Entscheidung in Ebersberg:Alles so schön bunt hier

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So soll das Ebersberger Hallenbad nach der Sanierung aussehen, das orange-weiße Fliesenmosaik an der Wand erinnert an Olympia 1972. (Foto: Stadt Ebersberg/oh)

Nun steht fest, wie das Ebersberger Hallenbad nach der Sanierung aussehen soll. Vorlage sind die farbenfrohen 70er

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Dass das Hallenbad in der Kreisstadt schon etwas älter ist, dürfte den meisten bekannt sein, nicht umsonst wird in Ebersberg seit Jahren über eine Sanierung diskutiert. Diese hat der Stadtrat im vergangenen Jahr endgültig auf den Weg gebracht, nun ging es im Technischen Ausschuss um die Gestaltung des Bades - und auch darum, dass dieses mit seinen 49 Jahren eben nicht nur alt, sondern in Teilen sogar historisch wertvoll ist.

Konkret geht es um zwei große Mosaike aus Badkacheln an den Stirnseiten des Schwimmbeckens. Diese in weiß und orange gehaltenen Ornamente erinnern ein wenig an die frühere Gestaltung der Münchner Tunnel-Bahnhöfe. Was kein Zufall ist, denn, wie Architekt Wolfgang Gollwitzer nun im Ausschuss erklärte, war die Farbgebung der Olympischen Spiele 1972 beim im gleichen Jahr eröffneten Hallenbad ebenfalls verwendet worden. Diese soll im ganzen Gebäude auch nach der Sanierung zu sehen sein: "Wir wollen die kräftigen Farben aus der Entstehungszeit wieder auffrischen", so der Planer.

Verwendet werden ausschließlich Spektralfarben für die Wände, sowie als Kontrast verschiedene Grautöne für Böden und Decken. Der Eingangsbereich soll in rot, der Zugang zu den Umkleiden in orange gehalten werden. Diese selbst und die Spinde sollen Blau-, Grün- und Gelbtöne erhalten, genau wie die Duschen. In der Schwimmhalle wird die vor fünf Jahren wegen Baufälligkeit abgerissene Akustikdecke durch eine neue ersetzt, auch sie folgt dem Farbkonzept, die Lamellen sind abwechselnd blau und weiß. Die beiden Fliesen-Mosaike an den Stirnseiten bleiben erhalten und sollen aufgefrischt werden.

Außerdem wird es künftig etwas mehr Sonnenlicht geben, die neuen Fenster sollen weiter nach oben reichen. Dies ist möglich, weil sie zusammen mit der Fassade ohnehin komplett erneuert werden müssen. An der Außenseite ist eine Keramikverkleidung geplant, diesmal aber nicht im bunten Farbenspiel der 1970er sondern in dezentem Dunkelgrau. Ebenfalls neu kommt ein Sonnenschutz für die großen Fenster.

Im Gremium stieß das Farbkonzept auf viel Zustimmung, etwas Kritik hatte es zuvor allerdings seitens des Schwimmmeister Jürgen Puls gegeben, der das Bad für die Stadt betreibt. Konkret gab es die Befürchtung, dass es durch die kräftigen Farben in Verbindung mit den grauen Böden und Decken zu dunkel werde. Dass dies nicht passiere, darauf solle man "beim Fine-Tuning" genau achten, sagte Gerd Otter (Pro Ebersberg). Grundsätzlich sei die geplante Farbgebung aber "eine tolle Sache, die das Schwimmen angenehmer macht und eventuell auch Besucher anlockt". Auch Elisabeth Platzer (SPD) lobte das Konzept: "Als jemand, die die Spiele selber noch erlebt hat, finde ich es sehr gut."

Etwas Diskussionsbedarf gab es noch bei der Frage, ob das Schwimmbecken wie bisher gefliest oder aus Edelstahl gefertigt werden soll. Was, wie Planer Gollwitzer unumwunden zugab, einen nicht unerheblichen Preisunterschied bedeute. So kostet das Fliesenbecken im Einbau etwa 332 000 Euro, das aus Edelstahl dagegen rund 581 000. Allerdings sei letzteres langfristig günstiger, denn die Wartung sei einfacher. So entfalle die bei Fliesen etwa alle 20 Jahre nötige Komplettsanierung, die durch die immer strengeren Maßgaben bei der Entsorgung - "Fliesen sind Sondermüll" - tendenziell immer teurer werde. Auch beim Bau selbst sei Edelstahl praktischer, sagte der Planer. So müssten Fliesenbecken gut ein halbes Jahr aushärten und bräuchten eine spezielle Dichtigkeitsprüfung. Dies könnte durchaus zu Verzögerungen bei der Sanierung führen.

Auch die Verwaltung empfahl die Variante aus Edelstahl, "trotz des deutlichen Preisunterschieds spricht die lange Lebensdauer dafür", sagte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Auch im laufenden Betrieb sei ein Edelstahlbecken weniger aufwendig, sagte Christian Stalla vom Bauamt. So seien bislang jedes Jahr einige kleinere Sanierungen nötig gewesen, wenn an den Beckenrändern das Wasser in den Keller gelaufen und diesen "in eine Tropfsteinhöhle verwandelt" habe.

Grundsätzlich gab es hier Zuspruch, Christoph Münch (SPD) fragte aber nach einer Garantie, dass der Hubboden auch mit dem neuen Beckenbelag funktioniere. Die hydraulische Anlage zur Regelung der Wassertiefe ist nämlich noch in einem sehr guten Zustand und soll erhalten bleiben. Was auch in einem Edelstahlbecken möglich sei, so Gollwitzer. Sein Büro habe sowohl beim Hersteller des Edelstahlbeckens wie auch des Hubbodens nachgefragt, beide hätten erklärt, dass es hier keine Probleme gebe. Otter nannte das Edelstahlbecken "die qualitativ hochwertigere Variante", stellte aber die Frage, ob sich durch den neuen Belag an der Länge des Schwimmbeckens etwas ändere. Derzeit ist es 25 Meter lang und gilt damit als für offizielle Schwimmwettkämpfe als zulässig. Daran, so der Planer werde sich auch durch den Einbau der Edelstahlverkleidung nichts ändern. Genau übrigens wie an der Farbe, diese bleibe auch bei einem silbernen Becken blau, so Gollwitzer, dies liege an der Lichtbrechung im Wasser.

Ohne Gegenstimmen wurde anschließend das Farbkonzept gebilligt und ebenso einstimmig beschlossen, ein Edelstahlbecken einzubauen.

© SZ vom 11.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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