Ein Jahr unter neuer Leitung:Viele kleine Meilensteine

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Die Musikschule Vaterstetten geht mehrere neue Kooperationen mit Schulen ein

Von Anja Blum, Vaterstetten

Gute Nachrichten aus der Musikschule Vaterstetten: Deren neuer Leiter Bernd Kölmel, der vor knapp einem Jahr angetreten ist mit dem Ziel, die Einrichtung nach außen hin zu öffnen und so stärker wahrnehmbar zu machen, scheint dabei auf einem sehr guten Weg zu sein. Er kann jedenfalls von diversen neuen Kooperationen, Modellen und Ideen berichten, mit denen Netzwerke geschaffen werden. Und: Ein Interesse, der Wille zum Gespräch sei bei allen Akteuren deutlichspürbar, sagt er.

Vor allem in der Zusammenarbeit mit den Schulen im großen Wirkungskreis der Vaterstettener Musikschule gibt es Neuerungen. "Und genau das sind Projekte mit Zukunft, weil sie die Kinder innerhalb ihres normalen Tagesablaufs erreichen", erklärt Kölmel: Wenn der Instrumentallehrer in die Schule kommt, werden damit elegant sowohl mögliche Hemmschwellen als auch so manche organisatorischen Klippen umschifft. Sprich: Man erreicht Kinder, die sonst eher keinen Zugang zur Musik hätten, sei es wegen Desinteresses der Eltern oder deren Berufstätigkeit.

Mit der Vaterstettener Grundschule an der Wendelsteinstraße zum Beispiel konnte in diesem Schuljahr das Modell der Singklassen verwirklicht werden: Dazu geht ein Mal pro Woche ein erfahrener Pädagoge der Musikschule in alle dritten Klassen, um mit den Kindern stimmbildnerisch zu arbeiten. Für Kölmel eine wunderbare Möglichkeit, den Nachwuchs mit der Musik und seiner Einrichtung in Berührung zu bringen, allerdings sei die Fortführung des neuen Projektes finanziell noch nicht gesichert. "In diesem ersten Jahr teilen sich die beiden Fördervereine, unserer und der der Grundschule, die Kosten, aber es ist leider noch ungewiss, wie es weitergeht."

Ebenfalls neu ist ein Angebot der Musikschule an der Baldhamer Grundschule an der Brunnenstraße: Dort können Erstklässler direkt im Anschluss an den regulären Unterricht lernen, die kleine Ukulele zu spielen. Acht Kinder nehmen laut Kölmel momentan an diesem Unterricht teil, und das Modell funktioniere sehr gut. So gut, dass die Musikschule plant, das Angebot demnächst noch um Keyboard und Melodica zu erweitern. Mit dem Harmonikainstrument nämlich, so Kölmels Hoffnung, könnten wieder mehr Kinder an das Akkordeon herangeführt werden, das derzeit unter einer ihm unverständlichen Missachtung leide. "Dieses Instrument gehört doch zur bayerischen Kultur einfach dazu!" Doch von der Melodica - die ja ebenfalls mittels Tasten und Luftstrom funktioniert - sei der Weg zur Quetsche nicht mehr weit.

An der Grund- und Mittelschule Vaterstetten gibt es bereits Bläserklassen in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe, die von externen Musikpädagogen geleitet werden. "Da wollen wir natürlich nicht in Konkurrenz dazu treten", sagt Kölmel - und hat dennoch einen Weg gefunden für eine sinnvolle Kooperation: Nach der sechsten Klasse gaben die jungen Trompeter, Flötistinnen und Co. bislang nämlich ihre Instrumente wieder zurück, "und das war's dann meistens". Deswegen hat die Musikschule nun das Modell "Bläserklasse plus" entwickelt, ein kleines Ensemble in den Räumen der Schule, in dem interessierte Siebtklässler weiterblasen können. "Und zumindest die Rektorin ist darüber wohl sehr glücklich."

Geplant sind obendrein zwei neue Kooperationen im kommenden Schuljahr: Das Gymnasium Vaterstetten und die Musikschule wollen im Tandemsystem eine Streicherklasse etablieren. Wenn 15 bis 20 Fünftklässler daran Interesse hätten, könnten sie zusammen an Streichinstrumenten unterrichtet werden - innerhalb des normalen Stundenplans. "Vielleicht kommt sogar eine eigene Klasse dafür zustande, das wäre natürlich wünschenswert", sagt Kölmel. Die entsprechende Information an die Eltern werde demnächst herausgegeben. Genauso wie an der Realschule Poing, dort ist eine Bläserklasse geplant. In beiden Fällen soll ein Vertrag zwischen Schule und Musikschule sicherstellen, dass für alle teilnehmenden Kinder, unabhängig vom Wohnort, der selbe Tarif gilt, erklärt Kölmel.

Etwas länger schon arbeiten die Musikschule und die Grundschule Parsdorf zusammen, dort gibt es das integrative Projekt "Pamukids", die Parsdorfer Musik-Kids. Unter diesem Namen musizieren hier Kinder mit Handicaps - aus einer sogenannten Partnerklasse der Korbinianschule des Steinhöringer Einrichtungsverbundes - mit nicht behinderten Erst- und Zweitklässlern zusammen. Die Gemeinde Vaterstetten fördert dieses Projekt. Ebenfalls um Integration geht es an der Seerosenschule in Poing, einem Sonderpädagogischen Förderzentrum. "Dort ist einer unserer Pädagogen mit spezieller Ausbildung im Einsatz, es gibt eine Holzbläsergruppe sowie zwei Klassen, die im Verbund miteinander musizieren", erklärt Kölmel. "Musik für alle - das wird hier wirklich gelebt!"

Trotzdem sich im vergangenen Jahr also einiges getan hat an der Vaterstettener Musikschule, sieht deren neuer Chef noch viel Luft nach oben, sprich weiteres Potenzial für Kooperationen. An den Grundschulen in Zorneding und Neukeferloh zum Beispiel seien für Ende März Aktionstage geplant, um Schüler wie Pädagogen für die Angebote der Musikschule zu begeistern. "Da kommen wir mit einem kleinen Orchester aus Lehrern, die natürlich gemeinsam spielen und ihre Instrumente vorstellen, danach dürfen die Kinder sie sogar selbst ausprobieren." Aber auch in Poing gebe es noch jede Menge Schulen, mit denen man kooperieren könnte. "Und nicht zu vergessen die ganzen Kitas, diesen Bereich wollen wir auch noch ausbauen."

Das Wichtigste dabei ist für Kölmel, kreativ und flexibel im Gespräch zu bleiben. "Denn nur so kann man Nischen finden, das heißt, individuell passende Angebote für den jeweiligen Partner, die Kinder und die Eltern." Schließlich müssen für guten Musikunterricht viele Faktoren passen: die Inhalte, der Raum, die Zeit und die Kosten. Für den neuen Leiter steht fest: "Wir wollen als Bildungsakteur ein Partner auf Augenhöhe sein", und dieses Ziel verfolgt er, Schritt für Schritt, einen "Meilenstein" nach dem anderen.

© SZ vom 02.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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