Ein Skandal, der keiner ist:Ei, ei, ei

Wie eine Falschmeldung eine Markt Schwabener Kita zu Ostern in Verruf bringt

"Kindergarten lässt Ostern ausfallen - aber St. Patrick's Day wird gefeiert" lautet jene Zeitungs-Schlagzeile, die einer Markt Schwabener Kita Ende März großen Ärger bereitet. Es braucht keine Investigativrecherche, um herauszufinden, dass es sich hierbei um eine Zeitungsente handelt. Dennoch schafft es das Kinderhaus "Villa Drachenstein" unfreiwillig in die bundesweite Presse.

Der Vorwurf im medialen Aufschrei: Der Träger, die Awo, wolle den bis dato üblichen Osterbrunch durch ein St.-Patricks-Day-Frühstück ersetzen. Ein irischer Brauch, der den einheimischen verdrängt? Und das in Oberbayern? Da ist das Gezeter so groß, dass die CSU gar Anlass für einen Antrag zum Schutz des Osterfestes im bayerischen Landtag sieht. Es folgt eine einstündige Debatte, in der sich alle Fraktionen zu Wort melden. Bis auf die CSU sind alle davon überzeugt, dass der Markt Schwabener St.-Patricks-Day-Skandal keiner ist.

Ein Besuch in Markt Schwaben hätte gereicht, um der CSU diese Blamage zu ersparen. Dort hängen wie sonst auch gebastelte Ostereier und Hasen an den Fenstern, auf einem Tischerl stehen Nester und Osterbücher. An St.-Patrick, den katholischen Heiligen aus Irland, erinnern lediglich zwei Plakate, offenbar von Kindern gemalt und beklebt. Die Awo erklärt, dass man den Osterbrunch lediglich um irische Speisen ergänzt habe, um den Kindern eine fremde Kultur zu zeigen.

Die Kinder der "Villa Drachenstein" kriegen von all dem so gut wie nichts mit, auch nicht, dass die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" die Kita kurz vor Ostern mit Plastikeiern dekoriert. Die Awo nimmt es gelassen und lässt die politische Aktion in einer braunen Kiste verschwinden.

© SZ vom 27.12.2018 / koei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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