Entwicklung der Demografie:Paradies für Senioren

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Der starke Zuzug in den Landkreis wirkt sich auch auf die Altersstruktur aus: Der Anteil der über 65-Jährigen wächst stetig, Mitte der 2030er-Jahre könnte ein Viertel der Ebersberger im Rentenalter sein

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Ein Wohnsitz im Landkreis Ebersberg scheint der Gesundheit zuträglich zu sein. Zumindest, was die Lebenserwartung betrifft: Laut einer aktuellen Statistik des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) steigt die Zahl der Senioren im Kreis Ebersberg stetig. Derzeit ist etwas mehr als jeder sechste Bewohner älter als 65 Jahre, in zwei Jahrzehnten könnte es jeder vierte sein.

Neben der allgemein gestiegenen Lebenserwartung ist es vor allem der Zuzug in den Landkreis Ebersberg, der den Altersdurchschnitt hebt. Laut der Statistik nahm die Zahl der Landkreisbürger zwischen 2006 und 2016 von 125 000 auf 139 000 zu. Ein ähnliches Wachstum wird für die kommenden Jahre prognostiziert, so dass der Landkreis bis 2036 etwa 159 000 Einwohner haben könnte.

Allerdings verläuft dieser Zuwachs nicht gleichmäßig über alle Altersgruppen. Besonders auffällig ist die Verschiebung bei zwei davon, jenen unter 18 und über 65 Jahre. Erstere machten im Jahr 2006 noch 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus, seitdem ist der Wert stetig gesunken auf aktuell 18,8 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Senioren von 17,3 auf 18,7 Prozent. Weitgehend stabil blieb der Anteil der 18- bis 64-Jährigen, er lag 2016 mit 62,5 Prozent nahezu auf dem gleichen Wert wie zehn Jahre zuvor, da waren es 62,6 Prozent gewesen.

Trifft indes die Prognose der Statistiker zu, wird besonders diese Altersgruppe - zumindest prozentual - deutlich schrumpfen. Mitte des kommenden Jahrzehnts erwarten die Experten, dass nur noch 57,2 Prozent der Landkreisbürger im erwerbsfähigen Alter sind. Etwas steigen soll der Prognose zufolge der Anteil der Kinder und Jugendlichen, 19,3 Prozent der Landkreisbürger werden im Jahr 2036 jünger als 18 sein. Deutlich stärker zunehmen würde bis dahin der Anteil der über 65-Jährigen, diese sollen dann 23,6 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Interessant ist hier ein Vergleich der absoluten Zahlen, denn hier erkennt man einen Zuwachs in allen Altersgruppen. Sind derzeit rund 86 875 Menschen zwischen 18 und 64 Jahren alt, werden es Mitte der 2030er etwa 90 950 sein. Bei den Ebersbergern unter 18 wird ein Zuwachs von aktuell rund 26 132 auf dann 30 687 erwartet und bei den über 65-Jährigen von 26 000 auf geschätzt 37 524.

Die Statistiker stützen sich bei ihrer Prognose auf den Trend der vergangenen Jahre. Zwischen 2010 und 2016 ist nämlich in fast allen Altersgruppen ein Zuwachs, auch absolut, zu verzeichnen - allerdings gibt es Ausnahmen. So nahm die Zahl der 31- bis 50-Jährigen trotz allgemeinen Bevölkerungswachstums um gut 2500 Personen ab, während es im gleichen Zeitraum bei den 51- bis 60-Jährigen einen Zuwachs um rund 5000 gab. Alle anderen Altersgruppen nahmen moderat zu: je 1000 Köpfe mehr gab es bei den unter 10-, den 11 bis 20-Jährigen sowie den über 80-Jährigen. Bei den jungen Erwachsenen bis 30 waren es etwa 1500, gut 2000 bei den 71- bis 80-Jährigen.

Ein Teil dieser Verschiebung lässt sich mit dem Älterwerden erklären - die 60-Jährigen von heute sind eben einfach die 50-Jährigen von vor zehn Jahren - aber nicht alles. Denn bei den über 50-Jährigen geht der Zuwachs deutlich darüber hinaus, es findet ganz offenbar ein Zuzug von Außen statt - den es bei den jüngeren Altersgruppen nicht zu geben scheint, ganz im Gegenteil: Die 31- bis 50-Jährigen ziehen sogar aus dem Landkreis weg.

Dies könnte daran liegen, dass die Preise für Häuser und Wohnungen im Landkreis Ebersberg seit Jahren kräftig steigen. Aktuell kostet ein Quadratmeter Bauland im Durchschnitt 641 Euro, in den stadtnahen Gemeinden deutlich mehr. So zahlt man in Poing mittlerweile 983, in Vaterstetten 954 und in Markt Schwaben 933 Euro. Was ganz offensichtlich für viele junge Familien problematisch ist, wie der Rückgang bei der Zahl der 31- bis 50-Jährigen zeigt. Umgekehrt scheint für die über 50-Jährigen ein Wohnsitz im Landkreis wieder attraktiv zu werden, da in dieser Altersgruppe das Einkommen durchschnittlich höher ist.

Allerdings ist die Verteilung der Altersgruppen in den Landkreiskommunen sehr unterschiedlich. Durchschnittlich kommen auf 100 Ebersberger im erwerbsfähigen Alter jeweils knapp 30 über 65-Jährige und unter 18-Jährige. Am meisten Senioren leben laut Statistik in Vaterstetten, hier kommen auf 100 Personen zwischen 18 und 64 rund 39 über 65-Jährige. Allerdings ist auch der Anteil der Jugendlichen mit knapp 32 überdurchschnittlich. Am höchsten ist der Anteil der unter 18-Jährigen in Bruck, hier sind es 35 auf 100 Erwerbsfähige, lediglich 27 sind es in Hohenlinden, das ist der niedrigste Wert. Prozentual die wenigsten Senioren, wieder gemessen am Anteil der 18 bis 65-Jährigen, leben in Poing mit knapp 21 auf 100.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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