Energiewende:Mindestens tausend Meter

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Egmating möchte mögliche Windräder im Landkreis München auf Abstand halten.

Oliver Hollenstein

Monatelang haben die Egmatinger erbittert über Windkraft gestritten. Eine Bürgerinitiative war schon auf dem Weg, um sechs Windräder im Egmatinger Forst zu verhindern. Am Ende legte die Gemeinde das Projekt vorerst auf Eis, um den Frieden im Ort wieder herzustellen. Doch nun droht neuer Ärger: Die Nachbargemeinden aus dem Landkreis München wollen direkt an der Grenze zu Egmating Flächen für Windkraft ausweisen. Bis zu 600 Meter reichen die potentiellen Standorte nach Angaben der Gemeinde an die Ortsteile Münster und Neuorthofen heran.

Das können wir nicht zulassen. Wir müssen eindeutig Stellung beziehen", forderte Uschi Breithaupt von der Aktiven Bürgerliste Egmating (ABE) am Dienstag in der Gemeinderatssitzung. Die Religionslehrerin hatte sich im vergangenen Jahr schon gegen die Windkraftpläne von Egmatings Bürgermeister Ernst Eberherr (CSU) engagiert. Die möglichen Standorte der Nachbargemeinden Aying und Höhenkirchen-Siegertsbrunn reichen nun noch deutlich näher an Egmatinger Häuser heran als die in den umstrittenen Plänen des Bürgermeisters und der Münchener Stadtwerke. Seinerzeit wären die Windräder 1100 Meter von Egmating entfernt gewesen. Das Bürgerbegehren hatte einen Abstand von 1200 Metern gefordert. Am Ende einigten sich beide Seiten auf einen Kompromiss: Die Genehmigung der Anlagen wurde unterbrochen, bis die 21 Landkreisgemeinden am 22. Mai ihr gemeinsames Windkraftkonzept vorstellen.

Aying und Höhenkirchen-Siegertsbrunn hatten im Februar beschlossen, mögliche Gebiete für Windkraftanlagen auszuweisen. Neben Flächen im Hofoldinger Forst sind dabei auch Teile des Waldes zwischen Aying und Egmating sowie zwischen Siegertsbrunn und Egmating vorgesehen. In beiden Gebieten reichen die Flächen direkt an die Landkreisgrenze. Von möglichen Windrädern wären daher die Orte Münster und Neuorthofen betroffen. Beide sind deutlich näher an den ausgewiesenen Flächen als die Münchener Ortsteile.

Fraglich sei, ob es rechtlich eine Möglichkeit gibt, Windräder in den Nachbargemeinden zu verhindern, sagte Eberherr. Verbindlich sei nur die gesetzlich vorgeschriebene Grenze von 800 Metern zu den nächsten Wohnhäusern. "Im Prinzip können wir jeden Schmarrn in unsere Stellungnahme reinschreiben", sagte der Bürgermeister. "Die Frage ist doch, was die anderen damit machen." Er schlug vor, die Nachbargemeinden in der Stellungnahme zur Ausweisung der Windkraftflächen auf die Abstandsregeln im landkreisweiten Konzept hinzuweisen.

Die Formulierung lehnte die Mehrheit der Gemeinderäte als zu schwammig ab. "Wir müssen den Mut haben zu sagen, dass wir die Standorte für zu nah an unserer Wohnbebauung halten", sagte Breithaupt. Mehrere Gemeinderäte wiesen außerdem auf die Gefahr hin, dass die Nachbargemeinden mit der Genehmigung von Anlagen beginnen könnten, bevor das landkreisweite Konzept feststeht. Am Ende einigten sie sich, einen Abstand von 1000 Metern vorzuschlagen.

Rechtlich verbindlich ist das nicht. Ob es jemals Windräder auf den Flächen geben wird, ist aber ebenso fraglich. Derzeit handelt es sich bei den umstrittenen Zonen lediglich um einen kleinen Teil der Gebiete für potentielle Windräder in Aying und Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Ob sich Anlagen dort tatsächlich wirtschaftlich betreiben lassen, ist unklar. Sollte sich ein Investor finden, müssten die Anlagen außerdem noch in einem weiteren Verfahren genehmigt werden.

© SZ vom 10.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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