Edeltraud Rey:Hitparade mit Übersetzungshilfe

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Die Musikkabarettistin aus Jakobneuharting tritt im Glonner Marktblick auf. In ihrem Programm verarbeitet sie Geschichten aus dem echten Leben - und spielt gekonnt mit der bairischen Mundart

Interview von Andreas Junkmann

Sie macht sich über die Absurditäten des Alltags her, legt gerne den Finger in offene Wunden und hat dabei eine gehörige Portion Boshaftigkeit und Sozialkritik im Gepäck: Die Liedermacherin und Musikkabarettistin Edeltraud Rey aus Jakobneuharting tritt am Freitag im Steinbergers Marktblick in Glonn auf. Im Interview spricht die 56-Jährige über die Bedeutung von Dialekt und erklärt, warum Spontanität auf der Bühne so wichtig ist.

SZ: Sie sind bekannt dafür, bei Ihren Auftritten mit dem Publikum zu interagieren. Müssen sich die Glonner am Freitag also aufs Mitmachen einstellen?

Nein, das nicht direkt. Aber wenn ich etwas auf der Bühne spiele, dann kommen ja automatisch Reaktionen von den Leuten. Die versuche ich dann spontan in das Programm aufzunehmen. Ich habe festgestellt, dass so häufig die lustigsten Sachen entstehen.

Haben Sie ein Beispiel?

Ich kann mich an einen Auftritt erinnern, bei dem ich was über die Walpurgisnacht erzählt habe. Dann hat ein Mann auf die Bühne gerufen, ob das der Abend ist, an dem die immer diese Buchstaben an die Türen schreiben. Auf so eine absurde Idee kommt man ja selber gar nicht. Das kann man sich nicht ausdenken.

Das klingt jetzt aber schon ein bisschen fies dem armen Mann gegenüber...

Ganz und gar nicht. Ich bin zwar hinterfotzig und gemein - aber nur zu mir selber. Auf der Bühne bin ich echt und authentisch. Da erfinde ich auch nicht groß was, sondern erzähle einfach Geschichten aus dem Leben. Dadurch, dass ich auf das Publikum reagiere und die Zwischenrufe aufnehme, wird jeder Auftritt zu einem neuen Abenteuer. Das ist das Spannende an meinem Beruf.

Man merkt, Sie sind mit Leib und Seele bei der Sache.

Ich sage immer, dass ich nie wieder arbeiten muss, weil ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Ursprünglich wollte ich Sängerin werden, also so richtig, wie die im Fernsehen früher in der Hitparade. Aber inzwischen ist die Bühne zu meiner eigenen Hitparade geworden.

Ein zentraler Bestandteil Ihrer Auftritte ist die bairische Sprache. Was bedeutet Dialekt für Sie?

Ich bin viel in ganz Deutschland unterwegs - und für mich ist es fürchterlich, wenn ich nicht höre, wo ich gerade bin. Wir waren mal in Berlin mit dem Taxi unterwegs und hatten einen Fahrer, der so richtig schön berlinert hat. Darüber haben wir uns genauso gefreut wie er, dass er richtige Bayern im Auto hatte. Durch Dialekt entstehen einfach wunderbare Begegnungen. Da ich schon mein ganzes Leben lang Bairisch spreche, muss ich mich auch auf der Bühne nicht groß verstellen. Ich habe sogar schon erlebt, dass Leute nach dem Auftritt zu mir kommen und dann ganz überrascht feststellen, dass ich ja in echt auch so rede.

Zumindest Ihr Nachname klingt nicht wirklich bayerisch...

Ist er auch nicht. Die Vorfahren von meinem Mann stammen ursprünglich aus Spanien. Und ein Teil meiner Familie kommt aus dem Erzgebirge. Wir sind also eine recht bunte Mischung. Aber genau das hat bei mir auch schon sehr früh das Bewusstsein für Dialekte geweckt.

Sie haben also Auftritte in ganz Deutschland. Versteht das denn jeder, wenn Sie auf der Bühne einfach so reden, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist?

Das kommt ein bisschen darauf, wo man spielt. Wenn ich wie am Freitag in Glonn in meinem Gäu auf der Bühne stehe, dann kann ich ganz normal reden. In München muss ich mich dagegen schon ein bisschen anpassen. Und wenn ich irgendwo weiter nördlich unterwegs bin, dann versuche ich eben, die Wörter ganz sauber auszusprechen. Außerdem verteile ich bei meinen Auftritten seit etwa 15 Jahren kleine Übersetzungsblätter mit bairischen Ausdrücken, auf denen man nachschauen kann, wenn man etwas mal nicht versteht. Das meiste ergibt sich aber eh aus dem Kontext.

Wie kommt das beim bayerischen Publikum an, wenn plötzlich Übersetzungshilfen ausgegeben werden?

Eigentlich ganz gut. Ich bekomme dann oft mit, wenn die Leute darüber diskutieren, welche Wörter sie noch von früher kennen und jetzt schon länger nicht mehr gehört haben. Man merkt einfach, dass bestimme Begriffe nach und nach aus dem Sprachgebrauch verschwinden.

Das wird ja auch dem Dialekt im Allgemeinen prophezeit. Sie sind Zweite Vorsitzende des Fördervereins für bairische Sprache - wie sehr blutet Ihnen das Herz, wenn vor allem immer weniger jüngere Leute Dialekt sprechen?

Es ist natürlich ein wahnsinnig schöner Sprachschatz, der da nach und nach verloren geht. Ich habe aber das Gefühl, dass es inzwischen wieder besser geworden ist. Mein Sohn zum Beispiel kommuniziert ausschließlich auf Bairisch, also auch per Whatsapp. Dialekt scheint wieder in zu werden. Wir vom Förderverein gehen auch in Schulen und sprechen mit den Kindern über die bairische Sprache. Wir wollen das Bewusstsein wieder stärken, dass Dialekt sprechen nichts Schlimmes ist.

Solche Überzeugungsarbeit leisten Sie in gewisser Weise ja auch mit Ihrem Programm "Ois echt und ehrlich". Um was geht es da?

Ich sage ungern, dass es ein "Best of" ist. Diese aus dem Englischen übernommenen Begriffe sind mir irgendwie zuwider. Also nennen wir es eine bunte Mischung aus meinem Repertoire. Bei mir ist es so, dass es eigentlich keine festgelegten Programme gibt. Wenn ich auf ein Lied mal keine Lust hab', dann spiele ich es auch nicht.

Am Freitag in Glonn haben Sie ja sozusagen ein Heimspiel. Ist das ein besonderer Auftritt für Sie?

Ja, das kann man schon so sagen. Vor allem auch deshalb, weil ich in Glonn meinen ersten Auftritt nach meiner Kinderpause hatte. Ich hab zwar auch schon davor eigene Lieder geschrieben und gespielt, aber da ging es dann erst wieder so richtig los.

Edeltraud Rey mit "Ois echt und ehrlich", Freitag, 25. Januar, um 20 Uhr, Steinbergers Marktblick in Glonn. Kartenreservierung unter: www.steinbergers-marktblick.de oder (08093) 9031 66.

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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