Entwürfe :Markt Schwaben sucht den Super-Planer

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Die Vorbereitungen zum Neubau einer Grund- und Mittelschule kommen in die entscheidende Phase. Der Gemeinderat muss nun aus den 27 besten Bewerbern ein geeignetes Architektenbüro auswählen

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Es müsste schon Außergewöhnliches passieren, damit Johann Peter Kellerer das Gesicht verzieht, ein Blitzeinschlag oder ein Erdbeben zum Beispiel. Kellerer ist aus München und wirkt trotzdem stets freundlich und höflich, er ist Architekt von Beruf und mittlerweile Stammgast, wenn der Markt Schwabener Gemeinderat sich im Feuerwehrhaus trifft. Dort geht es gerade um das Großprojekt schlechthin im Ort, es wird debattiert und gezankt, und Kellerer, der Vermittler, sitzt mitten drin. Ein neues Schulzentrum soll her, und Kellerer soll dem Gemeinderat dabei helfen, dass die Schule gut wird, und günstig. Eine beneidenswerte Aufgabe - aber nur, wenn man seinem Geduldsfaden einem Härtetest unterziehen will.

Der Faden, an dem das 40-Millionen-Projekt hängt, ist relativ dünn, ein Bürgerbegehren könnte alle Planungen verzögern oder gar stoppen. Wie es damit weitergeht, ist offen, die Initiatorin ist gerade im Urlaub. Im Gemeinderat machten sie am Dienstagabend erst einmal weiter mit den Dingen, die sie selbst in der Hand haben.

Mit entscheidend ist derzeit die Frage, wer die Schule entwerfen darf, also welchen Architekt der Gemeinderat noch diesen Winter engagiert. Geht es nach Bürgermeister Georg Hohmann, soll alles möglichst zügig vorangehen, von den Bildungseinrichtungen her spielt Markt Schwaben bekanntlich in der Kreisklasse, die Grundschule ist zu klein, die Mittelschule marode. Für den Architektenwettbewerb hatten sich im Sommer etwa 80 Büros beworben, jetzt sind noch 27 übrig. Wer sich beworben hat, ist geheim. Bauamtsleiter Frank Eichner sagte dazu in der Sitzung nur: "Das ist jetzt die Champions League."

Im nächsten Schritt wählt ein Gremium aus Spezialisten und Gemeinderäten nun die vier besten Kandidaten aus: vier Büros, die dann ein Preisgeld ausgezahlt bekommen. Ihre Modelle werden dann, so der Plan, am 20. Dezember in Markt Schwaben für die Öffentlichkeit ausgestellt, im Unterbräu oder im Rathaus. Die Entscheidung fällt dann in einer weiteren Runde, dem Champions-League-Finale, wenn man so will, nur dass hier nicht zwei Teams antreten, sondern eben vier. Wer das sein wird, ist derzeit offen, klar ist nur, dass der Gemeinderat von diesem Punkt an noch mal Einfluss nimmt. Darauf, wie die Grund- und die Mittelschule am Ende aussehen sollen, und was der Preis dafür ist.

Denn: Im Finale wird das Abschneiden im ersten Teil des Architekten-Wettbewerbs nur noch zu 50 Prozent gewichtet, das haben sie am Dienstag beschlossen. Der Erstplatzierte hat also seinen Vorteil, kann aber bei anderen Kriterien Boden verlieren und verdrängt werden. Man wolle so erreichen, "dass alle vier Bewerber noch eine realistische Chance haben", so Architekt Kellerer - damit also der Wettbewerbscharakter erhalten bleibt.

In seinen Empfehlungen für die zweiten 50 Prozent an Kriterien spielt das Geld eine zentrale Rolle, was nicht von ungefähr kommen dürfte, weil Markt Schwaben hoch verschuldet ist. Demnach sollen die Architekten darlegen, welche Einsparmöglichkeiten sie beim Entwurf und bei den Bauteilen sehen - und welches Honorar ihnen vorschwebt. Hierfür schlägt Kellerer eine Gewichtung von insgesamt 28 Prozent vor. Im Gemeinderat kamen sogleich Ideen aus mehreren Fraktionen, die Finanzen noch stärker zu gewichten, einig waren sie sich in dieser Frage aber nicht.

Wie genau der finanzielle Aspekt gewertet wird, ließen die Gemeinderäte deshalb offen, man wolle sich bis zur Oktobersitzung beraten. Dort wird dann auch festgelegt, wie sehr die übrigen Kriterien ins Gewicht fallen: also wie gut die Architekten die Änderungswünsche des Gemeinderats umgesetzt haben, und inwieweit die Kapazität des Büros und die Kompetenz des Projektchefs den Erwartungen entspricht.

Vielleicht sind sich die Gemeinderäte in einem Monat nach ihrer Bedenkzeit einig, vielleicht auch nicht. Einer wird wahrscheinlich auch dann wieder dasitzen, zuhören und antworten.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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