ein Chaot würde sich mit der Arbeit vermutlich schwertun", sagt sie und lacht. Die Initiativen ihrer Vorgängerin Christina Walser will Schukowski freilich fortführen - doch dabei soll es nicht bleiben: "Frau Walser hat tolle Sachen ins Leben gerufen. Ich will aber auch das ein oder andere neue Projekt anpacken", verspricht sie. Vor allem ein Programm für Senioren stehe ganz oben auf ihrer To-Do-Liste.

Alleine muss sich Schukowski den Herausforderungen einer Bücherei aber gar nicht stellen. Denn neben drei weiteren Mitarbeiterinnen hat sie Marisa Lenz an ihrer Seite. Die 19-Jährige ist die neue Auszubildende der Gemeindebücherei. Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, so lautet die genaue Bezeichnung der Ausbildung, die Schukowski selbst einst in Baldham absolviert hat. Im Jahr 2011 war das. Die heutige Leiterin war damit die Zweite, die diesen Werdegang in der Gemeindebücherei durchlaufen konnte. Christina Walser hatte die Ausbildung 2008 eingeführt, nur ein Jahr, nachdem sie die Leitung übernommen hatte. "Sie hat gemerkt, dass es in der Gemeinde ein Potenzial an jungen Leuten gibt, die sich für diese Arbeit interessieren. Deswegen hat sie sich für einen Ausbildungsplatz eingesetzt", erzählt Schukowski. Auch sie ist sich sicher, dass sich viele junge Menschen für die Ausbildung interessieren würden, wenn besser darüber aufgeklärt würde. "Viele glauben, dass man in einer Bücherei acht Stunden am Tag liest. Aber das ist nicht der Fall, es ist eine interessante Arbeit", sagt sie.

Dass viele junge Menschen die Ausbildung beginnen, wäre Schukowskis Meinung nach sehr wichtig: "Auch wir merken den Fachkräftemangel." Schließlich sei es nicht dasselbe, ob eine Fachkraft oder ungelerntes Personal in einer Bücherei arbeite. Bei Aktionen mit Schulklassen beispielsweise sei die Verantwortung groß. Diese Aufgabe wisse sie deshalb lieber in den Händen einer geschulten Person. Neben dem Organisieren von Veranstaltungen nehme vor allem das Verwalten von Datenbanken in der Ausbildung eine zentrale Stellung ein. "Man muss lernen, wie man mit der Informationsflut umgehen muss", erklärt Schukowski. Dazu gehöre unteranderem auch der Umgang mit sozialen Netzwerken. Dass dieses Wissen auch zum Einsatz kommt, erkennt man, wenn man die Facebook-Seite der Gemeindebücherei öffnet. Regelmäßig wird hier zu Veranstaltungen eingeladen, man sieht eindrückliche Negativbeispiele für die Bücherrückgabe und Bilder aus dem Leben der Einrichtung, etwa die Auszubildende beim Dekorieren.

"Ich mag einfach die Stimmung in der Bücherei", erklärt Marisa Lenz. Der Ansturm auf die Bücherei, gerade auch von Seiten der Schulen, scheint daran nichts geändert zu haben. Die Stimmung sei gut: "Wir waren von Anfang an ein gutes Team", sagt Schukowski über die Zusammenarbeit mit ihrer gerade einmal fünf Jahre jüngeren Angestellten.

Damit dieses Team weiter gut zusammenarbeiten kann, drückt auch Patrizia Schukowski nun noch einmal die Schulbank. Denn damit in einer Bücherei ausgebildet werden darf, muss sich die Leiterin als Ausbilderin qualifizieren. "Ich mach jetzt den entsprechenden Schein", erklärt sie, innerhalb einer gewissen Übergangsfrist habe sie Zeit, das Zertifikat als Ausbilderin nachzuholen. In der Ausbildung gehe es vor allem um Personalfragen, um gesetzliche Regelungen wie den Mutterschutz, oder den Umgang mit Mitarbeitern, die an einer psychischen Krankheit leiden. Aber auch das Verhalten gegenüber jungen Auszubildenden stehe auf dem Stundenplan, sagt Schukowski und lacht. Schließlich ist sie selbst gerade einmal 24 Jahre alt.

© SZ vom 09.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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