Energiescouts im Klassenzimmer:Schwitzen für den Klimaschutz

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Das Projekt "EbersbergerKlimaSchulen" möchte Kindern nahebringen, wie umweltbewusstes Verhalten funktioniert. Die Klimaschulen wurden nun bei einer Prämienverleihung für ihr Engagement ausgezeichnet

Von Anna Horst, Ebersberg

Kaum jemanden wird der Klimawandel in Zukunft so sehr betreffen wie die jungen Menschen von heute. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die junge Generation beim Thema Klimaschutz oftmals engagierter zu sein scheint als die ältere Bevölkerung. Nun zeichnete das Landratsamt in der Realschule Ebersberg insgesamt elf Schulen aus dem Landkreis aus, die sich im Rahmen des Projekts "EbersbergerKlimaSchulen" besonders für den Klima- und Umweltschutz einsetzten. Insgesamt 6600 Euro wurden als Prämie an sechs ausgewählte Schulen vergeben.

Das Projekt wird vom Bund gefördert und soll den Schülern aktiven Klimaschutz vermitteln. Seit zwei Jahren existiert es schon, und mittlerweile sind 13 Schulen daran beteiligt. Landrat Robert Niedergesäß lobte bei seiner Begrüßung zur Prämienverleihung das Engagement der Schulen. "Es ist eure Zukunft, deshalb wollen wir, dass ihr möglichst viel über das Thema Klimaschutz lernt", sagte er.

Nicht zu verwechseln ist die Auszeichnung mit der Vergabe des Titels "Umweltschule Europa", den am Montag fünf Schulen aus dem Kreis Ebersberg verliehen bekamen.

Die Zukunft sind sie: Grundschüler aus Forstinning pflanzen eine Hecke. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Tatkräftig unterstützt werden die Schulen von den Energieschulmanagerinnen Marion Eder und Lisa Huber von der Energieagentur Ebersberg. Sie überlegen gemeinsam mit der jeweiligen Schulleitung und dem Hausmeisterteam, wo man Ressourcen wie Wasser und Strom sparen kann. Aus jeder Klasse wird außerdem mindestens ein Schüler zu einem sogenannten Energiescout ausgebildet. Dabei lernen die Kinder und Jugendlichen anhand von Experimenten, wo Energieverschwendung entsteht und wie jeder Einzelne den unnötigen Verbrauch verringern kann. Ihr neu gewonnenes Wissen sollen die Energiescouts dann in den Klassen weitergeben.

Die Lena-Christ-Realschule in Markt Schwaben war von der Idee so begeistert, dass dort gleich alle Fünftklässler die Energiescoutausbildung mitmachten. Die Aktion wurde im Rahmen der Prämienverleihung zusammen mit vielen weiteren Projekten der einzelnen Schulen beim "Markt der Ideen" vorgestellt. Auf Stellwänden hingen mühevoll gestaltete Plakate, auf denen die Schüler ihre Ideen zum aktiven Klimaschutz vorstellten, oftmals in Zusammenarbeit mit Huber und Eder entstanden. Die Grundschule Anzing hatte etwa eine Bienenwoche veranstaltet. Unter dem Motto "Für mich allein kann ich nicht sein" lernten die Kinder, warum Bienen so wichtig für unsere Umwelt sind. Auch die Realschule in Ebersberg beschäftigte sich mit Bienen: Bei einem Fest hätten sie sogar selber Honig geschleudert, erzählt der Bienenliebhaber Andi sichtlich stolz.

Die Ebersberger Realschüler zeigen, wie man Bienen helfen kann. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Gymnasium in Kirchseeon hat - wie viele andere Schulen und das Landratsamt - mittlerweile komplett auf Recyclingpapier umgestellt. Ungefähr eine Million DIN-A4-Blätter würden pro Schuljahr dort verbraucht, sagte ein Lehrer. Diese Menge entspreche sieben bis acht gefällten Bäumen im Ebersberger Forst. Die Umstellung auf Recyclingpapier sei also ein wichtiger Schritt gewesen. Schon vor zwei Jahren hatten die Abiturienten gegen den enormen Papierverbrauch protestiert und im Zuge ihres Abistreichs das Gebäude mit Arbeitsblättern aus ihrer gesamten Kollegstufenzeit verhüllt. Die Aktion hatte damals in ganz Bayern Wellen geschlagen und offenbar zum Umdenken angeregt.

Auch andere Gymnasien des Landkreises haben das Thema Klimaschutz mittlerweile fest in den Schulalltag integriert. Das Gymnasium Grafing und das Humboldt- Gymnasium Vaterstetten boten Seminare an, in denen sich die Oberstufenschüler mit verschiedenen Ansätzen zum Umweltschutz beschäftigen konnten. Die Schüler des Humboldt-Gymnasiums hatten die Idee, in den Schulgängen Bewegungsmelder anzubringen, um Strom zu sparen. Das Licht würde dann nur angehen, wenn sich auch tatsächlich jemand im Gang befindet. Aus Kostengründen hat das Landratsamt Ebersberg den Vorschlag aber abgelehnt.

Die Montessorischule Niederseeon läuft für den Waldschutz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Egal, ob sich die Schüler mit der Regenwaldabholzung oder mit gesunder und umweltfreundlicher Ernährung beschäftigten, ob sie einen Lauf namens "Run for Trees" veranstalteten oder Hecken pflanzten: Worum es beim Klimaschutz geht, haben auch schon die Jüngsten begriffen. Eine Schülerin der Grundschule Forstinning begründete ihren Einsatz für die Klimaschule mit dem einfachen Satz: "Ich will nicht, dass die Welt kaputtgeht."

Nachdem jede Schule ihre Projekte vorgestellt hatte, wurde das Engagement natürlich noch belohnt. Insgesamt 6600 Euro wurden als Prämie an die Dr.-Wintrich- Realschule Ebersberg, das Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben, die Gymnasien Grafing und Kirchseeon, die Lena- Christ-Realschule Markt Schwaben und das Humboldt-Gymnasium Vaterstetten vergeben. Alle hatten sich unter den Ebersberger Klimaschulen besonders hervorgetan. Die Schüler des Humboldt-Gymnasiums bekamen außerdem noch eine besondere Zusage mit auf den Weg: "Über die Bewegungsmelder reden wir nochmal", versprach Landrat Niedergesäß den Schülern.

Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager des Landkreises und Geschäftsführer der Energieagentur München-Ebersberg, sagte, er sei begeistert, was die Schulen alles geleistet hätten. "Jeden Tag entscheiden wir uns bei allen Dingen, die wir machen - beim Duschen, beim Fahren zur Arbeit oder in die Schule, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen. Ich möchte, dass ihr lernt, die richtigen Entscheidungen zu treffen", erklärte er den Schülern. Christian Siebel, Klimaschutzmanager der Stadt Ebersberg, fügte später hinzu: "Bei allem, was ihr lernt: Nehmt auch eure Eltern mit. Erzählt weiter, was ihr gelernt habt. Denn zusammen können wir es schaffen, unsere Klimaziele bis 2030 umzusetzen."

Von Landrat Robert Niedergesäß gibt es eine Auszeichnung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch Lisa Huber sieht die Notwendigkeit, die Eltern der Kinder zu erreichen. Im Zweifelsfall kann es nach dem Schultag für die Schüler auch schon wieder vorbei sein mit dem Klimaschutz. "Wir versuchen deshalb, auch zu den Müttern und Vätern vorzudringen. Zum Beispiel gab es dieses Jahr ein Projekt, bei dem die Kinder Messgeräte für den Stromverbrauch mit nach Hause genommen haben. Die Reaktion der Eltern war dann auch sehr positiv", sagt Lisa Huber. Doch Zielgruppe des Projektes seien in erster Linie die Schulen und Kinder. Und diese haben an dem Vormittag in der Turnhalle der Realschule Ebersberg gezeigt, dass Klimaschutz kinderleicht sein kann.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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