Einstieg ins Berufsleben:Probelauf für die Praxis

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Worauf man bei einem Vorstellungsgespräch achten muss, das lernen die jungen Leute unter ganz realistischen Bedingungen. (Foto: Christian Endt)

Beim Bewerbungs- und Berufsforum der Mittelschule Aßling trainieren Schüler den Bewerbungsprozess. Die Firmenvertreter sind sehr angetan von den jungen Leuten

Von Valentin Tischer, Aßling

Sind alle Praktikumszeugnisse angehängt? Ist der Lebenslauf vollständig? Überzeugt das Anschreiben? Diese waren einige der Fragen, die beim dritten Bewerbungsforum der Mittelschule Aßling im Mittelpunkt standen. Vom Bäcker über die Schokoladenformhersteller bis zur Deutschen Bahn waren 24 regionale und überregionale Unternehmen vertreten, um ungefähr 40 Schülern der neunten und zehnten Klasse ihre Ausbildungsprogramme schmackhaft zu machen und sie beim Bewerbungsprozess zu unterstützen.

Dem Bewerbungsforum in der Mittelschule Aßling liegt ein anderes Konzept zu Grunde, als etwa Berufsmessen. Die Schüler sollen sich hier nicht nur über die Möglichkeiten einer bestimmten Ausbildungsrichtung informieren, sondern von den anwesenden Vertretern Hilfestellung für den Bewerbungsprozess bekommen. Die Schüler wurden in zwei Runden jeweils einem Unternehmen zugeteilt oder konnten gezielt eines auswählen. Mit ihren Gesprächspartnern simulierten sie - mit echten Bewerbungsunterlagen und in einer möglichst realistischen Gesprächssituation - ein Vorstellungsgespräch. Nach dem Gespräch gaben die Unternehmensvertreter den Schüler Feedback zu ihren Unterlagen und ihrem Auftreten und gaben Tipps, wie sie überzeugender werden können. Sobald ein Gespräch beendet war, kam der nächste Bewerber an den Stand und die nächste Vorstellungsrunde begann.

"Für die Schüler ist das eine Bewährungsprobe. Die Gespräche sind sehr konkret und bieten den Schülern echte Praxis", beschreibt Schulsozialpädagoge Erwin Mehl den Veranstaltungsaufbau. "Ich war schon ein bisschen aufgeregt, aber es war ein nettes Gespräch und ich habe auch gleich einen Praktikumsplatz bekommen" sagt der 14-jährige Alexander aus der neunten Klasse, der gerade beim Vertreter der Polizei gesessen war. Mindestens fünf Bewerbungsgespräche sollte jeder Schüler führen, viele Schüler überschritten die Vorgaben.

Die vertretenen Unternehmen und Behörden äußerten sich durchweg positiv von der Veranstaltung. Viele lobten die gute Vorbereitung und das professionelle Verhalten der Schüler in den Gesprächen. "Das Forum war sehr gut. Man hat gemerkt, dass die Schüler dahinter stehen und gut vorbereitet sind", bilanziert der Vertreter des BMW Recruiting Teams, Christian Wand. Er hätte sich durchaus vorstellen können, einige der Schüler, die bei ihm zum Gespräch waren, einzustellen. Auch wenn sich unter den Schülern nicht unbedingt die Interessierten befanden, die BMW gerade sucht, ist Wand nur voll des Lobes für die Schule und die Schüler: "Man kann die Schülern zu so einer Ausbildung und Vorbereitung durch die Schule nur beglückwünschen." Ebenso positiv äußert sich Sylvio Thormann, Werkstattleiter beim Autohaus Ebersberg: "Die Schüler sind freundlich und aufgeschlossen, manchmal ein bisschen nervös. Die drei Leute, die bis jetzt bei mir waren, würde ich auch einstellen."

Zufrieden zeigt sich Sozialpädagoge Mehl: "Das Forum war mindestens genauso erfolgreich wie die letzten Jahre. Es wird tendenziell immer besser. Es gibt zwar kleinere Kritikpunkte und Handicaps, aber insgesamt ist es ein Gewinn für die Schüler und die Unternehmen." Auch Thomas Judt, der eine der Abschlussklassen als Lehrer betreut, stimmt zu: "Es war sicherlich so gut wie die letzten Jahre. Für das nächste Mal wollen wir die achten Klassen noch mehr mit einbinden, denn die müssen teils jetzt schon Bewerbungen schreiben. Da hilft es, sie früh zu fördern."

Dass das Bewerbungsforum keine Alibi-Veranstaltung ist, beweist der Fall der Auszubildenden Isabell Bodmayer. Sie war beim vergangenen Mal noch als Schülern auf der Veranstaltung, jetzt ist sie als Auszubildende bei der Firma Hofmann & Vratny aus Steinkirchen dabei, um ihre früheren Mitschüler für die Ausbildung bei dem Unternehmen zu begeistern. Über das Forum hatte sie ihren jetzigen Arbeitgeber kennengelernt, wurde zum Praktikum eingeladen und dann schließlich zum Azubi. "Es ist sehr interessant, mal die andere Seite zu sehen", sagt sie über die Gespräche mit den Schülern. Dass auch dieses Jahr einige Karrieren gestartet sein könnten, zeigt sich am Stand von Richard Härtter. Schon vier Praktikumsplätze hat der Einstellungsberater der Polizei Freising-Erding-Ebersberg vergeben.

In der abschließenden Feedbackrunde im großen Kreis bekommen die Schüler von den Firmenvertretern noch einige hilfreiche Anmerkungen und Tipps, wie sie ihre realen Bewerbungen besser gestalten können. Viele der Unternehmen bekunden Interesse, bei der nächsten Veranstaltung wieder dabei zu sein.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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